D-Q5217

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Commentary

Schenk schreibt über seine neue Aufgabe, das Verfassen monatlicher Q.L. und wie ihn das in seinen Augen gegenüber den Oberen nachteilig werden könne, da er das Gefühl hat,
seine Schwächen gegenüber fähigerer Männer offenbaren zu würden.
Auf der zweiten Seite folgen Aussagen zu seiner Ausbildung in Kameralistik, Bergbau und Wirtschaftssachen, jedoch auch zu seinen Schwächen beim Schreiben von Aufsätzen für den Orden.
Dieses Eingeständnis, so hofft er, stimme die Oberen milde und lasse sie seine Defizite mit Nachsicht behandeln.

Transcript

Quibus licet
am 14ten Januar 1784.

Es ist eine meiner neuen Pflichten, monatlich ein quibus licet zu
fertigen und unterthänigst zu überreichen. Dieses Geschäfte würde eines
meiner angenehmsten seyn, wenn ich weniger meiner Schwäche fühlte,
und diese mich [***] fürchten machte, daß in den Augen soviel erlauchteter
Personen, diese Briefe meiner geringen Fähigkeiten, mir nachtheilig
seyn könnten.
Ich weiß zwar wohl, daß die gelehrtesten die aufgeklärtesten
Männer mehrtheils die Nachsichtsvollsten, die am wenigsten Eingebildeten
sind; und wenn mein Abstand nicht zu groß wäre, könnte ich mich
wohl einigermaßen damit beruhigen. Aber, - wenn ich bedenke
daß es [***] anders als auffallend seyn würde, unter einer Anzahl
Adlere, welche von einer Sonnenreise auszuruhen, sich aber nieder-
gelassen hätten, eine Krähe, die den Gegenstand jener bewunderungs-
vollen Reisen entweder gar nicht, oder bloß dem Nahmen nach kannte,
zu finden; dann mache ich mit verdoppelter Kunst die Anwendung [***] mich,|<2>
und wünsche, daß Erziehung und Umstände diese Vergleichung weniger
wahrscheinlich gemacht hätten.
Rechnungswesen in Cameral-Berg-Bau- und Wirtschaftssachen war
3 Jahre lang meine mehreste Beschäftigung, und das Zutrauen und Lob meiner
Vorgesezten, bestärken mich in der Meinung, daß ich in dieser Sache am
nüzlichsten seyn würde, da ich den Vorsatz hatte, ein eben so treuer als
fleissiger Vicar zu werden; wozu ich auch damals vielvermögende und
edeldenkende Personen, deren Andenken ich stets segnen werde, so bilden
suchten. da aber meine jetzige meiner vorherigen ganz
entgegengesezt ist: so sehe ich keine Möglichkeit auf was Art
ich Vertrauen und Beyfall meiner verehrungswürdigen Obern
erwerben und verdienen soll; da meine Feder, gewohnt nur
Rechnungs-Extracte und höchstens trockene Acten-Auszüge zu machen
ungeschickt zu literarischen oder doch sonsten, tiefgedachten und
ausgiehernden(?) Aufsätzen, vor so viele Kenner, ist.
In diesem betrachte schien mir der geradeste Weg zuseyn meine
Schwäche zugestehe, um in der Folge keine Erwartung täuschen zu dürfen
zugleich aber auch um gereinigteste Nachsicht unterthänigst zu bitten.

Robertus Steffanus

Notes