D-Q6622

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Commentary

Mit einiger Wahrscheinlichkeit der Aufsatz am 13. 10. 1784 in der Gothaer Minervalkirche von Schlichtegroll verlesen wurde. (Siehe dortigen Protokolleintrag.)

Der Text will vom Ende her als Träumerei rezipiert sein, der sich der Autor hingibt. Er bietet einen Einstieg zur menschlichen Angst vor dem Tode – die letztlich nur von einem falschen Verständnis des Todes herrühren will, so die stoisch christliche Grundprämisse. Im festen Vertrauen auf die Ewigkeit, der wir entgegen gehen und im Wissen von der Einmaligkeit des uns hier gegebenen Erlebens soll Trost bestehen, die Chance das Hier und jetzt zu schätzen und uns auf das Wiedersehen mit denen die vor uns gingen, zu freuen.

Wichtig sei es darum, die Begräbnisstädten und die -zeremonien so einzurichten, dass sich die tröstenden Aspekte klarer zeigen. Hier gelte es auf eine Inszenierung zu achten. Friedhofsbesucher sollen zu „Besuchern dieses schönen Trauerspiels“ werden.

Um einen didaktischen Aufbau der Inszenierung ist der Aufsatz im Wesentlichen bemüht, wobei die Antike insbesondere der ägyptische Totenkult (wie man ihn hier über Diodoros kennt), Modelle geben soll.

Beerdigungen sollen abends stattfinden, da die Trauer dann in die Nacht hinein ragt; überhaupt müsse der Trauer der Raum gegeben werden, nach dem sie verlangt. Der Friedhof müsse ein zweites Tempe sein, ein klassischer

Nach dem Ableben soll ein kollektives jedoch anders als bei den Ägyptern nicht öffentlich abgehaltenes Gericht über den Toten tagen. Stellt sich (bei Gesprächen auf dem Markt und am Brunnen – den neuen Städten eines intimen öffentlichen Gerichts unter jeweils vier Augen) heraus, dass er ein Wohltäter und Patriot war, und sich selbst kein Denkmal leisten kann, so soll das Gemeinwesen zusammenlegen und ihm ein Denkmal auf dem Friedhof errichten, auf das die, die auf dem Friedhof wandeln, ermuntert werden, ihm zu gleichen.

Der Aufsatz fügt sich ein in die anderen dazu, wie die Alten den Tod gebildet, und in das weitere Umfeld von Erwägungen einer kollektiven Erziehung zur Tugend. Er zeigt eine interessante soziale Seite: Schlichtegroll nimmt daran Anstoß, dass sich Reiche das Andenken kaufen können, ja das sie noch verstorbenen Kleinkindern herrliche Denkmäler setzen, während der ehrbare 70jährige Greise, Handwerker oder Bauer, die dem Gemeinwesen Kinder erzogen, keine vergleichbare Ehrung erlangten. Nicht minder zeigt er eine antiklerikale Seite. Predigten durch Priester werden ob ihrer Stereotypen abgelehnt, weitaus effizienter seien die stummen Ermahnungen zum richtigen Gedanken – wie sie eben vom richtigen Beerdigungszeitpunkt ausgehen oder von still zu einem sprechenden Denkmälern oder der gepflegten Gartenanlage in einem stillen Hain. Hier finden eigene Säkularisierungen statt in einem kollektiven Arrangement, das sich im glücklichen Gemeinwesen (wie) von selbst ergeben soll.

Transcript



    Est honor & tumulis animas placare paternas,
    Parvaque in exstructas munera ferre pyras;
    Parva petunt manes, pietas pro divite grata est
    Munere; non avidos styx habet ima deos.
    Ovid: [1]

So lange dem Menschen nach Trennung von allem, was ihm zeither
lieb war, Ungewisheit eines künftigen Zustandes u[nd] körper[liche]
Leiden noch schmerzhaft u[nd] schrekkend seyn werden, so lange
muß ihm auch jene große Katastrophe, der Tod, immer furchtbar,
immer schaudervoll bleiben. Zwar sehnt sich der Weise bei
aller Ueberzeugung, daß es so, wie es ist, gut und schön sey,
oft nach dem Weggang aus diesem Wohnplaz einer ewigen
Abwechslung, wo unsere besten Kräfte nicht selten unge-
braucht schlummern, unsere Kenntnis in den wichtigsten Ange-
legenheiten so schwankend u[nd] grundlos ist; er bietet gern
dem Tod die Hand, aber der größte Theil der Menschen
bedarf doch mehr als philosophisches Nachdenken, um die
widrigen Eindrüke zu mindern, die Erziehung, Vorur-
theil, u[nd] das Aeußere fürchterliche, das die Todten u[nd] Sterbend[en]
umgiebt, ihm eingeflößt haben. Wenn man unter den
mancherlei Leidenden, die unter dem Monde seufzen
u[nd] Thränen vergießen, umher sucht, so weint ein großer
wo nicht der größte Theil, um den Verlust (so drückt man
sich aus) seiner Gatten, Aeltern, Kinder u[nd] Freunde. Es
ist also kein unwichtiger Gegenstand, darüber nachzuden-
ken, wie diese oft zu häufigen, zu qualvoll vergoßenen|<2>
Thränen zu trocknen, der wilde Schmerz beim Tod unsrer
Lieben in das sanfte Weinen bei kurzen Trennungen zu
verwandeln, wie es zu machen sey, daß das Andenken
an die Vorausgegangenen nicht in tiefe Schwermuth ausarte,
sondern nur ein halbtrauriges Lächeln auf die Wangen
des Leidenden verbreite. Sie trocknen so gern weinen-
de Augen, v[erehrte] B[rüder], u[nd] daher wage ich es, ihrem prüfenden
Urtheil meine kleinen Träumereien vorzulegen.

