D-Q175803
- Metadata: Item:Q175803
- Transcript: Hermann Schüttler
- Commentary: Isabel Heide (talk) 13:13, 9 November 2020 (CET)
- Technical realisation: Isabel Heide (talk) 14:58, 12 October 2020 (CEST)
Commentary
In dem ersten Teil, seinem kurzen Lebenslauf, erläutert Bleibtreu überblicksartig das Verhältnis zu seinen Eltern, seine akademischen Interessen und seine Anstellung ab seiner Heirat am Hofe.
Es folgen ein kurzer tabellarischer Lebenslauf, auch mit Aussagen zu seinem physischen Zustand, seinem Charakter, Interessen, Fähigkeiten und wichtigsten Beziehungen
und abschließend die Beantwortung der standardisierten Fragen zur Aufnahme ins Schottische Noviziat.
Transcript
Alberoni Lebenslauf.
Solcher wurde in der Rhein Grafschaft Grumbach gebohren[,] seine Eltern wahren der Luthrischen Religion zu gethan, und hilten Ihn als ein kleines Kind daß noch keiner begrife fähig sehr streng zur Kirche an, die wittrung mochte so kalt seÿn, bei winterszeith hierauf wurde nicht gesehn, welches den einen sehr wietrigen und ihme noch anhängenten eindanck gegen das Kirchen gehen gemacht.
in seinem 8ten Jahr starb seine Mutter wodurch deßen Vatter freÿe Hand erhilte ohne wieterspruch seine vor einigen Jahren gemachte und {...} verbindungen mit denen so genannten Insperirten öfendlich aus zu üben, verehelichte sich zum 2ten mahl mit einer W die auch den Inspirirten zu gethan wahr, da man nun von Obrigkeits wegen durchaus keine absondrung von der Kirche dulten wolte, so wahr solcher bemüßiget das landt zu verlaßen und sich in Neuwied nieder zu laßen, nun kahm die Zeit, daß sich Alberoni über seine künftige bestimung fügen solte, weillen nun der Vatter | dem handlungsstandt zu gethan war, so solte Er ihn auch wählen, hiezu hatte solcher aber keine Lust, sondern wolte sich dem gelährten Standt {...} neml. Rechtsgelahrsamkeit und Mathematik wo gegen sich aber die ganze Inspirirte Gemeint gesezt, unter dem lehren vorwandt daß sich Alberoni balt verfliegen werde[.] Es muste also die Handlung gelten Alberoni verschafte sich ein kleines eignes neben Geschäft und verwendete seinen Gewinnst zur Erlernung der Mathematik und anschaffung [der] Bücher[.] im 1760 Jahre starb sein Vatter wo Er durch Beÿhülfe des Regierenden Herrn Grafen von Neuwied beÿ der französischen Armée als Comissaire beÿ den lebensmitel angestelt wurde. 1764 verheÿrathe[te] sich solcher und da Er in gar mancherleÿ herrschaftl. Sachen gebraucht wurde so wurde Ihme der Character als C. Rath ertheilt mit Besoldung. Da aber dessen Handlungs geschäfte Ihn ganz erfordert[,] so ist die genoßene | Besoldung eingangen.
Alberoni
Politischer Characteur
Nahme – Leopold Bleibtreu alt 44 Jahr
Eltern – sind beydte gestorben
Verwande – sind in der Tabelle angezeigt
Gesundheit – ziemlich wohl...
Kleidung – sehr einfach
Wissenschaft – Kaufmann
Bücher – Handlungs und Mathematik bücher
Lieblingssache – Handlung
Erziehung – ganz Natur ohne Kunst
Stand – verheurathet, hat 8 Kinder
Amt – ist Cam. Rath ohne Besoldung
Physischer Zustand
Statur – über mittel größe, großgliedrig
Gebärden – eine ganz leidliche Phisionomie
Gang – geschwind u. weit schreidtent.
Kopf – mehr lang als rund, trägt ihn grad
Stirne – mitelmäßig
Blück – etwas niedergeschlagen, durch Fleiß dahin gelangt jedem in die Augen zu blicken
Stimme – ziemlich laut und fliesend
Sprache – die angebohrne Pfältzer Mundarth
Moralischer Character
Ruf – dermahlen gut
vormahlen desgleichen
bey Niedern beyfall
bey Hohen beschuldigt von zurückhaltung
bey der Geistlichkeit nicht guth warum, daß er gar zu wenig die Kirche besucht
Wie ist er gegen Eltern – solang solche lebenth gefällig geweßen
Kinder – mehr weichgebent als streng
Wohlthäter/Gönner – sehr dankbahr....
Feinde – wenn keine gelegenheit solche durch guththaten zu beschämen so vernichtet er sie....
Wie ist er gegen Große Hohe? Sehr frey....
Seinesgleichen – freundschaftlich
Niedere – sich unter sie zu fügen
Geistliche – so viel möglich zu irridtieren
Frauenzimmer – höflich u. wilfährig....
Seiner Frau – liebreich....
Kinder – hatt alle lieb verbirgt aber so viel möglich....
