D-Q6392

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Commentary

Erste Reproche an Lenz. Vergleiche Basilius [Reproche], an Johann Christoph Friedrich Gerlach, 1787-07-01 Item:Q5579 für Perspektive auf Standards der Antwort.

Transcript

Willkommen, geliebter Bruder in einer Gesellschaft zu hohen Zwecken
verbundener Menschen! – Nach Ihrem Ersten im abge-
wichenen Meher eingereichten Q[uibus]. L[icet]. geäusserten unbe-
fangenen Offenherzigkeit, wünsche ich Ihnen nicht
Glück zum Eintritt in unsre Verbindung, sondern
verspreche Ihnen mit Zuversicht, durch dieselbe
Zufriedenheit.

Lassen Sie's sich nicht befremden, daß die ersten
Vorst[eh]er, oder der Kürze wegen, sogenannte Obere des
Ordens, daß selbst ich, der ich Ihr innigstes Vertrauen
als Ihr uneigennützigster Freund, zu verdienen hoffe,
Ihnen unbekannt bleiben! Ohne diese Unbekannt-
heit könnten diese Männer, so viel Gutes zum Besten
der Menschheit nicht wirken. Zudem verlangt
man von Ihnen weder blinden Glauben noch
blinden Gehorsam, und, wenn Sie sich|</2>
Folge nicht überzeugt werden sollten,
daß das Institut auch Ihnen, und durch Sie wieder
der Menscheit nützlich seyn könne: oder wenn
Sie finden sollten, daß irgend etwas von Ihnen
begehrte, welches wider Ihre Pflichten (worunter
ich allerdings die standhafte Behauptung der Rechte
der gesunden Vernunft mit rechne) liefe: so
kann Sie Nichts zwingen, bey Uns zu bleiben.

Ihre Aengstlichkeit, in eine geheimen Verbindung
zu gerathen, deren Zweck ist Aberglauben, Vorur-
theile und Dummheit auf alle mögliche Weise
zu erhalten und fortzupflanzen, überzeugt
mich aber, daß Wir an Ihnen ein sehr
anhängliches, thätiges Mitglied haben werden.
In dieser Ueberzeugung fodre ich Sie auf, um sich
her zu schauen, und wo Sie ein schädliches Vor-
urtheil, eine Unordnung in der bürgerlichen
Gesellschaft entdecken, Uns solche anzuzeigen,
nebst Ihrem Gutachten, wie ihnen entgegen
zu arbeiten sey. Sie mögen dieses nun in
frey gewählten Ausarbeitungen zum Vorlesen
in den Versammlungen, oder in Ihren QQ.LL. thun,
so soll der Saamen der Wahrheit nie auf Felsen
fallen; und, wo es nöthig, wollen wir Ihnen
Rath und Beystand zu verschaffen suchen. Ver-
einigte
Kräfte richten mehr aus, als eben die
Summen vereinzelt. – Nur müssen wir nie
vergessen, daß manches verjährtes Vorurtheil,
manche schädliche Unordnung, dergestallt in
die bürgerlichen Systeme verwebt sind, daß man
sie nicht geradezu angreiffen darf, ohne eben
durch den zu frühen Angriff ihre Ausrottung
noch lange Zeit hinauszurücken. — doch
Wir werden uns über alle dergleichen Dinge
zu unterhalten, ofter Anlaß und Gelegenheit
haben. Für heute füge ich eins noch hinzu,
daß Sie mit der zuverlässigsten Sicherheit rechnen
können auf die Liebe und Verschwiegenheit

Ihres
treuen Bruders
Basilius