Ohnstreitig ist der Trost der Religion u[nd] Weisheit auch
hier der stärkste, den uns Schwachen die Gottheit gab; aber
nicht Alle sind seiner gleich stark fähig, und selbst der Den-
ker vergißt in der Stunde des Leidens sein System, u[nd] ist
in Gefahr sich ungemäsigtem Trübsinn zu überlaßen.
Das Sinnliche ist uns näher, wirkt schneller u[nd] gewißer auf
Alle, u[nd] vorzüg[lich] auf den großen Haufen; wie nöthig al-
so, daß man dafür sorge, auch das Aeußerliche u[nd] Sinnliche
beim Tod mehr rührend als schreklich, mehr sanften Schmerz
als lautes Klagen erregend einrichte.

Man bemerkt, daß alle Völker von jeher sich Mühe
gaben, die Idee des Schreklichen beim Tod zu mildern;
daher in allen Sprachen die Ausdrüke von Weggehen, ver-
scheiden, entschlafen, entschlummern, heimgehen, vollen-
den; (keiner von allen erregt einen schöneren Gedan-
ken als das Griechische: κεκμηκωτεs,[2] die da ausgear-
beitet, ausgekämpft haben.) Daher die alten sinnbild[lichen]
Vorstellungen vom Tod unter der Gestalt eines schönen
Jünglings, eine umgekehrte verlöschende Fakel in
der Hand; daher das Bemühen aller Dichter, Elysium
mit den reizendsten Farben zu mahlen, die ihre Phanta-
sie aufbringen konnte. – Gewis thut das alles, von|<3>
Jugend auf gehört und wiederhohlt, eine gewünschte Wirk[un]g.
Der Tod wird uns eine kurze Trennung, ein Führer zu größerer
Vollkommenheit, ein Einschlafen zu einem heitern Erwachen.
Wie weit man es hierin bringen könne, sehen wir an der
bewundernswerthen Standhaftigkeit, mit der eine herrnhut[herische]
Gesellschaft von Menschen, die überhaupt Achtung verdient,
die herrnhut[her] Brüdergemeine, ihre Freunde, ja Mütter ihre
Kinder begraben.[3] Wer von allen, die da leben, darf sich
wohl mit der Hoffnung schmeichlen, daß einst sein eigner
Tod der erste seyn werde, der ihm wichtig seyn, ihn traurig
machen wird; wer muß nicht nothwendig fürchten: hie u[nd]
da wird auf der Bahn des Lebens mancher von denen, die dir
theuer sind, dahingehen, wo du ihn jezt nicht gleich folgen
kanst. – Fliehen wir aber diesen Gedanken, als eine trau-
rige vordeutende Idee, u[nd] es sinkt dann Einer schnell
an unsrer Seite hin – o! wie ist da das ganze Gefühl empört,
der Geist so aus aller Faßung gebracht; fast wird er dem
Unerwarteten dieses Zufalls erliegen. Wie wohl
thäten wir daher, wenn wir das Andenken an den Tod
nicht ganz aus der Reihe unserer Gedanken, nicht ganz
aus unsrer Unterhaltung verbannten; wenn wir
durch das öftere Wiederhohlen dem Gedanken sein Neues
u[nd] also sein furchtbares nähmen; u[nd] das zwar in un-
sern glüklichsten Tagen; denn der Unglükliche stirbt ohne-
dies gern. Mit jedem leicht zu befürchtenden Unfall
sollten wir es so machen; ihn oft nennen, oft von ihm
reden, u[nd] nicht etwa das Aussprechen seines Nahmens
für ein übles Omen in der Gesellschaft ansehen.|<4>

Nächstdem könnten einige Veränderungen in dem äuser[lichen] der
Leichbestattung, die sich nach der Gewohnheit jedes Ort [!] leicht
würden machen laßen, auch zu unserm Zwek beitragen.
So begräbt man an einigen Orten die Toden früh, an an-
dern des Abends. Wem leuchtet es nicht ein, daß der lezte
Gebrauch in das Wesen der ganzen Handlung vielmehr
einstimt; die Sonne geht unter, die Menschen gehen zur
Ruhe, u[nd] auch diesen Entschlaffnen bringt man zu seiner
langen Ruhe. Die Nacht scheint zu schwermüthig sanften
Betrachtungen gemacht zu seyn; von ihrem Schatten um-
geben weint der Traurige seine Thränen ungesehen von
neugierigen Menschen, ungefragt von den Zudringlichen
klagt er sein Leiden der Stille, u[nd] findet mehr Trost
bey ihr u[nd] im richtigen Nachdenken, als in den Gemein-
sprüchen gewöhnlicher Tröster.

