D-Q4523

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Commentary

Gottlieb Hufelands Antworten auf fünf vom Orden an ihn gerichtete Fragen. Die Fragen stammen vermutl. aus dem zweiten Ordensheft.


Transcript

Heropolis d 18 Baham 1155 Jzddgrd

1) Was für einen Begriff machen
Sie sich von diesem Orden?

Daß der zweck deßelben nicht
eigentlich etwas neues, durch ihn
erst geschaffenes, sondern vielmehr
der alte allgemeine Zweck aller
tugendhaften und weisen Men-
schen, das Wohl, die Vollkommenheit
und Glückseligkeit der ganzen
Menschheit, sey; daß aber die
Mittel dazu theils ganz neu,
theils wenigstens, wegen der
innigen Verbindung mehrerer,
sehr vorzüglicher und durch diese
gebildeten Menschen wirksammer
als alle bisherigen, seyn oder
doch werden können.

2) Haben Sie auch überdacht, daß
da Sie sich neue Verbindlichkeiten
aufladen, Sie Ihre natürliche
Freyheit einschränken?

Ja, das habe ich auch bey mei-
nem Eintritt in den Staat ge-
than, und werde es noch mehrmals
in meinem Leben thun müs-
sen, auch in Fällen, wo ich nicht
mit so guten Menschen zu thun
haben werde, als ich im O. theils
schon kenne, theils noch vermuthe

3) Haben Sie auch überdacht, daß
der Orden in gewissen Umstän-
den die genaueste Folgeleistung
verlangt, daß man Ihnen über
die Ursachen, warum Ihnen et-
was befohlen werden könnte, nicht
immer Rechenschaft geben wird,
welches Ihnen unangenehm seyn
könte?

Auch das habe ich überdacht, al-
lein das muß ich mir als Un-
terthan vom Staat, und als Un-
tergeordneter in andern bürger-
lichen Verhältnissen auch gefallen
lassen. In allen Fällen gehorche
ich, ohne zu fragen; es sey denn,
daß die That an sich etwas
böses oder verbotnes zu fördern
scheint. Dann gehorche ich im bür-
gerlichen Leben so wenig, als
ich dem O. gehorchen werde.
Solche Befehle hoffe ich vom O.
nicht; bey andern bescheide|<2>
ich mich gern, daß andere weiser
als ich seyn, denen ich daher w[il-]
lig folge.

[4)] Wie würden Sie sich betragen,
wenn Sie einst Personen im O.
fänden, denen Sie abgeneigt wären,
oder die Sie gar für Ihre Feinde
hielten?

Ich hoffe niemand; sollte ich
Feinde haben, so dürften dies höch-
stens ein paar verirrte Jünglinge
seyn, die der O. schwerlich seiner
Einwirkung fähig halten wird.
Sollte er es, so würde ich mich
bescheiden, daß sie noch sehr vor-
theilhafte, von mir übersehene
Seiten haben müßten, würde
mich ihnen zu nähern und mit
Ih ihnen zu versöhnen suchen.

5) Nun wissen Sie, was wir von
Ihnen erwarten, was fordern Sie
dagegen von uns?

Gewiß nichts als daß Sie mi[ch]
zu Ihrem Zweck beytragen las[sen]
was Sie glauben, daß ich bey-
tragen kan; daß Sie mich ab[er]
bey allen Unternehmungen [be-]
lehren und unterstützen, und
dann daß Sie mich nie ohne
Nachsicht beurtheilen

                     Johann Oldendorp

Notes