D-Q3414

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Commentary

Zu Weishaupts Plan und dem Befinden von Herzog und Herzogin, die in Kur sind.


Transcript

                              Gotha d. 30t Jul. 85.

Alles was mir Ihr lieber Brief sagt, Bester theuerster
Aemil, hat mich innigst erfreut. Sie sind wohl, Ihr
Zusatnd hat Sie gestärkt; über Spartakus, sein Betragen,
seinen Plan auf Kosten anderer sicht recht wohl seyn zu lassen,
denken Sie ganz wie ich; und machen endlich mir Hof-
nung, Sie bald hier zu umarmen, und über Fortsezzung
oder gänzliche Aufhebung unsers bisherigen Instituts einander
unsere Ideen und Wünsche zutraulich mittheilen zu kön-
nen. Für das alles dankt Ihnen mein Herz mit innigster
Freude, und vielleicht sind Sie, da ich dies schreibe, mir
schonr echt nahe, wo ich Ihnen dann mündlich diesen
Dank und diese Freude aus meinem Sie sehr liebenden Herzen
widerholen werde. [***], und hat
wie ich hoffe, Ihre Nachricht von seinem Hierseyn gege-
ben. Ich habe ihn nur erst einen Augenblik gesprochen
und vergaß ihn darum zu fragen. Er bleibet, wie ich
höre, 2 Tage hier. Über Ill. spreche ich nicht mit
ihm, wenn er nicht selbst anfängt, und unseren neuen
Plan
vertraue ich ihm nicht. Denn an herzlichen Zutrauen
zu ihm
fehlt mirs ganz, so wenig ich auch sonst gegen ihn |<2>
habe.
  Spartakus schrieb mir vor 2 Tagen, und beklagt
sich über mein und unsers Timoleon Schweigen. Gern
schikke ich Ihnen den Brief selbst, aber ich habe ihn ge-
stern dem lieben Tim geschikt, der freylich drüber lachen
wird. Er hat den Unfall gehabt, daß auf einem
Spazzen[***] mit einem durchreisenden Ill. dieser ihm
zur Seite von Donner erschlagen wurde: und es ist mir
Lust zu lesen, wie der kaltblütige Mann auch bey die-
ser Gelegenheit seine Philosophie und ihren Einfluß
auf sein Betragen erlebt, und aus der Sonderbarkeit
der Zufälle, die ihn begegnen, grosse Dinge, die
der Himmel noch mit ihm in Sinne haben möge, ahndet.
Auch hier bleibt er sich ganz gleich, seinem Charakter,
wie wir beyde ihn kennen, zu verläugnen ist ihm
unmöglich.
  Meine gute Frau dankt Ihnen herzlich für Ihre
liebevolle Theilnehmung. Sie kann es noch wohl
vor 14. Tagen Eintreiben, ist aber gesund, wie
sie es in ähnlichen Umständen noch nie war. |<3>
Was Sie mir über den Mann schreiben, in dessen
Hände unser T. gefallen ist, hat micht sehr traurig
gemacht. Das fehlte noch, um die ädle, aber durch
unsre Erfahrung ohnehin zum Mistrauen gegen Menschen
geneigte Seele des besten herrlichen Mannes, über diesen
Punkt ganz zu verstimmen, und hat frohen Muths, dessen
er so sehr bearf, Trübsinn und Unmuth in diese gute
Seele zu leiten. Ich kannte den M* bisher nur
vom S[***] seiner Kentnisse und seines Geschmaks, und
freute mich der Vortheile, die seine Gesellschaft unsern
wisbegierigen Freunde für die Erweiterung seiner Kentnisse
verschaffen könnte.
  Von der guten Herzogin ist wenig Nachricht hier.
Aber so viel wir hören, geht alles gut: sie badet
seltener, nur einen Tag und den andern; und die Kur
wird drum länger dauern. Wie bald Sie zurükkom-
men, ist noch nicht entschieden. Dem guten Herzog
habe ich Ihre Heimkehr in unsere Gegen gestern ge
schrieben.
  Lühe ist noch immer nicht hier, und hat an keine Seele
geschrieben. Täglich wird er aber erwartet.
  Leben Sie wohl, Bester, und kommen Sie bald zu uns.
Mit offnen Armen erwartet Sie
                           Ihr treuer Ac.

Notes