Am ersten ließe sich dann noch der Ort verbeßern, u[nd]
zwekmäßiger machen, der die Gebeine so vieler Mit-
bürger faßen soll. Die Gottesäcker (welch paßende
Benennung! Ja wohl, Acker Gottes, besät mit Saat für
die Ewigkeit) die Gottesäcker auf dem Lande stimmen
in den Charakter des Ganzen mit ein; alles einfach u[nd]
arm; hie und da ein Stein, u[nd] sonst kleine Kreuze
mit Kränzen von Wiesenblumen. In den Städten
tragen die Bewohner das Gepränge von Reichthum u[nd] Stolz
mit bis dahin, wo dies alles aufhört zu seyn, was
es war. Zu geschweigen, daß alles Spielende u[nd] Ge-
schmaklose hier seinen Plaz findet, so verliert da-
durch der Ort seinen Charakter; anstatt ein Zeuge|<5>
mensch[licher] Hinfälligkeit zu seyn, predigt er laut von ihrem
Stolz; anstatt zu einer sanften Schwermuth zu laden,
sieht er oft einem bunten Jahrmarkt ähnlich. – Dies könnte
anders seyn, u[nd] muß es seyn, wenn es die gewünschte
Wirkung hervorbringen soll. Das Andenken an Ver-
storbne ist uns heilig. Mit dem Tod hören sie auf, Wesen
unsrer Art, Wesen auf der Schöpfungsleiter zu seyn,
auf der wir noch stehen. Ihr Schiksaal ist uns unbekannt.
Wir ehren daher noch den Ueberrest, das Kleid, das sie ehedem
trugen, nun aber abgelegt haben. Der Ort, wo wir diese
Gebeine von Menschen, die uns werth waren, an die wir
jezt, als an höhere Geister denken, hinsammeln, muß uns
daher auch heilig u[nd] ehrwürdig seyn. Es ist dies ein einstim-
miges Gefühl aller Völker gewesen; woher sonst die Geseze, Grä-
ber und Grabmäler unter die heiligen Sachen zu zählen, woher
sonst die Gewißenssache, auf jeden daliegenden Toden eine Hand
voll Erde zu streuen. Die Alten sezten die verbrannten Gebei-
ne ihrer Toden oder ihre eingebalsamten Leiber entweder
in ihren Häusern bei, u[nd] sahen sie als ein Familien Heilig-
thum an; (u[nd] jeder lieh ihnen darauf als auf das sicherste
Pfand) oder sie begruben sie an den Heerstraßen, in
Hainen und Gärten, und sagten dem Wanderer durch
einen erinnernden Stein, wer der hier Ruhende gewesen
wäre. Sollten wir sie nicht hier, wie in vielen, unser
Muster seyn laßen? – Ein Gottesaker, wie ich mir ihn denke,
sey eine schöne Ebne, etwas entlegen vom Stadtgeräusch.|<6>
Hohe Pappeln u[nd] Erlen müßen ihn umzäunen u[nd] Schatten [au]f das
hüglichte Land verbreiten. Ein einfaches Thor, halb vom Ge-
büsch verstekt, führe zu dieser Wohnung der Toden. Es trage
eine paßende Ueberschrift, die den Hineingehenden auf den
ehrwürdigen Anblik der Gräber vorbereite. Die Worte
eines bekannten Gedichts: Hier schlummern sie! würden ge-
nug sagen, u[nd] den Leser zugleich an die schmelzende Musik je-
nes Liedes erinnern.[4] Beim Eintritt begegne uns nicht gleich
der Geruch von Maden u[nd] Verwesung, sondern Rosensträucher
und Blumen jeder Jahreszeit mögen das Grab des Edlen decken,
u[nd] zugleich Wohlgerüche um die Hügel herum verbreiten.
Mancherlei Gänge müßen uns dann zwischen den Gräbern
herumführen. Das Grab des Armen bezeichne ein Kreuz od[er]
Stein, noch einfacher als jezt. Seine Aufschrift werde nicht
mehr allein der Wahl der Anverwandten oder der Unwissen-
heit des Handwerkers überlaßen, der oft durch seine falsche
Schreibart eine ernsthafte Sache lächerlich macht. Sie sei kurz,
u[nd] sage uns nichts mehr, als was wir wißen wollen; ein
mit Geschmak gewähltes Lemma[5] ist dadurch nicht aus-
geschloßen. – Das Grab des verdienten Mannes ([Streichung]
oft wird freilich der blos Reiche
sich hier mit eindrängen) schmüke ein Stein, einfach
u[nd] schön, ihn erfinde der gute Geschmak u[nd] die Hand ei-
nes geschikten Künstlers verfertige ihn. Ohne Titel u[nd]
Wortkram sage er nicht lügenhaft das Lob des Toden;
vom Nacheifer belebt wird der gerührte Leser an seinem
Grabe schwören ihm ähnlich zu werden. – Hie und da
sein ein Siz unter einem schattigten Baum od[er] Laube|<7>
für die Besucher dieses schönen Trauerspiels. Eine paßende Innschrift
leite den Gang ihrer Gedanken. Liegt der Plaz in einem Hayn,
durchfließt ihn ein Bach, ragt hie und da ein Felsstück her-
vor, steht ein Gebäude mit einer sinnbild[lichen] Vorstellung
des Todes in seinem Bezirk; ist das Grab manches hier Schla-
fenden ein kleines Blumengärtchen – desto schöner, desto
zwekmäsiger. So sei der Garten Gottes; kein steinigter
dornigter Acker, – ein grünes blühendes Tempe,[6] der Erin-
nerung genoßener Freuden und dem Andenken guter
Taden heilig. Hieher bringen wir dann das abgelegte Kleid
unseres Freundes, das uns seines vorigen Besitzers wegen
noch theuer ist; hieher gehen dann oft der Mann mit
seiner Gattin, der Bruder mit seinem Bruder, der Greis
mit seinen Enkeln. Die heilige Stelle, das Wehen der Bäu-
me, der Duft der Blumen, das Lied der Nachtigall, die
in diesen ungestörten Sträuchen häufiger wohnen, schmel-
zender singen wird, (warlich ein schöneres Grablied, als
die hirnlosen Meßen betrügerischer Pfaffen) werden sanfte
Schwermuth ins Herz gießen. Sie werden sich vom Tod,
als einen Freund unterhalten, deßen Besuch sie bald er-
warten; werden von den Verstorbnen reden, die da
um sie herum schlummern; der Vater wird die Freunde
seiner Jugend aufzählen, die ihm vorausgegangen sind,
sich der Freuden erinnern, die sie gemeinschaft[lich] pflükten,[7]
sich freuen, daß er nun bald in vollkommnern Gefilden
sie wieder umarmen soll. – – Eine trostlose|<8>
Mutter, die über den Tod ihrer Kinder weint, einen Gatten,
an deßen Herzen der Gram nagt, in die Zerstreuung der
Welt bringen, durch Scherze und Umgang mit frohen
Menschen ihn aufheitern wollen, heißt nie auf den Gang
der mensch[lichen] Seele und ihre Art zu denken Achtung gegeben
haben. Die Miene des Zufriednen, der Scherz der Jugend
sind Dolche in ihr Herz. Führe deine weinende Freundin
in der Abendstunde unter die Umschattungen zu dem Grab
ihrer Lieben. Sie wird weinen u[nd] klagen; aber weil die
Gegend mit zu trauren scheint, weil sie glaubt, die
Nachtigall beweine mit ihr, was sie verlohr; so wird ihr
Schmerz sanft werden, wie das Leiden des Weisen so immer
seyn sollte. Eine tröstende Aufschrift, die sie ließt, wird
ihrer Seele mehr Stärke, mehr Heiterkeit geben, als die Pre-
digt des Moralisten. Ueberdies ist ihr der Ort [nicht] unbe-
kannt. Er ist ein Spatziergang vor alle denkende Be-
wohner ihrer Stadt, und sie besuchte ihn ja schon vorher
oft. Sie wird eine Blume auf das geliebte Grab pflanzen
und sich freuen, wenn sie hervorblüht. Der Schmerz
will gesättigt seyn, wie die Freude. Je mehr man beiden
Hinderniße in den Weg sezt, desto stärker wird der
Hang darnach. Man sucht in dem selten genoßenen ein
Vergnügen, das man nicht findet, wenn man näher damit
bekant wird. – Muthwille dürfte hier freilich kein Grab-
mal, keinen kleinen Hügel schänden. So wie bei den Römern
gewißer [!] Männer darüber gesezt waren, auf die|<9>
Grabmäler Acht zu haben, und sie zu schützen; so könnte
das auch hier seyn. Und wer könnte es auch wagen, dies
Heiligthum Gottes, diesen Ruhplatz seiner Väter zu ver-
unehren?

