D-Q4516

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Commentary

Freimaurerisches Dokument, das Fragen auflistet, die vor einer umstrittenen Aufnahme den Brüdern, insb. aber dem Proponenten des Aufzunehmenden, vorgelegt wurden. Wohl aus der Feder Friedrich Leberecht Hederichs (vgl. Schriftprobe in D-Q4515)


Transcript

Fragen,

welche den Bbr. in eröffneter Loge vor
der Ballotage über einen Suchenden zu
bedenken vorgelegt werden, und welche
der Br. Proponent in zweyfelhaften
Fällen zu beantworten hat.

                              Friedrich Leberecht Hedrich
                              gebohr. 1772. im August.
                              Vater hier Fried. Leberecht.
                              Prediger in Krautheim, in
                              dem Wein [***] Sch[***]städtischen
                              Gerichten.

1. Hat der Suchende das erforderliche Alter?

2. Ist er ein freyer, soweit unabhängiger
Mann, daß er an unsern Arbeiten
thätigen Antheil nehmen kann?

3. Ist sein Character gesezt genug, daß
er ein ihm anvertrautes Geheimniß ver-
schweigen, und daß man auf sein gegeb.
nes Wort sicher trauen kann?

4. Ist sein öffentlicher Ruf so beschaffen,
daß seine Aufnahme dem Rufe unserer
Gesellschaft nicht nachtheilig seyn wird?

5. Ist sein äußerliches gesellschaftliches Be-
tragen, auch sein Stand, von der Art,
daß er für unsere Versammlung und
diese für ihn schiklich ist?|<2>

6. Ist er verträglich und nachgiebig genug,
um in Gesellschäften und Streitigkeiten
Gründen Gehör zu geben, sich gern über-
zeugen zu lassen, auch wohl aus Klugheit
und Bescheidenheit der Meinung Anderer
nachzugeben?

7. Steht er nicht in persönlicher Feindschaft
mit einem unserer Brüder?

8. Kann er den kleinen Aufwand, den ihm
unsere Verbindung verursachen würde,
bestreiten, und auch etwas zu Werken
der Menschenliebe anwenden, ohne sich
deshalb an seiner Nothdurft abbrechen
zu müssen?

9. Ist er ein guter Bürger u treuer Die-
ner des Staats? Thut er seine Schuldig-
kein in seinem Berufe?

10. Beweist er Achtung für Religion und
Sittlichkeit?

11. Ist er ein guter Ehemann u Vater, der
redlich für das Wohl der Seinigen sorgt,
dem vorzüglich die Erziehung seiner Kinder|<3>
am Herzen liegt?

12. Ist er ein ordentlicher Hauswirth, der
seine Ausgaben nach der Einnahme ab-
mißt, u keine unnöthigen Schulden macht?

13. Hat er den erforderlichen Grad von na-
türlichem Verstand, die nothwendigen
Kenntnisse, u den Grad von sittlicher
Ausbildung, um von unsern Arbeiten
Nutzen zu ziehen, u selbst am baue
unseres Tempels mit Hand anlegen
zu können?

14. Halten ihn die Brüder für fähig,
sich die redliche Ausübung seiner Pflichten
zum Hauptzweck seines Daseyns vor-
zusetzen, u zeitliches Glück, Ehre u Ver-
gnügen als bloße Mittel zur Tugend
anzusehen?

15. (An die Bbr. Lehrlinge.)
Kann man ihm zutrauen, daß er, um
dauerhaft glücklich zu werden, sich der
Selbstkenntniß ernstlich befleißigen
werde?|<4>

16. (An d. Gesellen.)
Sollte er jenes allgemeinen Wohlwollen[s]
fähig sey, wodurch wir uns glüklich f[üh-]
len, wenn wir Andere glücklich machen[?]
Und kann man hoffen, daß er seine [Ke[nnt-]
niß der Dinge ausser uns eifrig zu[***]
weitern streben werde, um immer [mehr]
Gutes ausser sich zu wirken?

17. (An die Meister.)
Kennt und befolgt er vielleicht schon je[zt]
jene höhern Motive zur Ausübung [der]
Pflicht, auf welche der Wink zielt, der [***]
Lehrlinge bey der Aufnahme nach dem Z[***]
rufe: Sic transit gloria mundi! g[e-]
geben wird? Oder hat er dich Anlag[e]
sie dereinst zu erkennen und zu bef[ol-]
gen?


Notes