D-Q175792

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Commentary

Im Auftrag der Oberen wurde der neue Eid für die Minervalen, der bereits in der letzten Sitzung ergänzt wurde, um einen weiteren Zusatz verlängert.
Darüber hinaus wurde zugesichert, die kritischen Stellen zur Freimaurerei im Vorbereitungsaufsatz zu ändern und formell als Abschluss für die Minervalkirchen eine Parole,
die der Superior abzufragen hat, eingeführt.
Es wurden diverse Abhandlungen und Anekdoten vorgelesen sowie ein merkwürdiger Brief angesprochen.
Schließlich erinnerte Hetzler noch an die Wichtigkeit der Behutsamkeit bei den Ordenssitzungen, da versucht werde, sie von allen Seiten auszuspionieren.

Transcript

Actum.
Minerval Versamlung gehalten unter dem Superiorat des Ill. Agathocles.
Edessa d. 30ten Dey 1153 Jetzdedgerd.

Presentes.
Ill. Agathocles Super.
Osmanduas qua Censor.
Cratippus Questor.
Avicenna Secretaire.
Aristides.
Aristippus.
Attilius Regulus.
Arcadius.
Francois De Guise.

Frembde und besuchende Brüder.
Propertius[1] v[on]
Ca[r]tesius[2] Abassum

Die Versamlung wurde unter den gewöhnlichen Feyerlichkeiten eröfnet, der Censor befraget, ob er keine Klagen vorzubringen habe, auf deßen Verneinen wurden von demselben die Quibus licet eingesamlet, und von dem Questor die Armen Büchß herumgegeben.
Hierauf zeigte der Superior im Namen der Erl.. Oberen an,
1.) daß man den von einigen Brüdern geäußerten Wunsch, dem bekannten Eyd der Minervalen, außer dem in der Ehrw. Minerval Versaml[un]g vom 10. Aban bereits publicirten Zusatz noch folgende Worte beyzufügen „In so fern die Aufträge der Erl. Obern meinen Bürgerlichen und Häußlichen Pflichten und Verhältnißen nicht entgegen sind“ um so mehr für billig erachten, da selbst die von denen Novitzen ausgestellt werdende Revers diese ein für allemal und bey allen Stufen unseres Erl. ⊙ vorauszusetzende Bedingung namentlich enthalte.
2.) Finde es eben so wenig Anstand, nach der Äußerung der Erl. Obern dem von einem der Ehrwürdigen Brüdern geschehenen Vorschlag gemäß, einem jeden Minervalen eine Abschrift oder Auszug aus dem Eyd zu machen, welche jedoch Niemand als ihm selbsten verständlich seyn dürfen.
3.) In Absicht der im Vorbereitungs Aufsatz enthaltenen die Frey Maurerey betrefenden Stellen ist denen Ehrw. Brüdern bekannt zu machen, daß in Kurtzem eine Abänderung erfolgen werde, mithin jeder Bruder bey dereinstiger Vorbereitung seiner Insinuanten, wenn nemlich gedachte Änderung bis dahin noch nicht geschehen seyn sollte, nur den übrigen Innhalt des gedachten Aufsatzes mit Weglaßung der die Frey Maurerey betrefenden Stellen einsweilen bekannt zu machen habe.
4.) Beym Schluß der Minerval Kirche wird entweder jedesmal oder nur zuweilen, je nachdem der Bruder Superior für gut findet die Ordens Parole auf folgende Art gefragt:
Der Br[uder] Superior fragt den Br. Censor heimlich.
Wo scheint das gröste Licht?
Der Br. Censor antwortet.
In Roma. Wien.
Der Br. Superior fragt weiter:
Wer sieht es am hellsten?
Der Br. Censor antwortet.
Fabius. [3]
und sagt den Denckspruch:
Lente festinandum. [4]
Dann fragt der Br. Censor auf die nemliche Art alle übrige Brüder, die ihm vorgeschriebenermaßen
antworten, und zuletzt bringt dieser die Parole dem Br. Superior wieder zurück.

Br. Osmanduas verlaß eine Abhandlung von seiner eigenen Arbeit, über die Frage: Woher komt es, daß Heut zu Tage der Eigennutz bey den meisten Menschen die Triebfeder ihrer Handlungen ist?[5] Deßgleichen Br.
Aristides einen sehr merckwürdigen Brief, von einem Kaufmann Namens Dutasta von Bordeaux[6] über seine mit Ihro Majestät dem jetzigen Kayßer gehabte Unterredung.
Br. Cratippus eine Anecdote, Der sterbende Weiße; aus dem 2. Stück der Jahrbücher des Geschmacks und der Aufklärung[7] gezogen: die zum Beweiß dient, daß auch in der niedern Claße der Menschen die Weißheit zu finden ist.
Und endlich laß Br. Arcadius einige Notaten ab, welche auf unser Zeit Alter Beziehung haben.
Dann bemerckte noch unser würdiger Br. Aristides, wie sehr Behutsamkeit bey unseren Versamlungen um so mehr nöthig wäre, da man uns auf allen Seiten auszuspäen suchte, und es daher nöthig seye, daß wir so viel möglich suchen müsten, unentdeckt zu bleiben. Und hiermit wurde die Versamlung geschloßen, mit dem Denckspruch.

Sey weiße, dieses ist der Menschheit erste Pflicht.
Wer durch sein Beyspiel schadt, der nutzt durch Lehren nicht.

Avicenna.
Secretaire.

Notes

  1. Augustin Franz Wachs (1731 Marburg – zw. 1796 u. 1800 Kassel), 1764 Regierungsregistrator u. –sekretär in Hanau, 1778 Hofgerichts- und Konsistorialsekretär, 1788 Kommissionsrat, zuletzt in Kassel lebend; 1757 Mitglied der Frankfurter Loge „Zur Einigkeit“, (1783) Ill. dirigens u. Lokaloberer in Hanau. Item:Q1279
  2. Sebastian Jakob Wilhelm Reiser (*1742), 1761 Studium in Göttingen, 1776 Prorektor der Lateinschule in Hanau, 1782 dort Gründer einer philanthropistischen Privatschule, seit 1786 am Handelsinstitut in Mülhausen (Elsaß), zuletzt Erzieher in Montpellier. Schriftsteller; 1784 Mitglied der Frankfurter Loge „Zur Einigkeit“; (Juni) 1784 Superior der Minervalkirche in Hanau. Item:Q923
  3. Joseph Freiherr von Sonnenfels (1732–1817), Nationalökonom und Jurist, Prof. und Hofrat in Wien, Präfekt der dortigen Illuminaten Item:Q1133
  4. Lat.: Eile mit Weile.
  5. Johann Peter Clemens Müller (Aufsatz), Woher komt es, daß heut zu Tage der Eigennutz bey den meisten Menschen die Triebfeder ihrer Handlungen ist? Item:Q272330
  6. Nicht ermittelt.
  7. Erschienen in Leipzig nur von Januar-Juni 1783 mit insgesamt 6 Stücken