Die Absicht bei Grabmälern war von jeher, das Andenken
verdienter Männer zu belohnen. Nicht alle edle, der Verehrung
der Nachwelt würdige Männer stiften durch bleibende Schrif-
ten, durch eine ausgebreitete Familie, durch erkämpfte Schlach-
ten, u[nd] d[er]gl[eichen] ihr Andenken. Sie waren Patrioten, opferten
Fleis und Kräfte ihrem Vaterland, dem Wohl ihrer Mit-
bürger, lebten unbescholten und unsträflich, starben all-
gemein betrauret – aber folgende Geschlechter werden
sie nicht kennen, ihren Verdiensten nicht nachstreben.
Daher sezte man ihnen Steine, die ihren künftigen Mit-
bürgern sagten: Hier liege der Wohlthäter, von deßen
Eifer fürs Gute sie jezt die Frucht genößen, der jene
Bäume gepflanzt unter denen sie jezt giengen, der diese
Anstalt getroffen, die ihre Stadt blühend gemacht habe.
Wenn dies immer aus dem eignen Nachlaß unsrer
Patrioten geschehen soll, so werden ihre Hügel wohl
oft ohne Steine bleiben, und der Enkel wird gedan-
kenlos über sie wegschreiten. Aristides[8] und Cincin-
natus[9] starben arm u[nd] mußten auf Kosten des Staats
an den Ort ihrer Ruhe gebracht werden; unsere heuti-
gen Patrioten sterben arm, wie sie; – aber blos|<10>
hierin sind sie ihnen ähnlich; das andre fällt weg.
O Fürsten und Staatsmänner u[nd] Mitbürger! Lernt doch
Bürgertugenden schäzen und belohnen. Dem 2jährigen
Sohn eines Großen wird ein marmornes Grabmal er-
richtet; ich tadle es nicht; es wird den Schmerz seiner
Aeltern lindern, und das Andenken an glükliche Tage
in ihnen zurükrufen. Aber der 70jährige Bürger, der
dem Staat Söhne und Töchter erzog, der weise u[nd] spar-
sam und arbeitsam lebte, deßen Tod allgemein be-
klagt wurde, von dem niemand etwas Nachtheiliges sagen
konnte, – der soll verwesen ohne Denkmal, sein schwa-
ches Kreuz soll in einigen Jahren umsinken, seine
Aufschrift verlöschen, sein Nahme das Ohr der Nachwelt
nicht erreichen, u[nd] er vergeßen werden? O bedenkt
doch, es ist leichter eine Schlacht gewinnen, einen Frieden
schließen, einen guten Anschlag ausführen, in der Reihe
der Gelehrten zu glänzen, als ein ganzes Leben unsträfl[ich]
leben, im anhaltenden Bestreben gutes zu thun!

