D-Q175777
- Metadata: Item:Q175777
- Transcript: Hermann Schüttler
- Commentary: Isabel Heide (talk) 14:29, 23 October 2020 (CEST)
- Technical realisation: Isabel Heide (talk) 13:54, 9 October 2020 (CEST)
Commentary
Nach der ordnungsgemäßen Anfertigung der benötigten Ordenshefte für die Gruppe fand die feierliche Einweihung des Magistrats statt:
Brönner wurde zum Ersten Vorsteher, Willemer zum Zweiten Vorsteher und Müller zum Introduitor ernannt.
Schmerber wurde offiziell als Superior ecclesiae minervalis Edessensis, Leonhardi als Censor und Wantzel als Quaestor eingeweiht und sie bekamen ihre Instructionen überreicht.
Hetzler trug den neuen Magistraten in einem Vortrag ihre Pflichten vor.
Es wurde beschlossen, künftig jeden Monat eine Minerval- und eine Magistratsversammlung abzuhalten.
Eine außerplanmäßige Sitzung, die Höhe der monatlichen Beiträge und die Formalia zur Aufnahme des Novizen Pascha wurden zudem besprochen.
Transcript
Actum Edessae
den 27ten Thirmeh. 1153. Jezdedgerd.
In aedibus fratris Agathoclis.
Praesentibus fratribus
Aristide, Attilio Regulo, Agathocle, Arcadio, Anacharsi, Rousseau[1], Cratippo, & me Osmandua qua Secretario vicar[io]
Da der sehr Ehrw. Br. Aristides bisher die für die hießige Br. nöthige ⊙ Hefte abschreiben lassen, dieselbe nun mehro fertig, auch von ihm insgesamt collationirt und vidimirt waren[,] so hat derselbe beschlossenermaßen den 23ten Thirmeh durch das sub No 1. hier beyliegende Circulare die darinnen benannte Brüder zur Einweihung des Magistrats oder der dirigirenden Minervalen auf den Montag als den 28ten Thirmeh eingeladen. Es ersahe aber derselbe aus den Unterschriften gedachter Brüder, daß sie in Ansehung des zu dieser Feyerlichkeit bestimmten Tages nicht einig waren, sondern die mehrste unter ihnen lieber den Sonntag, wo sie frey von Geschäften wären, dazu vorschlugen; weshalben der sehr Ehrw. Br. Aristides, um die Sache zur Gewisheit zu bringen, durch Zweytes sub No 2. beyliegendes Circulare den Sontag als den 27ten Thirmeh, und zwar auf Nachmittags um 3. Uhr, zu dieser Feyerlichkeit festgesetzet hat.
Aus diesen Circularien hat es sich dann ergeben
a) daß der Br. Anacharsis, ihn mit einem Amte zu verschonen, zwar gebeten, aber doch bey mündlicher Unterredung sich zu Ubernehmung der Censor Stelle declariret hat.
b) daß der Br. Avicenna[2] Verhinderung wegen der auf den 27ten dieses festgesetzten Magistrats-Einweihung nicht bey wohnen könne; weshalben die Ubertragung des ihm zugedachten Secretariats auf den 30ten dieses verschoben worden.
Als nun die Brüder insgesamt in einem Vorzimmer versammlet waren, so begaben sich
1) Aristides, Attilius Regulus, Arcadius, Rousseau und Osmanduas in das schon den Vormittag zubereitete Einweihungs-Zimmer, thaten ihre Maurer-Schürze an, hiengen die ⊙ Bänder um, und Aristides eröfnete die Versamlung durch eine Anrede, worinnen er die Absicht der heutigen Zusammenkunft bekannt machte, sodann den Br. Arcadius zum ersten, den Br. Rousseau aber zum zweyten Vorsteher, und den Br. Osmanduas zum Introduitor bey dieser feyerlichen Handlung anstellete. Sodann wurde
2) der zum Superior bestimmte Br. Agathocles, mit dem Maurer-Schurz und ⊙ Band bekleidet, durch den Br. Introduitor auf die in dem Einweihungs Hefte vorgeschriebene Weise eingeführt, daselbst geprüft und alsdann vom sehr Ehrw. Br. Aristide im Namen der Erh. Obern mit den vorgeschriebenen Feyerlichkeiten zum Superior ecclesiae minervalis Edessensis eingeweihet und ihm seine Instruction überreicht.
3) Auf eben diese Art wurde hernach der Br. Anacharsis zum Censor, und der Br. Cratippus zum Quaestor, jeder aber besonders, eingeweihet und ihnen ihre Instructionen eingehändigt.
Nachdem nun dieser actus vollendet, alle Brüder sich niedergesetzt, und die Thüre verschlossen: so las
4) der sehr Ehrw. Br. Aristides die sub No 3. angebogene Rede
von dem Umfang und der edelsten Art der Wohlthätigkeit
ab, stellte zugleich den neuen Magistraten ihre Pflichten vor und ermahnte sie zu treuer Beobachtung derselben. Um solche aber
5) noch näher mit ihren Amts-Pflichten bekannt zu machen, so las derselbe auch die Instructionen der Beamten vor; überliefert
6) dem Br. Superior die nöthige ⊙ Hefte, näml. den Vorbereitungs Aufsatz, das Noviziat- und Minerval-Heft, imgleichen das Heft über den kleinen Illuminat-Grad, u. stelte ihm das Minerval Siegel zu; theilte hiernächst
7) so wohl den Unterricht für die kleine Illuminaten, als auch die instruction pro insinuantibus u. dessen, was einem jeden Minerval zu wissen nöthig ist, unter sämtl. anwesende Br. aus; welche beyde Hefte aber der Br. Superior aus der Ursache, weil solche schon in den ihm anheute überlieferten ⊙ Heften ohnedem befindl. seyen, nicht angenommen hat.
