D-Q6547

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Commentary

Summary and Transcript

Ich wünschte den trauten Ton so völlig
treffen zukönnen, der Sie bis zur höchsten
Evidenz überzeugte, daß ich, in dem,
Ihnen bis ans Ende geheimen Verhältnisse,
und bey nur einiger menschlichen Gesinnung
und dem geringsten Grade von vernünf-
tiger Besonnenheit, nicht den Vorsatz
haben kann, Ihnen nur eine Secunde Ihres
Lebens unangenehm zu machen.

Wenn dies sein Vorsatz wäre so würde er einem Jungen gleichen, der aus einer dunklen Ecke heraus die Vorübergehenden anriefe, sich aber versteckt hielte.
[...] ich wäre
ärger, als ein Bandit, der von hinten
zu mordet, ohne daß man sich wehren
kann. Denn der hat doch noch den zweck
des Blutgeldes; den Basilius nie haben
kann, der, wenn er ohne Frucht arbeitet,
gewiß völlig ohne allen Lohn arbeitet.
Könnten Sie so etwas von einem
Bruder vermuthen, dem seine Obern,
nach vorgängiger Prüfung, by innigern
Verstande auch Redlichkeit genug zu-
getraut haben, bey leichten Fällen nach
seinen eigenen Einsichten, und bey
wichtigern, nach Weisung seiner
Vorgesetzten, den Bbrn. monatlich
eine oder andre nützliche, und womög-
lich zu eben der Zeit nützliche Wahrheit
ins Gedächtnis zu rufen [...]

Wenn er es dennoch vermute, so müsse er als klar denkender Mensch sofort aus dem Orden austreten.
Aber auch er als Basilius müsste, wenn Haun wirklich so misstrauisch sei, schweigen, und nicht weitere Zeit in eine vergebliche Konversation investieren.
Ich sage es Ihnen also mit alle dem
Vertrauen meiner herzlichen Libe,
die ich gegen meine Bbr nicht nur, sondern gegen alle
meine Mitmenschen wahrhaftig halte, und
welche der unerschütterliche Grund unsers
Ordens ist, daß bey diesen so genannten
R.Z. kein andrer Zweck stattfindet, noch
statt finden kann, als die immer
wachsense Vollkommenheit der Bbr. vom
Jüngsten bis zum Aeltesten.

Dieser zweck setzte natürlich Unvollkommenheit voraus.
Aber wie tief müsste der Mensch gesunken seyn,
der sich vollkommen zu seyn dünkte!

Schmeichelei dürfte im Orden nicht getrieben werden.
Noch Eines vorher, ehe ich zu unserm
Hauptgegenstande komme. _ Ich nehme
gerne an, daß Sie, wie Sie sagen, sich oft nicht
bestimmt genug ausdrücken; und, wenn
nach Ihrer Ueberzeugung, meine Bemerkungen
auf solche Unstimmigkeiten fallen,
so macht solche Ihre eigne Ueberzeugung,
ohne Weitres, von selbst hinfallend.

Als nicht Allwissender könne er sich nur auf das beziehen, was Haun schreibe. Er erwarte also, dass Haun sich klarer ausdrücke.
Die Reproche erscheint hier zweigeteilt, das Thema wechselt:
#'Freylich ist an dem Laster, woran wir
handeln, der Stolz mit Schuld, in so ferne
er den Luxus libt. und in so fern, als man
sagt, der Satan sey aus Stolz gefallen. Aber
ich kann noch nicht anders als glauben, der
Hauptbewegungsgrund sey, daß den Aeltern
durch Unterhaltung und Erziehung mehr
Kinder, ihrer eigenen Bequemlichkeit #
abgehen werde, und die Besorgung
sie würden vielen Kindern zu ##
nachlassen können, aber nur
als versterkender Nebengrund, hinzu komme.

Sicher sei, dass sich die Ärmsten der gnade Gottes überließen und kaum ihre Kinder versorgen könnten.
Wie Sie habe ich die elenden übermüthigen
Vorwürfe reicher Leute gegen Arme mit an-
gehört, was zeugt Ihr Kinder, die Ihr nicht
ernähren könnt
Ich habe es aber die
meiste Zeit für dummen Uebermuth und
nicht für überlegte Absicht, zur schändlichen
Onanie auszurotten, halten könne;
oft wars auch Geitz, um einen Armen Et-
was was zu sagen, dem man Nichts geben wollte.
Als Dummheit muß man es entschuldigen
der Uebermuth verdiente scharfe Verweise;
wenn aber ein Reicher so etwas zu einem
anderen sagt, der nich gerade Bettler
ist: so mag der Grund dazu legen, wo
er wolle, so verdient es die ernsthafte
Ahndung von Lehrern und Obrigkeit.ob
ja in der Stille, um selbst nicht durch
Bestrafung ein Laster bekannter zu
machen, das gar nicht bekannter zu
machen, das gar nicht bekannt seyn soll.

Da Haun seine Meinung zu dieser Thematik wissen wolle, müsse dieser aber auch bedenken, dass er (Basilius) jeden Monat eine Vielzahl von Quibus Licet beantworte,
und daher keine Zeit habe sich in jede Materie intensiv einzuarbeiten.
Uebrigens meine ich, hätte ich in meinem
vorigen Etwas, das mir wichtig schien,
bereits gesagt, und dabey Sie gebeten,
Sie möchten mir die Ihrigen sagen.

Haun solle die Thematik soweit bearbeiten, dass eine Ordensaufgabe daraus entstehen könne.
Ueber die trostreichen Aussichten für
Ihre Gegenden, daß Sie bald ein zweckmassiges
Lesebuch für die Schulen, besonders aufm
Lande bekommen werden, muß
sich jeder Menschenfreund innig freuen.
wenn Sie auch mit dem hEw. G. Superint. K.
über unsren Vorwurf im Vertrauen
reden: so wird der eine so wichtige Sache
gewiß beherzigen, und den Antheil, den
der Lehrstand, besonders über diesen ##
an der Sittenwandlung zu nehmen verpflichtet
ist, durch die diensamsten Vorschläge zu
bewirken suchen.

Was Haun über Mereau (Thuanus) berichtet habe, solle berücksichtig werden.

Notes