Die Ägypter, ein weises Volk, hatten einen löb[lichen] Ge-
brauch. Sie brachten ihre Toden auf einen Plaz, und sez-
ten da die Aeltesten zu Richtern. Jedermann kam, u[nd]
lobte und klagte den Verstorbenen an, nach dem er ihn
kannte.[10] Von Toden soll man nur Gutes reden, sagt
das Sprüchwort.[11] Es ist wahr, sie können sich nicht mehr
vertheidigen. Wenn daher nach dem Tod unsers Mitbürgers|<11>
hie und da, u[nd] von vielen gesagt wird: es war ein harter
unfreundlicher, lasterhafter Mann! – wenn man Nachthei-
liges von ihm erzählt, das man bei seinem Leben nicht ver-
muthet hätte: so werdet zweifelhaft; schreibt seinen
Nahmen auf ein Denkmal, u[nd] von dem Uebrigen schweigt.
Der Bösen leben immer genug auf der Erde, ohne daß uns
eben erst Geschichte und Denkmäler sie kennen lehren
müßen. – Aber wenn die ganze Stadt ihn nach seinem
Tod rühmt, wenn, wo 2 zusammen stehen, auf dem
Markt, und am Brunnen und auf dem Spatziergang
man sagen hört: er hat mir Gutes gethan er war
uneigennützig; er war menschenfreundlich, wohl-
thätig! – so fordert eure Mitbürger laut auf:
Wollen wir den Mann der Vergeßenheit übergeben,
den so viele lieben, der der Vater unsrer armen Weisen, und
der Versorger unsrer Wittwen war? Komt, Brüder,
gebe ein jeder etwas von seinem Ueberfluß, er-
spare ein jeder etwas von seinem Vergnügen, und
trage es bey, damit wir diesem Guten ein Mahl
setzen, damit unser Enkel ihn kenne!

Die Alten besezten mit den Statuen ihrer verdienten
Mitbürger die öffent[lichen] Pläze; wenn das nicht bei
uns und mit jedem guten Bürger angeht, so wei-
he ihm hier der Staat ein Denkmal, nicht kostbar
aber edel und zwekmäsig. Wo ist aber, sprachst du,
ein Bürger, der allgemeinen Ruhm hinterließe? – Wehe|<12>
dann der Stadt, die nicht zuweilen einen Bürger
begräbt, dem alle Guten des Orts, die ihn kannten,
eine Thräne der Dankbarkeit weinen, und ein Anden-
ken voll Liebe schenken. Nein, achtet nur darauf,
sucht nicht blos unter den Männern mit Titeln u[nd]
Ruhm; sucht unter den Handwerkern aller Art herum,
unter den Niedrigen im Volk, und noch einmal, wehe
der Stadt, die nicht zuweilen ihrem Künstler auftra-
gen kan, ein Denkmahl zu hauen!

