D-Q5175

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Commentary

Ausführliche Kritik, dass Basilius' Antworten (Reprochen) teils kaum zu verstehen sind.


Transcript

<poem> Erlauchte Obern!

So sehr ich mich jedesmal freue, wenn ich einen Reprochenzedel empfange, so verlegen hat mich der Schluß des letztern gemacht, weil ich ihn nicht ganz verstehe. Ei- gentlich habe ich nie daran gezweifelt, daß der Orden vortrefl. Männer zu Mitgliedern, und jezt edle Absichten hat. Wenn ich je eine Bedenklichkeit darüber geäussert haben sollte, so kann nie meine Meinung dabey auf etwas anders gegangen seyn, als auf den Fall, wenn es je möglich gewesen wäre (der Orden ist doch auch eine menschliche An- stalt!) daß das Ruder desselben in Hände käme, welche zwar noch den Gehorsam aber nicht den Geist desselben beybehielten, so würde der O. freylich die stärkste Skla- venfessel der Menschheit seyn. Hätte ich nicht wirklich eine sehr hohe Idee von der Bestimmung des O. so müste mich meine jetzige Lage von ihm trennen. Auch ist es mein wahrer Ernst, durch denselben auf der moralischen Seite zu gewinnen; wes- wegen mir eben das Amt des Br. Bas. so ehrwürdig ist. Einen Gewissens- freund zu haben, der scharf und gelinde ist, erkenne ich für die gröste Wohlthat des Lebens; und ihm misfallen, für Elend. Aber darum wünscheich mir auch von ihm deutliche Sprache; nicht bloß allgemeine Winke! Denn wenn ich diser ihrem Sinn nicht bestimmt verstehe, so macht es mir Wehe. So ging es mir mit dem Schlusse seiner letzten Rüge: ,,Bis dahin (näml. zur weitren Beförderung im ,,O.) ist Prüfungszeit im Eifer für das allgemeine Wohl der Menschheit, unver- ,,brüchliche Geradheit des Herzens und unbefangenes offenes Gegenvetrauen zu der ,,Liebe ihrer ältern OsBrüder u. zu mir, dem Bruder ihres Gewissens.,, Ich kann nicht entscheiden, ob diese Worte nur Bedingung, oder wirkliche Reproche sind. Und wie viel hängt gleichwol für meine Moralität davon ab? Sind sie Reproche, so halten mich meine Obern noch für unwürdig weiter geführt zu werden; und kann das mit gleichgültig seyn? Sind sie aber nur BEdingung, so hätte ich sie dennoch wegen ihres unentschiedenen Tons für Reproche ansehen, und wohl einiges darüber zu sagen haben können, u. dann wären die erlauchten Obern aus Irrthum, mit einer angeblichen Selbstver- theidigung belästigt worden. Ich wünsche also sehr, wenn Br. Bas. etwas zu meiner Besserung zu sagen findet, daß er es mit ganz deutli. Worten thue. Ich wer- de gewiß den unbekannten Edlen (den ich erst kennen lernen soll, wenn ich mei- nen Schutzengel sehe!) sagen, wenn ich auch nicht allemal seiner Meinung wäre, weil ich mich in manchen Stüken wohl sicherer kennen kann! Syracus. den 31ten Adarmeh. 1154. Spanheim.


Anmerkungen