D-Q5327

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Inhalt

Haun berichtet von seiner Beobachtung, dass in vielen Gegenden die Söhne größer und schlanker seien als die Väter, und schlägt eine Enquête aller Minervalkirchen vor, um diese Hypothese zu überprüfen. Weiter berichtet er über die Fortschritte Schlichtegrolls und die Gothaer Minervalkirche.

Transcript

Q.L.

Es wir nicht unschicklich seyn, hoffe ich, eine Bemerkung hier an-
zuführen, die ich seit verschiedenen Jahren in Ober- und
Niedersachsen gemacht habe, daß nemlich die Söhne der
jetzigen Generation fast durchaus von größeren und
schlankeren Wuchse als ihre Väter zu seyn pflegen. Auch
habe ich das nemliche beobachtet an Vätern und Söhnen,
die aus anderen Gegenenden mir zu Gesichte gekommen.
Ich möchte wohl wißen, ob diese Hypothese in der That
gegründet wäre, und ob sie in mehreren Ländern, Völkern
und Himmelsstrichen statt fände? Ob sie wenigstens <2>
vor Europa, oder auch nur vor Deutschland gelte, und was sich
nun für Folgerungen daraus machen ließen? Ich hatte sonst
den Gedanken, einen Aufsatz hierüber in ein periodisch Werk
einrücken zu lassen, um auf diese Erscheinung aufmerksam
zu machen. Vielleicht kann auf diesem Weg der Zweck
noch eher erreichet werden, wenn nemlich die Minerval-
Kirche jedes Ortes untersuchte, ob der größere Wuchs der
jetzigen Jugend in der That den von ihren Eltern über-
träfe, und das Resultat davon mitteilte. –
Von dem jungen Gronov[ius] höre ich noch immer die er-
freulichsten Nachrichten von seinem verständigen
und tugendhafften Betragen. Auch die Kleinigkeiten,
die er von Zeit zu Zeit gelegentlich drucken lässt, be-
stätigen das günstige Urtheil von ihm. Auch ist sein
Herz nun viel heiterer, da er sich ganz seinen Lieblings-
fache, der Philologie gewidmet hat. Hier ist er in seinem <3>
Elemente. Jurisprudenz war nicht seine Sache. –
Ueberhaupt muß ich als Censor den mehresten Gliedern
unserer Kirche ein verdientes Lob geben, besonders auch in
Rücksicht der Verschwiegenheit. Ohngeachtet selbst allenthal-
ben so viel von den Illuminaten geredet und geschrieben
wird, so ist doch, meines wißens wenigstens nicht die ge-
ringste Vermuthung von unserer Verbindung in Syrakus.
Sehr viel trägt es aber mit dazu bey, daß wir beym Buder
Cleobu[lus] einen so bequemen Ort zur Zusammenkunft haben.
Uebrigens sollte es mir sehr leid thin, wenn das
widrige Schicksal, dass unserm O in manchen Gegenden,
und wahrscheinlich viel mit durch dieSchuld einiger unvor-
sichtiger und untreuen Glieder begegnet, demselben
einen wesentlichen Nachtheil bringen und so vieles Gute,
das durch denselben hätte bewirket werden können, ver-
eiteln sollte. Syrakus. Schahriver. 1155.
Jacob Thomasius