Wäre das alles eingeführt, dann sehe ich euch, ihr Got-
tesäcker, als Beförderer des Guten, als Schulen der Bür-
gertugend, als heilige Pläze an. Dann geht der Glükli-
che in eure stillen Schatten, und läßt sich lehren, daß
er ein ohnmächtiger Schwacher ist, was ihm seine Schmeichler
so gern verbergen wollen; prüft sein Glük, ob es auch
Glük bleibt, wenn er es da unter Gräbern betrachtet,
u[nd] sieht, daß noch vieles Außenwerk[12] ist, da geht der
Reiche her, erweicht sein Herz zu Gefühlen der Men-
schenliebe, und reicht dem Armen, der ihm beim Heraus-
gehen aus diesem Tempel begegnet, eine reichlichere Gabe,
aus diesem Tempel, in dem ihm Vergänglichkeit mensch[lichen]
Scheinglüks gepredigt worden ist; er hat da gelesen,
daß der Tugendhafte und Wohlthätige auch nach seinem Tod
noch lebt, und sein Andenken in Seegen blüht; sein Herz
sagt ihm: thue des gleichen, um gleichen Lohn zu haben.

Wenn der Diener des Vaterlands ermattet von der|<13>
Bürde seines Amts unwillig wird über die Hinderniße
die Schmalsichtige seinen menschenfreundlichen Absichten in den
Weg legen; so geht er mit ernstem Blik hieher, wo er schon
manchen seiner Freunde hinbegleiten half, erhebt sich
über das Gegenwärtige seiner Lage, sieht, das redliche Ab-
sichten am Ende doch erkant und belohnt werden, und daß
jezt viele Bürger mit Ehrfurcht und Dankbarkeit
auf die Steine hinweisen, die den Nahmen der Patrioten
führen; stärkt sich zur Fortsetzung des Weges, faßt neue
Vorsäze, allgemein nüz[lich] zu werden, und kehrt freudig
zurük. Der Weise und der Leidende – sie
lieben beide Orte, wo das Herz Stoff zum Gefühl be-
kömt – wenn eben menschliche Thorheit ihnen im ver-
haßten Licht erscheint, und die Eitelkeit das, was Mensch
heißt, durch jeden Prunk sich ihnen zeigt, u[nd] sie nieder-
gedrükt von der Mittagsschwäche des Lebens nach ihrem
Freund, den Tod, sich sehnen, da gehen sie hieher, wo
sein Heiligthum ist, wandeln unter den frommen Geistern
ihrer Abgeschiedenen, freuen sich des Wiedersehens, sehen,
wie der Tod Jünglinge u[nd] Greise wegwinkt, u[nd] trösten
sich, daß er auch bald sie einladen werde; daß denn die
Decke fallen wird, die die Zukunft unserm Auge birgt,
daß die Zweifel dann schwinden werden, die jezt den Blik
des Denkens so finster machen; aber nüzen wollen wir
noch, sprechen sie, so lange wir hier sind, je kürzer,
desto sorgfältiger.|<14>

Und die vor kurzen hieher die abgelegten Hüllen derer hertrugen, die die
Freude ihres Lebens machten, die keinen Trost in den ge-
wöhn[lichen] Unterhaltungen des Lebens finden, gehn ge-
beugt hieher; in sanften Thränen ergießt s[ich] hier ihr stum-
mer Schmerz; sie begegnen [au]f dem Wege einem an-
dern, der gleiche Leiden trägt. Es ist das Loos der
Menschheit, denken sie, zu leiden, um die vergnügte Stunde
schäzen zu lernen, und an die Tugend gefeßelt zu wer-
den, um den im Ganzen so wohlthätigen weisen grosen Plan des
grosen Vaters ausführen zu helfen. Die hier Ruhenden,
und unter ihnen deine Lieben, wie glüklich sind sind sie, frü-
her einer Erde entrükt zu seyn, die so manche Trauernde
trügt. Und wiedersehn werden wir sie. Wie schön, wenn
sie, (wir denkens uns sinnlich) einst unter diesen Rosen-
gebüschen, unter diesen ehrwürdigen Bäumen die neue
Schöpfung zum erstenmal wieder begrüßen werden.

