D-Q4872

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Commentary

Ein sehr aufschlussreiches QL, da es, soweit ersichtlich, die Erklärung birgt, warum die Buttstädter Minervalkirche scheiterte.

Rudorf hatte sich zu einer Befragung der potentiellen Mitglieder der zu gründenden MK entschlossen (erstmals angedacht im Item:Q4715 - und diese Befragung endlich durchgeführt als Bode Anfang Februar 1787 auf konkretere Schritte der Mitglieder-Betreuung drang.

Eisenhuths Erklärung fällt negativ aus. Er würde seine Loyalitätspflicht gegenüber Querfurts Loge verletzen. Das ist eine in mehrfacher Hinsicht prekäre Aussage: Rudorf hatte ihn gerade in den Orden geholt unter der Vorgabe, dass man ihm hier all das bieten könne, was man ihm in Querfurts Loge verweigerte: ernsthafte intellektuelle "Arbeit" und Inhalte statt Versuche, Gelder zu akquirieren. Mit der Aufnahme ermunterte Bode den Neuling, der Loge treu zu bleiben, in der Hoffnung so in diese hineinwirken zu können, und nun erhält er die Absage dieser Option. Er notiert es in der ersten Fußnote: offenbar sieht sich Eisenhuth außerstande seine Mitgliedschaft im Illuminatenorden gegenüber der Querfurter Loge geheim zu halten und dennoch an dortigen Versammlungen teilzunehmen.

Eisenhuth bittet Bode im selben Zug um Fürsprache in Dresden bei einer Stellenvergabe, die er für möglich erachtet. Bode notiert, dass er nicht sehe, wie er hier dienen könne; erklärt dann aber, dass der Orden immer mehr zu tun bereit wäre, als man von ihm erwarte - sprich: wenn es klappt mag es so aussehen, als ob es durch den Orden klappte.

Transcript

Mein Recipient H. C.F.R.[1] zu Picenz[2] hat
mir vor kurzem darüber: Ob ich nämlich
künftig zu Os vierteljährigem OsVersamm-
lungen geneigt sey? meine Erklärung
abgefordert. Hierüber nun würde ich
nicht das mindeste Bedencken haben, wenn
mir von dem Erl. O. in dem ersten Repr.
Zettel nicht ausdrücklich anbefohlen worden
wäre: daß ich die [Loge] zu Q.[3] darum weil
ich den dortigen Mitgliedern künftig nüz-
lich werden könnte, schlechterdings nicht ver-
laßen und dahero meine gegen-
wärtige Verbindung geheim halten sollte.[4]|<2>

So bald ich nun den von H. R. in Vorschlag ge-
brachten vierteljährigen Versammlungen bey-
wohne, so kann meine neuerliche Ver-
bindung unmöglich länger verschwiegen
bleiben. Ich erwarte daher von meinen
hohen Obern, um so mehr hier meine Verhaltungs
Befehl, ie mehr mir ohnlängst der Mstr. vom
Stuhl zu Q. welcher mich kürzlich besuchte
versicherte, daß der hiesige Ort, nach der dor-
tigen Constitut. in dem Bezirck oder Provinz
nach Q. gehöre.

Hiernächst wage ich meine gehorsamste Bitte,
an meine HochErl.BBr. Vorige Nacht ist der|<3>
GleitsCommiss: Walther in Cölleda gestorben,
wahrscheinl. wird der Vice GleitsCommiss. in deßen
Stelle rücken, und ich habe mich entschloßen, um
des letzten seinen Plaz nach zu suchen. Könnte mir
nun der H. Od durch Empfehlungen in Dreßden
hierzu behülflich seyn, so würde ich dieses mit
gehorsamsten Dancke erkennen und dem O. bey
dieser Station in vielerley Betracht nüzliche Dienste
leisten könnten[!].

Bey meinem Vergesetzten in Dr.[5] stehe ich wahr-
scheinlich in guten Credit, denn man hat mir eine
baldige beßere Bersorgung versprochen.[6]

Habe ich durch diese gehorsamste Bitte zu viel
gewagt, so bitte ich sehr um gütige Verzeihung

Eccard|<4> [Umschlag:]

Quibus licet.

Eccardt.


Notes

  1. Herrn Friedrich Christian Rudorf Item:Q969
  2. Buttstädt in der Ordensgeographie
  3. Die Loge "Minerva zu den 3 Lichtern", Querfurt Item:Q40162, siehe Friedrich Christian Rudorf, Quibus Licet, Buttstädt, 1785-09-26 Item:Q4703.
  4. [Handschriftliche Fußnote Bodes:] Wenn Er nicht geheime der Versammlung beywohnen kann, so ist es fürs Erste noch besser, nicht nach Picenz zu kommen. Aber der Mßr v. St. [i.e. Meister vom Stuhl] Schomburg ist in der Fr. Mry. [Freimaurerei] gewiss ein Schwärmer!!
  5. Dresden
  6. [Handschriftliche Fußnote Bodes auf den Seite 2 und 3 dazu:] man gestehe aufrichtig, daß man noch nicht weiß, wie man in diesem Falle für Eccart wircken könne? Man werde aber darauf sinnen. Uebrigens ist, dem Orden jedes|<3> Zeichen des Vertrauens der BBr. angenehm auch thut der O. gern mehr, als er verspricht!