D-Q3181

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Syrakuß. 7. Mehar 1153. Jezderged.

Hier ist ein kleiner Nachtrag zu meinem Q[uibus] L[icet] vom Monat
Schahari, welchen Sie, mein theuerster Bruder, unsern
Erl[auchten] Obern mitzutheilen, die brüderliche Liebe haben werden.
Ich hatte in demselbigen pflichtmäßig gemeldet, daß ein
am 6ten dieses (aus Irrthum hatt ich im Q. L. den 7. angege-
ben) unsere Loge z[um] Rautenkr[anz] versammeln, und ich
den Vortrag thun würde, zur großen Association der teutschen Logen[1]
beyzutreten; und daß ich mir schmeichelte, dieser Schritt
würde beynahe einstimmig gethan werden. Dieser Vortrag
hat aber für dieses mal, auf Anraten des d[urchlauchtigen] Br[uders] Q[uintus] Se-
verus
, deßen Ein Befehl hiezu ich mir nochmals vor der Loge
erbat, noch nicht statt gefunden. Dieser unser ver-
ehrungswürdigster Br[uder] wünschte, wir möchten diesen Schritt
noch einige Zeit aufschieben; und versprach mir zugleich
gütigst, sich mit Ihnen, bester der Brüder, bey ihrer
nächsten Ankunft allhier, mündlich zu besprechen, wie
er am schiklichsten, sanftigsten, und füglichsten gethan werden |<2>
den könnte. Ich äußerte bey dieser Gelegenheit den Wunsch, auf
dem Fall, wenn unser Beytretung zur Association sich noch
lange verschieben sollte, den Hammer in d[er] L[oge] z[um] Rautenkranz niederlegen zu dürfen,
weil ich mit einem beträchtlichen Theil unsrer Logen-Mitglieder
als ein rechtschafner Meister, höchst unzufrieden zu seyn,
Ursach hätte. Mit mir würden alle Officianten, auf welche
ich mich verlaßen kann, ebenfalls ihre Aemter nieder-
legen; man würde einen anderen Meister u[nd] ander Offi-
cianten wählen, und die Loge würde auf diese Art
nach und nach in sich selbst zusammenfallen. Wir wür-
den die besten Menschen aussichten können, und eine
fürtrefliche Illum[inaten] Loge stiften können. Die guten Brüder
dekten die Loge z[um] Rautenkranz nicht, sondern besuchten sie noch dann
und wann vor der Hand; um sich nach und nach in der
Stille gantz von derselben abzuwenden. Dieser Vorschlag
wurde nicht mißfällig aufgenommen. Sie sind es nunmehr
mein herzlich geliebter Bruder, der entscheiden kann und muß,
worum ich sie sehnlichst bitte, was ich hier thun oder nicht thun soll. |<3>
Ich bin ein Rüstzeug zum Wirken des Guten in ihren Händen;
mein gantzes leben wird[?] der besten Sache gewidmet seyn, und
sollte es mir auch noch soviel Arbeit, Muse, und Überwin-
dung kosten. Ich beschwöre Sie aber bey unserm herrlichen Brüder-
Bunde, es bey ihrem Hierseyn, mit dem fürtreflichen Br[uder] Q[uintus]
Severus
gantz feste zu setzen, wie ich in Ansehung der L[oge]
z[um] Rautenkranz künftig verfahren soll. Wäre es möglich
eine neue[?] gantz festgesetzte Norm, wornach ich handeln
soll, schriftlich feste zusetzen aufzusetzen; so würde mir
es unendlich angenehm seyn; und meine pünktlichste
Befolgung derselben sollte niemals fehlen. Diese wünschte[?]
ich aber auch, bey meiner Rükkunft von Leipzig hier
vorzufinden; weil der Stiftungstag der L[oge] z[um] Rauten-
kranz
den 31. November einfällt, und in einer Ver-
sammlug vorher[?], der Wechsel der Officianten bestimmt
werden muß.
Bester Bruder könnten sie doch noch vor dem 10. Mera[?] hieher
nach Syrakuß kommen?, so könnte ich sie selbst sprechen.
Dies ist mein wärmster Wunsch. Ich würde auch den 10. Vor- |<4>
mittags noch anzutreffen seyn; wenn ich von ihrer gantz ge-
wißen Anherkunft einige schriftliche Nachricht erhielte.
Beykommender Brief an mich von Dresden, wird Ihnen einige
Nachricht geben, was und wie man daselbst von den Illuminat[en]
denkt. Der von uns ehemals in Altenburg aufgen[om-]
mene Verf[asser] deßelben, ist gerenwärtig[?] ein Mitgleid eine[r]
Rosenkreuzer-Loge, woran beynahe nicht zu zweife[ln]
ist.
Ich liebe Sie, mein bester Bruder, von gantzen He[r-]
zen und von gantzer Seele, und bin mit Freuden
Ihr
treuster Mitverbundener
Chrysostomus

Anmerkungen

  1. Dass es sich bei der Association der teutschen Logen um den Eklektischen Bund handeln muss, geht aus einem Brief Ernst II. hervor.