Der Jüngling wird unter diese Denkmale gehen, u[nd]
da die Kunst studieren, der Bildner wird angefeuert
werden, das Aeußerste seiner Kunst zu wagen, um
einem Tugendhaften Bürger ein Mahl zu setzen, u[nd]
der Bürger wird wetteifern, einst ein solches zu
verdienen. In eurem heiligen Dunkel, ihr Bäume,
an den Gräbern, wird in der Dämmrung der Dichter
wandeln, die Erde unter seinen Füßen vergeßen,
mit elysischen Geistern sich besprechen, und hoch wird
sein Genius empor fliegen. Freunde werden|<15>
oft dahin gehen, beim Gedenken an Trennung sich mehr
lieben, die Stunde der gegenwärtigen Freude mehr schäzen
lernen. Der Tod käm dann allen, Kindern u[nd] Greisen,
als ein Freund, den sie auf einem ihrer schönsten Spatzier-
gänge haben kennen lernen, deßen Ankunft sie
längst erwarten; u[nd] Ströme von Thränen würden
vertrocknen, das Grausen von der Stirn des Furchtsamen
entweichen, und jeder freundlich Hainen[13] die Hand
bieten.

Wär's so nicht schön? – Ihr lächelt, m[eine] Br[üder]. Ich sehe,
ich habe einmal wieder geträumt; ach! daß es doch so
süß ist, so zu träumen!

G.

