D-Q3857

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Transcript

Buttstädt den 9ten May 1786

Hochwohlgebohrner Herr,
Hochgeehrtester Herr Hof- und Legations-Rath!

Nach dero eclatanten gütigen Gesinnungen gegen mich, erlauben Sie
mir die ergebenste Anfrage, ob ich vielleicht das erste Harm. Instrument[1]
Ihnen, als alleinigen Beförderer dieses mir so nöthigen Nahrungs-
Zweiges, zu übersenden Hofnung haben könne?

Ich bin in Ihrer Schuld, — von Gotha erhalte ich keine Nachricht, —
Weimar besitzt dieses Product noch nicht, und wenn der Glaßmeister[2]
seine Versprechen erfüllt. so wird das Instrument in wenigen Wochen
fertig seyn, und sich in iedem Betracht empfehlen können.

Als einige gute Vorbedeutung meines Unternehmens, und als
Antrieb für den Glaßmeister in Stützerbach, sehe ich an, daß
Sereniss. Vinariensis[3] nebst Sr. Ex. Herrn geh. R. von Goethe[4], wie
auch dem Herrn Herzog von Meiningen,[5] iust in der Glaßhütte
daselbst am 4ten dieses zugegen gewesen, wie meine Zeichnung
und Vorschriften zur Einrichtung der Glocken, daselbst eingetroffen
sind, die man der Betrachtung gewürdiget hat.|<2>

Serenissimus sind Freund von Künsten und Unternehmungen, durch
die Etwas verdient und auswärts herein gezogen wird. Dieses
Instrument, welches man mit einigem Unterricht unter die luxuriösesten
rechnen würde, ist noch äußerst selten, und da ich nach mancherley
Bemühung un Kosten, Aufwand diesen einzigen Mann in ge-
dachte, Stützerbach gefunden, dem due exacte Verfertigung
solcher Glocken zuzutrauen ist, der aber auch wahrscheinlich zu
einem solchen Preß hinaufrücken würde, so bald er als einziger
Verfertiger in einer gewiß großen Gegend, bekannt werden
sollte; so kann ich dabey von der Idee und dem Wunsche gar nicht
loß kommen, daß ihme, (weil er um alle Erläuterung und den
deutlichsten Unterricht von mir hat, so, daß er einen völligen
eingestimmten Satz Glocken an ieden Meistbiethenden ver-
laßen kann,) durch eine gnädigste Intimation vor der
Hand auferlegt werden möchte, an niemanden weiter, als
an mich, dergleichen Glocken zu verfertigen, und iedesmahl
sich einer billigen und prompten Zahlung zu gewärtigen.

Außerdem wird es keine Art der Verfertigung für mich,
die ich gleichwohl mit mancher Sorge zu erringen gesucht habe,
und wohl mein Vorsatz festgestellt bleiben könnte, iährlich
wenigstens 100. rthl. ais diesem Geschäfts-Ertrag in irgend
eine zu bestimmende [Logen]-Casse einfließen zu laßen.|<3>

Belieben Sie daß, mein Theuerster! dieweil es noch heute heißt,
in Dero gütige Überlegung zu nehmen, und fänden Dieselben es

nur einigermaßen schicklich, so thun Sie Herzogl. Durchl.
gelegentlich über die obige Intimation einige Vorstellung.

Wollten Sie, Geliebtester! dabey den dubiösen Ausdruck der
Hoffürstl. Cammer, welche die mir gnädisgt bewilligten 4 Claftr.
iährliches Deputat-Holz in weiche Scheite[6] verwandelt hat, womit
sich kein Haußwirth zu beklagen pflegt, weil es das Fuhrlohn
theils nicht abwirft, und auf der Kälte nicht wiederstehet, mit
in innige Erinnerung bringen, so würde dieß zugleich mein vor-
genommenes Geschäfte mit erleichtern, weil ich sodann manches
Stück hartes Holz dabey benutzen könnte.

Ich will sodann gern allen meinen Bitten die festesten und
beständisgetn Schrancken setzen, so wie ich Dero große, seltene,
und wahre Menschen-Liebe auf die Zeit meines Lebens aufs
danckbarste rühmen und loben werde.

Der ich mit vollkommenstem Respeckt zu seyn die Ehre
habe

Eur. Hochwohlgeb.

ergebenster Diener
Friedrich Christian Rudorf.

Notes

  1. Zur Glas-Harmonica aus der Produktion Friedrich Christian Rudorfs Item:Q40177.
  2. Georg Wilhelm Heinz Item:Q31741.
  3. i.e. Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach Item:Q979.
  4. Johann Wolfgang von Goethe Item:Q409.
  5. Georg I. von Sachsen-Meiningen Item:Q40199.
  6. Rudorf hatte um Hartholz - Buche, Eichen gebeten - das bewilligte Deputat notierte dagegen billiges "weiches" Holz. Vergleiche die Briefe vom 15.2.1785 Item:Q3829 und 2.2.1786 Item:Q3828.