Im Gespräch – sehr lebhaft aufgeräumt
In Geselschaft – sucht er gleich den herschenden thon anzu nehmen sehr frei Einsamkeit ist ihme zur last.
den Umgang seiner Freunde zieht er allem vor
In der Liebe beständig.
Bey Beleidigungen empfindlich und nach und nach heftig
Im Glück wegen der Unsicherheit des rückfals gierig
Im Unglück selbst leichtsinnig standhaft
beym Unglück oder Glück anderer theilnehmend
ja, mit größter müh mach mir einer angelegenheit, allen Nachtheil für andere zu entfernen, und deren bestes zu befördern
bey unerwarteten zufällen – sehr gegenwärtig ja selbst den zu nehmenten entschließungen gehet das bedachtsame furchtsame hiedurch ab
Alberoni Beantwortung der Fragen welche
vor der Aufnahme in das Schottische Noviziat gethan
1) Ob er eine bessere {...} Geselschafft
gefunden habe die mehr und geheimdre
seiner Wünsche befriedige
1) kennt keine bessere mit so vieller
Menschen Kentniß gestützte einrichtung,
Welcher dieser zu vergleichen, und wodurch so balt wahre befriedigung ohne
{umb...} erlangt wird
2) Ob es bey dem Eintritt in den O. ihm
mehr um befriedigung seiner Neugier,
oder um ein Bündnis mit dem besten theile
der Menschen zum Glück der Welt zu thun
gewesen sey?
2) Es war keine Neudierde sondern die
Hoffnung mit dem besten theil der
Menschen verbunden zu seyn
3) Ob er von unserer Einrichtung so weit er
solche kenne zufrieden sey folglich nach
unsern Plänen mit würcken wolle oder ob er
was daran auszusetzen habe?
3) Sehr zufrieden und willig mit zu
würcken so weit es die Kräfften zu laßen
4) Ob er also dem O. ganz angehöhren [oder]
ganz zurück tretten wolle, weil kein Mittelweg
in Obere Graden stattfinde
4) Ich wünsche dem O. ganz anzugehören
und entsage dem Mittelweg
5) daß er anzeigen soll ob er mitglied eines
andern O. sey oder zu einer andern Geselschafft
gehöhre und zu welcher
5) weder mitglied eines anderen O. noch
Mit einer andren Geselschafft verbunden
6) Ob diese Geselschafft etwaß von ihm
fordere, daß unsrer einrichtung seye
Ihr unsere Geheimniße verathen, für sie zu
arbeiten
6) aus obigem erhälet daß solches nicht
vorkommen kann noch mag.
7) Ob er im Fall dergleichen im anderen O.
noch künftig von ihm verlangt werden solte,
sich drauf einlassen wolle oder nicht
7) Niehmahlen; sowahr [ich] ein Ehrlicher
Mann seyn will
Alberoni Beantwortungen der Sieben fragen
nach der Aufnahme ins Schottische Noviziat
1te Frag. Finden Sie in dieser Welt die Tugend
belohnt, das laster bestraft? Finden Sie nicht im
Gegentheil daß der Böse äußerlich glücklicher,
angesehen, mächtiger als der Rechtschaffene
ist? Mit einem Wort sind sie so mit der Welt so
wie sie jetzt ist zu frieden
1) leidter wird die tugend bestraft und das
laster belohnt und dem Bößen bleiben
viele vorzüge vor dem Rechtschaffenen, Wer kan damit zu frieden seyn?
2) F: Würden Sie di[e]s nicht zu ändern, und die
Gutten zu samlen, fest zu vereinigen, mächtiger
als die Bösen zu machen suchen, wenn es in
Ihrer gewalt stünde?
2) allerdings mit allen Kräfften.
3) F: In welchem Lande der Erde, möchten Sie
lieber wenn Sie wahl hätten als in Ihrem
Vatterland gebohren seyn
3) In einem freyen Stant
4) F: In welchem Zeitalter hätten Sie am
liebsten leben mögen
4) dan wan der O. die Welt {umgest...}
5te Fe: hätten Sie freye wahl welchen Stande
würden Sie wählen, welche Wißenschafft
5) die Rechtsgelahrsamkeit
6te F: Wer ist in der Geschichte ihr liebling
oder welcher Schriftsteller ihr Muster
6) Voltaire
7te F: halten Sie es nicht für Pflicht geprüffte
Freunde so viel möglich zu dienen, Ihnen so
viele äußerliche vortheil[e] als möglich zu
verschaffen, Ihre Rechtschaffenheit zu
belohnen? Ihnen das leben leicht zu machen?
Sind sie erböthig sich der Einrichtung zu
unterwerfen, welche der O. in diesem Grad
fordert, neml. das jeder von uns Monathlich
in seinem Q. L. anzuzeigen verbunden ist,
welche {Bedienung}, Pfründe oder dergleichen
er dermaßen zu vergeben hatt, oder durch sein
{vor...} dazu helfen kan, damit die Obere
Gelegenheit haben, würdige Subjecta unter den
O. Gliedern darzu vorzuschlagen
7) allerdings verspreche auch getreulich
Hierin nach vorschrift zu handlen
Alberoni