D-Q6355

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Transcript

Adar auf Meher

Eccard

Geliebter Bruder!

Mein Amt ist geheime gewissens Correspondenz und
unsere Brüder zu führen und dieses zwar um
so sichrer und vertrauensvoller, da keiner je
meine Persönlichkeit kennen lernt. Diß letzte Ein
für Allemal voraus gesetzt, sage ich Ihnen heute!
Willkommen, mein Bruder, in einer Verbindung,
die nicht den geringsten Eigennutz, sondern bloß
das höhere Beste der Menschheit, und also bloß all-
gemeine Wohlthätigkeit, worunter auch die mora-
lische Vervollkommnung unsrer Aller [zählet] [1]
zum letzten und endlichen Zweck hat.

Das sey das einzige Licht, in dem Sie
alles Bestreben des Ordens und alles dessen,
was ich nöthig finden möchte, Ihnen von Zeit
zu Zeit als ein unbekannter aber treuer Bruder
zu sagen, ansehen und beurteilen mögen!

Für heute nur dieses: Was Sie in Ihrem ersten
Aufsatze als selbst gelebte Geschichte der Freymaurerey
und als Ihre Bewertung darüber sagen,[2] ist
leider, nach unsrer eignen Erfahrung, wahr. Und
Grade, um diesem Unwesen nach besten und in
einem Mittelpunkt vereinigten Kräften zu steuern,
ist, nebst andern mit, der wohl gemeinte End-
zweck unsrer stillen und geheimen Verbindung.

Je willkommener diese Absicht Ihrem Herzen ist,
je mehr sind Sie uns lieb, und je mehr werden
auch Wir Ihnen, nach dem Maaße, als Sie uns näher
kennen lernen, liebwerden. Wir wissen, daß
auch die Loge in Querfurth auf Abwege ge-
leitet ist; aber ich muß Ihnen anrathen, diese
Loge nicht zu verlaßen, gerade deswegen,
weil Sie den Mitgliedern derselben in
der Folge nützlich werden können. Aber, lassen
Sie sich dort nie merken, daß Sie in einer andern
verbindung stehen, Sie würden sonst den Ihnen
mit der Zeit möglichen guten Einfluß verlieren.

Und daß diß unser einziger Wunsch bey diesem
meinen treuen Rathe sey, werden Sie mit der
Zeit sehr deutlich einsehen lernen, so wie, daß
Sie keinen treuern Freund und Bruder haben können
als Ihren
Basilium.

N.S. Ueber Ihre Gedanken
über den Kinder mord sage ich
Ihnen nächstens Etwas.

Notes

  1. Das Wort wurde sinngemäß ergänzt, da Bode sich an diese verschrieben zu haben scheint (er schreibt zweimal „zum letzten“)
  2. Der Bezug gilt offenbar dem Brief Wilhelm Ernst Christoph Eisenhuths an Friedrich Christian Rudorf, Eckartsberga, 1785-10-15 Item:Q3038.