D-Q6392

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Item:Q6392

Transcript

Willkommen, geliebter Bruder in einer Gesellschaft zu hohen Zwecken verbundener Menschen! – Nach Ihrem Ersten im abgewichenen Meher eingereichten Q[uibus]. L[icet]. geäusserten unbefangenen Offenherzigkeit, wünsche ich Ihnen nicht Glück zum Eintritt in unsre Verbindung, sondern verspreche Ihnen mit Zuversicht, durch dieselbe Zufriedenheit.

Lassen Sie's sich nicht befremden, daß die ersten Vorst[eh]er, oder der Kürze wegen, sogenannte Obere des Ordens, daß selbst ich, der ich Ihr innigstes Vertrauen als Ihr uneigennützigster Freund, zu verdienen hoffe, Ihnen unbekannt bleiben! Ohne diese Unbekanntheit könnten diese Männer, so viel Gutes zum Besten der Menschheit nicht wirken. Zudem verlangt man von Ihnen weder blinden Glauben noch blinden Gehorsam, und, wenn Sie (2) in der Folge nicht überzeugt werden sollten, daß das Institut auch Ihnen, und durch Sie wieder der Menscheit nützlich seyn könne: oder wenn Sie finden sollten, daß irgend etwas von Ihnen begehrte, welches wider Ihre Pflichten [worunter ich allerdings die standhafte Behauptung der Rechte der gesunden Vernunft mit rechne] liefe: so kann Sie Nichts zwingen, bey Uns zu bleiben.

Ihre Aengstlichkeit, in eine geheimen Verbindung zu gerathen, deren Zweck ist Aberglauben, Vorurtheile und Dummheit auf alle mögliche Weise zu erhalten und fortzupflanzen, überzeugt mich aber, daß Wir an Ihnen ein sehr anhängliches, thätiges Mitglied haben werden. In dieser Ueberzeugung fodre ich Sie auf, um sich her zu schauen, und wo Sie ein schädliches Vorurtheil, eine Unordnung in der bürgerlichen Gesellschaft entdecken, Uns solche anzuzeigen, nebst Ihrem Gutachten, wie ihnen entgegen zu arbeiten sey. Sie mögen dieses nun in frey gewählten Ausarbeitungen zum Vorlesen in den Versammlungen, oder in Ihren QQ.LL. thun, so soll der Saamen der Wahrheit nie auf Felsen fallen; und, wo es nöthig, wollen wir Ihnen Rath und Beystand zu verschaffen suchen. Vereinigte Kräfte richten mehr aus, als eben die Summen vereinzelt. – Nur müssen wir nie vergessen, daß manches verjährtes Vorurtheil, manche schädliche Unordnung, dergestallt in die bürgerlichen Systeme verwebt sind, daß man sie nicht geradezu angreiffen darf, ohne eben durch den zu frühen Angriff ihre Ausrottung noch lange Zeit hinauszurücken.

Wir werden uns über alle dergleichen Dinge zu unterhalten, ofter Anlaß und Gelegenheit haben. Für heute füge ich eins noch hinzu, daß Sie mit der zuverlässigsten Sicherheit rechnen können auf die Liebe und Verschwiegenheit

Ihres
treuen Bruders
Basilius