D-Q6333

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Commentary

Transcript

Fabius

Geliebter Bruder!

Ehe ich auf ihre bisherigen QQLL Etwas sage
muß ich erst, zum bessern Einverständnis ein
Paar allgemeine Bemerkungen voraus schicken.

a) Zweck der QQLL ist: daß der Orden
durch monatliche Beantwortung der
vorgeschriebenen 4 Fragen, erfahre ob der
Recipient mit seinem Recipiten gesetzmäßig
verfahre? Ob ihm Geld abgenommen?
Ob ihm Aufgaben zur Ausarbeitung
gegeben, und welche? Und endlich, ob er
Wünsche habe, die ihm der O. befriedigen könne.

b) Zweck der so genannten Reprochen Zeddel
die man auch Gewissens-Correspondenz nennen könnte
ist, (a) dem Bruder zu zeigen, daß man sein
Q.L. erhalten. (b) dem Bruder zuweilen die
Stimme eines unbekannten, aber treuen Freundes
hören zu lassen, wenn er wohl ihn leiser Weise
in Gefahr steht, diese [***] Seite, entweder
an sich selbst, an andern Menschen oder auch
Dingen um sich her falsch zu beurtheilen.

Dieser brüderliche Rath, Warnung oder Weisung
alles zu benehmen, was dem Rathe eines Freunds
zuweilen Unangenehmes und Kränkendes anklebt,
bleibt die Person des treuen Basilius ewig
unbekannt. Er kann also bey dem. was er
nöthig findet einem Bruder zu sagen, nicht
die allermindeste selbstsüchtige Absicht hegen
Sein Lohn ist bloß, die Beförderung seiner reinen
Absicht auf das Beste des Brs.,[1] das liegt ganz
deutlich in der Natur seines geheimen Betreffs
der zu weilen nur in einem kurzen Spruche
besteht, welcher aber allemahl einen Sinn
so tief er auch liegen mag, auf die Gemüthslage
der Br. hat. Aber, da platterdings kein anderer
als Basilius und der Br. ein Wort von
dem Inhalt dieser Correspondenz erfährt: so
kann und darf es nicht unangenehm auf-
fallen, wenn Bas. ohne Complimente kurz,
deutlich und offenherzig schreibt. Er ist Mensch
und kann sich irren, und weiß es; daher
nimmt er gern Gegenerklärungen an.
Kurz er sucht nichts mehr als Wahrheit und [***] dem
allgemeinen, besonders das Beste der Brüder.|<2>

Dieses Ein für allemal voraus gesetzt, folge
ich der Ordnung Ihrer Quibus Licet, um auf
jedes ein paar Worte zu sagen.

auf Meher 1155[2]

Sehr schlimm, wenn eheliche Verbindung,
ihrer Natur nach, der Freundschaft nachgesetzt
werden müßte. Klopstock sagt an einem
Orte: "Ehe und Freundschaft wachsen aus einer
"Wurzel, und die Erste trägt einige Blumen
mehr" Man wähle keine andere Frau, als
mit der man Freundschaft unterhalten könne:
Wer ein Weib wählr, mit dereen Geiste er nicht
harmonieren kann, der setzt sich ein Eanteore[?]
bloß um einem leichten Schnupfen zu vertreiben
Ihr Q.L. war also nicht reif durchdacht.

Zum Aban. e.a.[3]

Überraschung ist nicht immer ein
Zeichen der Feigheit, besonders wenn solche
bald der Fassung Raum läßt. Jeder Mensch
thut wohl, sich oft in Gedanken in allerley
Gefahrvolle Lagen zu setzen, und darauf-
zu sinnen, durch was Mittel er sich heraus-
ziehen könnte. Diese Mittel werden ihn dann
bey wirklich eintretenden ähnlichen Gefahren,
als schon gedacht um so leichter wieder einfallen.

Ein Feuer Inspector muß allerdings
nicht von dem Orte, wo er sein Amt erreichen
soll entfernt wohnen. Eigentlich soll
er keinen ganzen Tag oder Nacht von dem
Orte entfernt seyn, ohne seine Stelle einem
andern richtig instruirten Manne aufzu-
tragen. Ist die Feueranstalt an Ihrem
Orte mangelhaft: so entwerfen Sie doch
einen Plan, wie solche, nach em Local-
verhältniß [***] werden könne?
und theilen sokchen durch ein Q.L. mit.
Viel gutes, und im allgemeinen, das Beste
über diese Materie finden Sei in den
gedruckten Hamburgischen Feuer Verordnungen

Ader. e.a.[4]

Man kann seinen besten Freund, und
also auch seinen leibligen Bruder zum Mitgliede|<3>
des Ordens vorschlagen; und dies thut man bey
seinem Recipienten. Die Schilderung von
dem Charakter des Aufzunehmenden muß wahr
und von Vorliebe frey seyn; auch die wahren
Ursachen angeführt werden, warum man die
Aufnahme wünscht. Vollkommene Menschen
bedürfen des O.s nicht. Unverbesserliche
— wünscht der O. nicht.