8) wurde auf vorgängige Proposition des sehr Ehrw. Br. Aristidis einmüthig beschlossen, daß in Zukunft jederzeit auf den 3ten Montag in einem jeden Monat eine Minerval Versamlung u. den folgenden Montag darauf eine Magistrats Versamlung gehalten werden, u. damit nächstkünftigen Monat Merdedmeh der Anfang gemacht werden solle. Weilen aber
9) die heut erwählte Magistraten äußerten, daß sie in ihren Ämtern noch neu u. in den bey den Minerval Versamlungen vorzunehmenden Verrichtungen noch ungeübt seyen: so wurde beliebt, auf künftigen Mitwoch als den 30ten Thirmeh eine außerordentliche Minerval-Versamlung zu halten u. sich in allen dabey vorkommenden actibus vorläufig zu üben, um auf die künftige Versamlung gehörig praeparirt zu seyn; wobey aber
10) festgesetzt, und den anwesenden Br. bekannt gemacht wurde, ihre Quibus licet bey der auf den 30ten dieses zu haltenden Minerval Versamlung ohnfehlbar einzureichen.
11) Dem Ehrw. Br. Superior aber wurde aufgetragen, dahin Vorsehung zu thun, daß der Br. Avicenna den noch im Noviziat stehenden Br. Strabo[3] die Einrichtung des Quibus licet mündlich belehren u. sich solches von ihm einhandigen lassen möge, damit er es bey der ersten Minerval Versamlung abgeben könne.
12) Ferner wurde dem Br. Superior aufgegeben, dem Minerval Br. Aristippo[4] die ihm für denselbigen eingehändigte instruction pro insinuantibus zu zustellen, ihm den Tag der nächsten Minerval-Versamlung bekannt zu machen u. ihn an Ablieferung seines Quibus licet bey der ersten Versamlung zu erinnern.
13) Gleichergestalt wurde dem Br. Superior aufgetragen, nunmehro die initiation des Noviziat-Bruders Strabo vorzunehmen, bey diesem actu aber, weil der zum Secretario bestimmte Br. Avicenna dessen Recipient sey, mithin dessen Pathen vorstelle, einen andern im kleinen Illuminat Grade stehenden Bruder das Secretariat administriren zu lassen. Weil aber
14) Strabo schon lange im Noviziat gestanden, u. wegen vormahliger Zerrüttung der hiesigen Minerval Kirche nicht gehörig behandelt u. vorbereitet worden, er aber gleichwohl ein Mann von gesetzten Jahren ist: so wurden dem Br. Superior die von dem Strabo bey seiner Initiation zu beantwortenden 5. Punkte abschriftlich eingehändigt, um solche dem Strabo per modum dispensationis zu zustellen, damit er sich zu Beantwortung derselben vorbereiten möge; wie dann auch
15) erwähntem Strabo zu seinem Penso die Frage aufgegeben wurde: „Warum treibt Reichthum eher und leichter Laster als Tugend hervor?[“] mit dem Beyfügen, daß er solches Pensum ebenfalls per modum dispensationis nicht just vor seiner initiation, oder vor Ende seiner Probzeit, doch aber bald nachher einzuliefern nöthig habe.
16) Hiernächst kam auch der monatliche Beytrag zur Sprache, und es wurde einmüthig beschlossen, daß ein jeder ⊙ Bruder künftighin alle Monat 30. Xr beytragen solle; wobey aber
17) zugleich ausgemacht wurde, daß, wenn ein armer, aber für den ⊙ tauglicher Mann zur Reception vorgeschlagen werden sollte, niemahls von demselben weder ein monathlicher Beytrag noch Receptions Gelder gefordert werden soll, auch derselbe vor aller Demüthigung dergestalt zu schonen sey, daß er so viel möglich gar nichts von dem durch die übrige Brüder geschehenden Beytrag erfahre, weil man sonsten wider die Absicht des Ordens handeln u. manchen tauglichen Mann vom Eintritt in denselben abhalten würde.
18) Ferner wurde auf die Vorstellung des sehr Ehrw. Br. Aristidis zu mehrer Bequemlichkeit und Erleichterung der Brüder die Einrichtung getroffen, die von einem jeden Bruder gemachte Aufsätze, Bemerkungen, Auszüge aus guten Büchern p.p. durch den ohnehin in Pflichten stehenden ⊙ Copisten Kellner[5] auf gemeinsame Kosten mundiren zu lassen, jedoch dergestalt, daß die Concepte bey guter Zeit an den sehr Ehrw. Br. Aristides, oder den Br. Osmanduas eingeliefert würden, welche alsdann für die Abschriften sorgen und solche samt dem Concept einem jeden noch vor der Minerval Versamlung zurück liefern würden.
19) Auch wurde dem Br. Arcadio aufgetragen, da er die beste Gelegenheit dazu hat, nachstehendes Werk: Adlungs Versuch einer Geschichte der Cultur des menschlichen Geschlechtes. Leipzig. 1782. zu prüfen, und bey Gelegenheit daraus zu referiren.
20) Endlich wurden von dem vicarirenden Secretair Osmanduas alle bisher geführte Protocolle öffentlich abgelesen und damit diese Versamlung geschlossen.
Aristides. Agathocles
Osmanduas Anacharsis
qua Secretar[io] Cratippus
vicar[io]. Arcadius
Avicenna.
Attilius Regulus