D-Q4794

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Commentary

Transcript

Fortsezung

Und eben dann wäre schon einigermaßen die Frage beantwortet
was hat die Religion für Einfluß auf Tugend und Recht
schaffenheit.
Doch ihr einfluß ist noch größer, ihr Wirkungskreis kräfti-
ger als ieder andere, ~~ Tugend einzu~~. Einmal
bestimmt sie uns ~~ das Gesez auf ~~ sich
gottgefälliger Tugend gründen ~~ in desen Kraft sie
~~ werden müste, und das ist das Geboth der Liebe.
Du sollst lieben deinen Gott als deinen Schöpfer Er
halter und ewigen regenten, vor dem du mit allem
was du bist und hast allein abhängst, und dessen
Geseze nicht Befehle eines eigensinnigen Beherschers
sind von liebevoller Zurechtweisung und Rathgebung
eines weisen liebreichen Vaters sind. Diesem Gesez
gemäs handeln ist Tugend.

Da nun aber Liebe zu Gott als unserm Freun-
de sich auch gewiß auf diejenigen erstreken
muß die ihm angehören mit ihm in gemeiner
Verbindung stehen und seine ~~ so folg-
ten selbst auch ~~ Auftrag lieben, denn ohne Lie-
be zu unsren Mitmenschen, ist unsre Liebe zu Gott un-|<2>
möglich, und iene ~~ diese keine ~~ vollständige
wenn man nun mit einiger Aufmerksamkeit daran
sieht, wwelche Beschaffenheit und Natur der Menschenliebe
die Religion fordert und gewährt, die Art und Weise
wie sie diese in den Menschen befördert und stärkt
die Vorschriften nach welchen sie die Ausübung der
selbenverzeichnet, so ist gewiß alles darinnen so über
vernünftig wohlthätig von Menschenliebe, das Meister
stük der Religion ~~.

Wichtig und auszeichnend ist der Einfluß der
Religion auf menschliche Tugend, weil sie der Aus~
einer wahren aufrichtigen Menschenliebe, einen außer
ordentlichen Werth zuspricht - sie ~~ das Haupts
der Gottähnlichkeit ~~ die Summe aller Geseze
Gottes erklärt, versichert: sie sey Liebe Gottes
selbst, und sagt daß wie ein jeder Mensch selbst
lieben _ und daß nur dann diese Eigenschaften
am Werke einen wahren entschiedenen Werth hätten
wenn sie von dieser Liebe beseelt wären.
~~

den 29. Esphender[1]
1157.
Castill.

Anmerkungen

  1. Die Datierung ist etwas unklar überkorrigiert. Einen 29. Esphender sollte es nicht geben, dem März sollte nur 20 Tage bis zum Neujahrsfest haben. Möglicherweise ist hier dennoch schlicht an den 29. März 1788 gedacht.