Notes

  1. Ovid, Fasti II, 533-537: „Ehre erweist man auch Gräbern: Die Seelen der Ahnen versöhnt man, legt kleine Gaben dort, wo sie verbrannt wurden, hin. Wenig begehren die Toten: sie ziehen die Frömmigkeit reichen Gaben vor; unten die Styx kennt keinen gierigen Gott.
  2. Schlichtegrolls Schreibweise ist mit dem lateinischen End-s nicht ganz konsistent und auch nicht ganz richtig, da sich κεκμηκότες (Partizip Perfekt plural aktiv maskulin von κάμνω = ermüden) mit Omikron und nicht mit Omega schreibt.
  3. Die Herrnhuter Brüdergemeine, eine aus der böhmischen Reformation herkommende überkonfessionell-christliche Glaubensbewegung, die stark vom Pietismus geprägt wurde, #nachsehen, wo es mehr zu den Begräbnissitten gibt… Die Herrnhuter Brüdergemeine, eine aus der böhmischen Reformation herkommende überkonfessionell-christliche Glaubensbewegung, die stark vom Pietismus geprägt wurde, #nachsehen, wo es mehr zu den Begräbnissitten gibt…
  4. Die Zeile findet sich häufiger. Bekannt und (vom Autor selbst vertont) war Justus Friedrich Wilhelm Zachariaes Die Nacht [#zu suchen in einem der ersten Bände seiner Gedichte aus den 1760ern], zuletzt wieder veröffentlicht als Nummer 210 in Christian Heinrich Wolkes Sammlung Zweihundert und zehn Lider frölicher Geselschaft und einsamer Frölichkeit (Dessau: Philanthropische Buchhandlung/ Leipzig: S. L. Crusius, 1782) Google Books. Die Zeile kommt auch in Bernhard Beckers Bei den Gräbern der Freunde vor – veröffentlicht 1787 im Hamburger Musenalmanach, Nr. 119, S. 148, und vertont von Johanes Sörensen; die Vertonung wurde allerdings erst 1804 veröffentlicht. In Tiecks Lebens-Elementen kommt dieselbe Zeile vor, hier ist die Erstveröffentlichung in Cottas Musenalmanach, Tübingen 1802. Sehr schön passen würde Georg Karl Lange (Stettin 1770 – Stettin 1835), Auf dem Kirchhof („Auf diesem Fleck,/ dem kleinsten Raum der Erde,/ Mit Hügeln rings von Gras und Moos bedeckt./ Hier hat der Tod auf seinem Opferherde/ Die Menschenkinder hingestreckt!// Hier schlummern sie, befreit von jedem Kummer,/ Der ihre Wang' im Leben oft gebleicht./ In stiller Ruh' den langen, langen Schlummer,/ Der nie von ihrer Stirne weicht.“ Das Problem ist hier abermals, dass das Gedicht aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt und somit Schlichtegroll nicht bekannt gewesen sein kann.
  5. In der Emblematik die Inscriptio.
  6. Zedlers Universal-Lexicon: „Tempe. Gr. τεμπη, war vor Alters ein ungemein lustiger Thal, zwischen Bergen Ossa und Olympus in Thessalien […]. Mitten der Länge nach gieng durch selbigen der Fluß Peneus […] wurde solcher Ort für den lustigsten der Welt gehalten, und nach ihm auch andere dergleichen Oerter Tempe genannt.
  7. Eine deutsche Rückübersetzung des lateinischen carpe diem – genieße den Tag, wörtlich pflücke den Tag.
  8. Aristeides (Ἀριστείδης); geb. um 550 v. Chr.; gest. um 467 v. Chr., athenischer Staatsmann. Stand nach Plutarch von Jugend an in Konkurrenz zu seinem Altersgenossen Themistokles, nahm 490 v. Chr. als Strategos an der Schlacht bei Marathon teil, war 489/488 v. Chr. Archon. Wurde als Gegner der Flottenpläne des Themistokles 482 v. Chr. bis 480 v. Chr durch Scherbengericht verbannt, nahm aber 480 v. Chr. an der Schlacht von Salamis teil und kommandierte 479 v. Chr. die athenischen Truppen in der Schlacht von Plataiai. Als Mitinitiator des ersten Attischen Seebundes, 477 v. Chr., erwarb er den Beinamen der Gerechte. Die Notiz, dass er verarmt starb und sein Begräbnis aus Staatskosten finanziert werden musste, überliefert Cornelius Nepos.
  9. Lucius Quinctius Cincinnatus geb. um 519 v. Chr.; gest. 430 v. Chr., römischer Adliger und Politiker, Konsul 460 v. Chr. und Diktator in den Jahren 458 v. Chr. und 439 v. Chr. Berichtet ist von ihm dass er für seinen (zu Unrecht) des Mordes bezichtigten und geflohenen Sohn eine Kaution bezahlte, die ihn zwang, sein eigenes Land zu bestellen. Zweimal bestellte ihn die Stadt indes in der Folge, so Livius (Ab urbe condita III, 26 – 29) als Diktator, einmal im Kampf gegen die Stämme der Aequer, Sabiner und Volsker (ihm soll es binnen 16 Tagen gelungen sein, die mit Rom verfeindeten Völker zu besiegen), zum andern Mal zur Niederschlagung des Plebejeraufstands. Cato der Älteren stilisierte ihn zum Musterbeispiel republikanischer Tugenden, da er die Macht jeweils wieder abgab, um sein Land zu bestellen. Offiziere des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges gründeten kurz vor dem Ende des Krieges die Society of the Cincinnati, um die Ideale der Unabhängigkeitsbewegung zu bewahren. Die Stadt Cincinnati ist nach der Bruderschaft benannt wie das italienische Cincinnato.
  10. Quelle dieser Aussagen zum Totengericht dürfte Diodoros, griechisch Διόδωρος, latinisiert Diodorus (Siculus) gewesen sein, der sich, soweit ersichtlich, längere Zeit in Rom sowie (in der Zeit der 180. Olympiade, im Zeitraum 60/59 bis 57/56 v. Chr.) in Ägypten aufhielt. Seine Διόδωρου Σικελιώτου Βιβλιοθήκη Ἱστορική war auf latein als Diodori Siculi Bibliotheca historica verfügbar, wobei von den ursprünglich 40 Büchern nur die Bücher 1–5, 11–16 und 18–20 überliefert sind. Das über Könige abgehaltene Totengericht spricht Diodoros in Buch 1 §. 72 an, auf die gleichlaufende Praxis bei gemeinen Bürgern kommt er §. 91 zu sprechen. Der aktuelle Wissenstand findet sich bei Jan Assmann, Tod und Jenseits im Alten Ägypten (München: Beck, 2001) diskutiert.
  11. Das lateinische De mortuis nihil nisi bonum findet seinen frühesten Beleg in Diogenes Laërtius, Über Leben und Lehren berühmter Philosophen oder Zusammenstellung über Leben und Lehren der Philosophen, altgriechisch φιλοσόφων βίων καὶ δογμάτων συναγωγή (um 300 n. Chr.), lib. 1, cap 70, wo Chilon von Sparta (um 600 v. Chr.) der Wortlaut „τὸν τεθνηκóτα μὴ κακολογεῖν“ zugeschrieben wird. Die lateinische Fassung ist erstmals bei Ambrogio Traversari in Laertii Diogenis vitae et sententiae eorum qui in philosophia probati fuerunt (1433) nachweisbar.
  12. Adelungs Wörterbuch: „Das Außenwêrk, des -es, plur. die -e, in der Kriegsbaukunst, ein Werk, welches außer dem Graben des Hauptwalles angebracht wird.“
  13. Eigentlich Hein als Abkürzung für Heinrich, ohne dass dem Verfasser die Herkunft noch klar zu sein scheint – der Totenhain liegt hier etymologisch näher. Grimms Wörterbuch führtim 19. Jahrhundert dazu aus: „hein, m. in der formel freund Hein, der tod, seit der 2. hälfte des vorigen jahrhunderts aufgekommen. Hein ist kürzung von Heine (s. d.), neben Heinz und Hinz einer hypocoristischen form von Heinrich, wie ähnlich Johannes in Hannes, Hans zurück gieng. beide verglichene namen haben auch das mit einander gemein, dasz sie ungemein häufig erscheinen, in folge dessen ihre schärfe als eigennamen verlieren und mehr allgemein als bezeichnung männlicher personen angewendet werden, deren eigentlichen namen man nicht kennt oder nennen will; […]Heinrich und seine koseformen treten nun auch als namen für solche gefürchtete wesen ein, deren eigentlichen namen man zu nennen sich scheut, gerade wie Hans für teufel, tod, wolf und henker verwendet wird“.