D-Q3038

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Commentary

Transcript

praes. d. 15ten octbr. 85.

Hochwohlgebohrener Herr,

Gleich von der Zeit an, als ich hörte, daß
Eur. Hochedelgeb. von Gotha wieder zu-
rück nach Buttstädt gekommen waren
nahm ich mir vor, Sie in einer gewißen
Sache die mir bisher sehr viel Unruhe
gemacht hat, um Ihren gütigen Rath
gehorsamst zu bitten, und theils die
Gewogenheit, womit Sie mich schon
in meiner ersten Jugend beehrt
haben, theils auch die genauere Ver-
bindung, in welcher ich mit Ihnen|<2>
zu stehen die Ehre habe, laßen mich hoffen
daß ich keine Fehlbitte thue.

Ich weis mein Bester Sie sind Maurer,
und ich bins auch. Der 6te Decbr. des vorigen
Jahres, war der merckwürdige Tag,, auf den
ich seit vielen Jahren gehoft hatte. Mit
der größten Erwartung, reißte ich nach Quer-
furt, und nachdem ich 30 rthl.–.– für
meine Reception bezahlt, und die gewöhn-
lichen Proben ausgestanden hatte, wurde
ich nunmehro zum Mitgliede dieses er-
habenen Bündnis aufgenommen.

Dieser Schritt, mach dem Begriffen die
ich von diesem Orden hatte, gewiß einer
der merckwürdigsten Schritte meines
Lebens, wird mich nie gereuen. Wenn
ich aber sagen sollte, daß diese Verbin-|<3>
dung bißher ganz weniger Hoffnung ent-
sprochen hätte, so redete ich wider due
Mehrheit. Erlauben Sie mir daher daß ich
Ihnen diejenigen Zweifel, die ich habe, frei
gestehen darf, und ist es nicht wieder Ihre
Pflicht, meinen [***] aufgenommenen Bru-
der, in erlaubten Sachen einigen Unter-
richt zu geben, so geben Sie ihn mir, und
versichern sich, daß ich Ihnen den wärm-
sten Danck zeitlebens dafür sagen wer-
de-

Glauben Sie nict daß ich bey meiner
Reception, die innern Geheimniße
des Ordens zu erfahren gewünscht habe,
nie! Denn wenn hierbey nicht be-
[***] sey kan erfahren, und der Charackter
wies ieden Mitglieds, nicht erst lang|<4>
genug geprüft würde; so hätte sich dieser
Orden seit so vielen Jahrhunderten, nicht
bis hier her, in seinem G[***]e erhallten
können. Daß nie einer aver, außer den
gewöhnlichen Zweifeln weder von dem
Ursprunge unserer Loge, noch von dem
Unterschiede zwischen der strikten,[1] und
laten Observanz,[2] und von andern der-
gleichen ganz gleichgültigen DSachen, deren
ich noch eine gantze Menge erzählen, wollte
keinen nähern Unterricht gegeben hat.
deren kann ich keine Ursach entdecken.

Die Pflichten die mir zu befolgen
anbefohlen wurden, habe ich bisher, so
viel mir möglich war, zu erfüllen
gesucht, und dennoch bin, und weis|<5>
ich nichtmehr, als ich vorher [***] und müßten
diejenigen Tage wenn Loge gehalten
wird, werden uns in den Versammlung-
gen allemahl bekannt gemacht, und
nun zahlt ieder seinen monatlichen
Beytrag, giebt nach Gelegenheit für
[***] zu Erben [***] eubes Handwerks
wie [***] [+++] ist und trinckt, und
geht nun wieder nach Hause.

Wenn ich nicht sehr vor meinem
Eintritte in Irden hie und da ge-
lesen hätte, daß man hier für das
Wohl der Menschheit zu arbeiten
pflege, und wenn ich nicht der
Herr Geh. Rey[***] au[***] Schaart zu
W[***] [***] Jahre gefragt
hätte, ob er in [***]ch fleißig arbeiteten?|<6>
so würde ich mich bey unserer Verfaßung
beruhigen, und es würde mir schon
genug seyn den ehrwürdigen Nahmen
eines Maurers zu führen. So bald
Sie mir aber ebenfalls versichern, daß
man in diesem Zirckel würcksamer
seyn kann als andere Menschen, so
glaube ich, daß unsere Logen[***]
der nicht thätig genug ist, oder daß ich
erst, um dieses zu erfahren, mehrere
Grade in dem Orden erlangen müße.

Sollte es des letztere seyn, und soll-
ten mir mithin einige Schriften
die ich darüber gelesen habe, falschen
Unterricht gegeben haben, so werde
ich, so beschwerlich mir auch der er-|<7>
forderliche Aufwand an 25 rthl.–.– für
die mir versprochenen zweiten Grad
und wiederum 30 rthl.–.– für den
3ten fallen sollen, dennoch weiter vor-
zurücken, und dadurch diejenigen be-
friedigung, welche mich schon som lanmge
für diesen Orden beseelt hat, und ge-
wiß nicht den geringsten Eigennutz,
zum Gegenstande hat, zu erangen
suchen.

Dieses ist es als werthester Obr.[3] wor-
inne ich Aufschluß von Ihnen wünsche.
Können Sie mir selbigen geben? Nu
denn versichern Sie sich erstlich der heilig-
sten Verschwiegenheit, von meiner
 Seite, und diese verspreche ich mir auch|<8>
von der Ihrigen, und hernach glauben
Sie daß Sie sich dadurch ewig verbinden

Euer hochedelgeb.

gehorsamsten Diener und O[...]
Wilhelm Christoph Eisenhuth

Eckardsberga
den 15 Octobr.
1785.

Notes

  1. Strikte Observanz Item:Q10679.
  2. Late Observanz Item:Q74887.
  3. Ordensbruder