Auf Din. e.a.[5]

Diesen Aufsatz scheint für ein öffentliches
Blatt geschrieben zu seyn. Wollen Sie, daß er
durch Mich in eines befördert werde: so zeigen
Sie mir ienes in Ihrem Q.L. an — hier nur:
das unehelige Kinderzeigen[6] mit Schimpf zu
belegen hat wohl eigentlich seinen Grund
in der Idee welche die Christen
mit der Keuschheit verbanden; worauf
auch der Coelibat der Mönche und Priester —
zum Vortheil der römischen Hierarchie
gebaut ist. Aber, wenn auch diese Ideen,
wie sichs anläßt, geschwächt, oder gar
verlässt würden, sollte es wohl gleichgültig
seyn, ob man den eheligen Kindern
mehr Rechte gäbe, als den uneheligen? Da
jetzt der [***], besonders in großen Städten
den Ehen so große Hindernisse mitten in den weg legt.
So lange die Gesetze über Monogamie, über
Ehrhaten, und über Concubinat stehen, ,üßen
die Menschn zum Ehestande gedrukt werden;
und in so ferne möchte einiger Unterschied bey
Taufen u.s. w. nicht ganz [***] seyn, Das
Denken in der Kirche für ein [***]
Kind, dürfte wohl so lange die Christen Religion
steht, nicht eingeführt werden können. Übrigens
verdient diese Materie das meiste Nachdrucken
und öffentliche Untersuchung.

Bahmann. e.a.[7]

Meister Jung[8] wohnt am unrechten Orte
um mit seinen künstlichen Schlössern viel
Glück zu machen. Das beste was man für ihn
thun kann, ist ihn in öffentlichen Blättern
bekannt zu machen, Schicken Sie deswegen
ein ordentliches advertisement ein; und es
soll besorgt werden|<4>

Zum Schariver. e. a.[9] sagen Sie, "Ihr Recipient
"betrage sich noch so zurückhaltend gegen Sie
"als vorher" — Wissen Sie uns davon keine
wahrscheinliche Ursach anzugeben? Ihr Wunsch
wegen des Namens ist erfüllt. Was für
Wünsche haben Sie noch, in Ansehung des O.s
und Ihres Recipienten?

Esphendermeh. 1156[10]

Mit der Aufklärung der Advocaten scheint
es noch nict so nahe zu seyn- Indessen wäre
eine gut durchdachte, detailierte Abhandlung
dieser Materie vielleicht eub Wort genau
zu seiner Zeit. Und Sie wären der Mann, der
sie schreiben könnte. Daß solche gedruckt
werde dazu wollen Wir gern behülflich
seyn, wen Sie keinen leichteren Weg wissen.

Pharvard. 1156[11]

Wenn Sie die Materie, die sie hier berühren
(die Rechtmäßigkeit des Büchernachdrucks nämlich)
genau unbefangen, und ohne die einzige
Rücksicht aus die Wohlfeilheit der nach-
gedruckten Bücher, durchdenken wollen:
so werden Sie finden, daß Sie sich geirrt
haben. Heute kann ich mich unmöglich hierüber
in ein Detail einlassen. Wenn Sie es aber
ausdrücklich wünschen, so soll es künftig
geschehen. So viel nur: Ich begreife nicht, wie
Sie es billigen können, daß ein Gesetz Geber
nach freyer Willkühr mit dem Eigenthum
der Bürger des Staats verfahre? — Und haben
Sie beym Nachdenken, wenn er noch mehr über-
hand nimmt gerade die Bücher vertheuern
muß? die Erfahrung lehrt es ja schon!

Ardibehescht. e. a.[12]

Das Copialbuch vom Closter Marienthal
wollen wir Ihnen, wo möglich zu verschaffen
suchen. Nur müssen Wir einen discreten
Gebrauch davon andringlichst empfehlen.

Chordat. e. a.[13]

Ihr in artigen Wesen ausgedrückter Wunsch
wird, so bald es die Umstände zulassen
erfüllt werden.|<5>

Nun noch ein Wort der brüderlichen Warnung.
Sie sind sehr geneigt, sich von der Lebhaftig-
keit Ihres Temperamentes hinreissen zu lassen:
Ihren ersten Einfällen und Gedanken zu
folgen, ohne solche von allen, oder doch von den
meisten Seiten richtig zu betrachten. Dieser
Temperantentsfehler kann unangenehme Folgen
haben. Diesen werden Sie großentheils vorbauen,
wenn Sie nie in der ersten Anwandlung
schreiben, oder nichts für geschrieben ansehen was
Sie nicht nach etlichen Tagen in einer kalten
ruhigen Stunde wieder durchgesehen haben.

Ihr treuer unbekannter Bruder und Freund

Basilius.

Notes

  1. Bruders
  2. Auf den Oktober 1785, siehe Item:Q4927.
  3. Auf den November 1785, siehe Item:Q4928.
  4. Auf den Dezember 1785, siehe Item:Q4929.
  5. Auf den Januar 1786, siehe Item:Q4919.
  6. Im Sinne von Kinderzeugen.
  7. Februar 1786, siehe Item:Q4920.
  8. [Schlossermeister] Junge [Buttstädt] Item:Q40309.
  9. Auf den September 1785, der Bezug gilt Item:Q4926.
  10. Der Bezug gilt dem Quibus Licet vom 18. März 1786, Item:Q4921.
  11. April 1786, siehe Item:Q4931.
  12. Mai 1786, siehe Item:Q4932.
  13. Juni 1786 - der Bezug bleibt unklar. Passend und von der Datierung richtig wäre ein QL, das Lauhn auf den Chordat 1156 ausstellte, zu erwarten wäre eigentlich eon QL, das Lauhn irrig auf Chordad 1155 datierte, da er im Sommer 1786 diese Datierung konsistent wählte. Nicht das ein noch das andere ist nachweisbar und das undatierte SK11-252 Item:Q4935 birgt keinen "Wunsch", dem hier entsprochen werden könnte.