D-Q2599

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Summary

Wie kann ich ihnen, Mein Vaterlichster Gnädigster Herzog, so wohl für die gnädige
Aufnahme meiner eigenen Ideen, als für die eben so liebevolle #ssung, mit der Sie die
hier eintretenden äusserst wichtigen Schwierigkeiten mir so deutlich und vollständig auseinander
zu sezzen geruht haben, wie kann ich Ihnen für dies alles wahr und herzlich genug danken!
Ich sehe mich nun ganz dadurch in den Stand gesezt, den guten Sp. auch dann; wenn ihm
sein Wunsch nicht erfüllt werden kann, durch ausführliche Mittheilung der Gründe, die es
auch bei den gnädigsten Gesinnungen von Ihnen, Bester Geliebtester Herzog, doch unmöglich
machen, völligst zu beruhigen. Recht traurig ists, daß der Herr Statthalter gerade jezt ent-
fernt seyn muß; obgleich ich fürchte, daß auch hier der Mangel an Brod zur Besoldung eine Haupt-
Schwierigkeit machen würde. Meine lezte Hofnung ist dann auf Göttingen gerichtet, wo viel-
leicht noch am leichtesten die beyden #tischen Bedenklichkeiten über den Punkte der Reli-
gion
und der Besoldung gehoben werden könnten. Ehe ich aber dorthin schreibe, was ohnehin
vor Sonntag nicht geschehen kann, sehe ich dem mir gnädigst versprochenen lezten Verhaltungs-
Befehle von Ihnen, Vortreflichster Innigstgeliebtester Herzog, noch vorher entgegen.
  Und die Beilagen zur unsers ädlem Ludovicus Germanicus Brief, für dessen gnädigst-
vertrauensvolle Mittheilung mein Herz Ihnen, unaussprechlich Geliebter, so innigst dankt, besonders
aber Diomedes Brief an Epictet, haben auch mich sehr traurig und über das ganze Ver-
fahren der dortigen Bb. höchstunwillig gemacht. Den ganzen Vorschlag des Diomed finde ich
eben so unvernünftig, als in Betref der auszuliefernden Grade verrätherisch. Seine Gründe|<1>


sind, nach meiner Einsicht, unbegreiflich schwach. Männer, die man einmal solcher
Verbrechen beschuldigt hat, wird man gewis auch zutrauen, daß sie die eingerichteten Grade
vorher von allen verdächtigen Stellen werden gereinigt haben; um das neugierige Publikum, z[u]
befriedigen, wie Diomeds 2ter Grad will, ist doch fürwahr ein gar zu unädler und unw#
Gedanke, als daß ich ihn einer Illuminaten Seele zugetraut hätte. Auch bedenken die Leute
nicht, wie inconsequent sie handeln und wie immer neue Blössen Sie geben, wenn
sie, nach der im Advertisement so deutlich gegebnen Versicherung, jeden ferneren an#-
eyrischen Angrif als un# Verläumdung schweigend zu verachten, und we#
keine Zeile dagegen zu schreiben
, nun dennoch auf die erschienene neue Beilage
sich einlassen und mündliche oder schriftliche Widerlegungen veranstalten wollen.
Ich bitte Sie daher, Mein Gnädigster Bester Herzog, Ihren mir gnädigst geäuserten
vaterlichen ganz mir aus der Seele geschriebenen Auftrag dem L.G. zu schreiben,
daß Diomeds Vorschlag nicht allein als schlechterdings fruchtlos unmöglich gebilligt werden
könne, sondern daß man auch das zutrauen zu seiner und seiner Bb. Treue gegen
den O. have, daß Sie nicht durch auslieferung der O. Hefte sich einer Verrätherey ge-
gen den O. selbst ie schuldig machen würden. Übrigens mache die gegenwärtige Lage
der Sache es nothwendig, daß der O. einstweilen bis auf glüklichere Ereignisse in Bayern aufge-
hoben werde: und sehe man daher der Einsendung sämtlicher Akten und OrdensPapire|<2>


an die ausser Baiern befindlichen Obern entgegen; bitte die dortigen Bb. inständigst
sich unter den jezzigen Umständen nur still ruhig und leidend zu verhalten, als wodurch
die ganze Verfolgung möglich schneller als auf jede andre Weise erstikt werden könne:
und verspreche Ihnen, im Stillen, zu ihrem Vortheil und ihrer erleichterung, alles möglichste
zu würken.
  Über die übrigen Punkte des Briefes von L.G. erbitte ich mir Mein Bester Herzog,
um diese Antwort nicht länger zurükzuhalten, die Erlaubnis Ihnen diesen Nachmittag
mündlich meine Gedanken #chen zu können, und empfehle mich Ihrer mir unaussprechlich theuren
Gnade und Liebe mit dem herzlichsten Zutrauen. Ihr
          d. 18 Febr. 85 ewig dankbarster Acacius.|<3>

Anmerkungen