D-Q6593
- Metadata: Item:Q6593
- Dokument Leithandschrift: Schwedenkiste Band 13, Dokument SK13-024
- Standort: GStA PK, Freimaurer, 5.2. G 39 JL. Ernst zum Kompaß, Gotha, Nr. 111. Schwedenkiste. Abhandlungen und Geschichte, v.a. Illuminatenorden, 1757-1784
- Doublette: SK14-029
- Titel: "Beantwortung der an ihn ergangenen zwey mal sieben Fragen"
- Autor: Schack Hermann Ewald (Cassiodor)
- Handschrift: in beiden Dokumenten SK13-024 und SK14-029 Christian Georg von Helmolt (Chrysostomus)
- Datierung: Syrakus 15. Aban 1155, also 1785-11-15
- Bearbeiter: Olaf Simons / Markus Meumann
- JPG:
Commentary
Die beiden Frageabschnitte sind doppelt überliefert in SK13-024 und SK14-029. In SK13-024 sind die Fragen in der Handschrift Christian Georg von Helmolts, hier ist jedoch die Reihenfolge verkehrt. Die „ferneren“ Fragen stehen vor den ersten sieben Fragen. In SK14-029 ist die Reihenfolge korrekt, die Fragen fehlen.
Die Fragen sind interessant im Blick auf den Vergleich, der hier gesucht ist: hat Cassiodor Erfahrungen in anderen Orden gemacht, wie ist er mit den Illuminaten zufrieden? Sie gehen über in Fragen, die die Loyalität betreffen, mit der der Orden rechnen kann.
Transcript
Frage-Punkte an den Br[uder]
Cassiodor./
Cassiodors Antworten und Er-
klärungen über neben ste-
hende Frage-Punkte[1]
1) Ob er eine beßere, unetweih-
tere [?], auf festern Grunde gestützte
Einrichtung in irgendeiner an-
dern Gesellschaft gefunden habe,
die mehr oder geschwinde seine
Wünsche befriedige?
Ad No 1
Ich kenne keine Gesellschafft,
die so umfassend und zugleich
so praktisch unterrichtend
für Herz, Sitten und Ver-
stand ist. Einen längst er-
loschenen akademischen Orden
pour la diligence und die
Freymaurerey ausgenommen, kenne ich sonst
keine dergl[eichen] Gesellschaft, und
ich bin fest überzeugt, daß
keine Gesellschaft in der Welt
die Wünsche eines vernünft-
gen nach Aufklärung und
Besserung strebenden Menschen
so geschwind und in solchem
Grade befriedigen könne, als
der O[rden] der Illum[inaten].
2) Ob es ihm bey dem Eintritt im
O[rden] mehr um Befriedigung seiner
[Ne]ugier oder um ein Bündniß mit
[dem] beßern Theile der Menschen,
[zum] Glükke der Welt zuthun gewe-
[sen] sey?
Ad 2.
Ganz gewiß ist es mir um
das letztere zu thun gewe-
sen und ist es noch.
3) Ob er mit unsern Einrichtungen,
[so] weit er solche kenne, zufrieden
[sey?] Folglich nach unsern Plane mit-
[wü]rken wolle? Oder ob, und was er
[dar]an auszusetzen habe?
ad. 3.
Ich bin mit den Einrichtungen,
so wie ich solche bisher habe kennen
lernen, zufrieden, und will nach
meinen geringen Kräften zum
Plane der Gesellschaft mitwirken.
Ich habe nichts auszusetzen.|<2>
4) Ob er also dem O[rden] gantz angehören,
gantz zurücktreten wolle, weil sein
Mittelung in den obern Graden
stattfinde?
ad 4.
Ich trage gar kein Bedenken, mich
dem erl[auchten] Orden ganz zu widmen.
5) Daß er anzeigen solle, ob er
Mitglied eines andern O[rdens], oder ei-
ner andern Gesellschaft sey und
welcher?
ad 5.
Ich beziehe mich auf das, was
ich sub No 1 gesagt habe.
6) Ob diese Gesellschaft etwas
von ihm fordere, das unsern Ein-
richtungen entgegen sey; z[um] E[xempel] ihr un-
sere Geheimniße zu verrathen, und
für sie zu arbeiten? pp.
ad 6.
Diese Frage hebt sich von selbst.
7) Ob er im Fall dergleichen in
andern Orden noch künftig von
ihm verlangt werden sollte, sich
darauf einlaßen wolle, oder nicht?
Und dies alles bey seiner Ehre!
ad. 7.
Ich bin jetzt in keinem andern
Orden als dem der Freymau-
rerey, und werde auch künftig
in keinen andern treten, weil
ich gewiß überzeugt bin, nir-
gend die Zufriedenheit zu finden
die unser erl[auchter] Orden gewährt
Syrakus
den 15ten Aban
1155
Cassiodor
<|3>
D.
Fernere Fragen an den Br. Cassiodor
1) Finden sie in dieser Welt die Tu-
gend belohnt, das Laster bestraft?
Finden sie nicht im Gegentheil, daß
der Böse äußerlich glücklicher, angesehe-
ner, mächtiger, als der Rechtschafne
ist? Mit einem Worte! Sind sie
mit der Welt, so wie sie jetzt ist,
zufrieden?
Cassiodors Antworten
ad 1.
Es ist ohne Zweifel eine sehr
richtige Erfahrung, daß Tu-
gend und Weisheit in der Welt
nie so belohnt und selten so
glücklich ist, als Laster, Thor-
heit und Unwissenheit. Von
dieser Seite betrachtet, kann
ich mit der Welt unmöglich
zufrieden seyn.
2) Würden sie dies nicht zu ändern,
und die Guten zu sammeln, fest zu
vereinigen, mächtiger als die Bösen
zu machen suchen, wenn es in ihrer
Gewalt stünde?
ad 2.
Von ganzem Herzen würde ich
das, wenn ich könnte.
3) In welchen Lande der Erde, wenn
sie die Wahl hätten, wollten sie
lieber als in ihrem Vaterlande ge-
bohren seyn?
ad 3.
Nirgends als in meinem Va-
terland, das mir am besten
bekannt ist.
4) In welchen Zeitalter hätten
sie am liebsten leben mögen?
ad 4.
In dem gegenwärtigen|<4>
5) Hätten sie noch freye Wahl, wel-
chen Stand würden sie wählen,
welche Wissenschaft?
ad 5.
Mein Stand würde mich nicht
gereuen, weil man auch darinne
zum Wohl der Menschen würken
kann. Meine Lieblingswissenschaft
wäre praktische Philosophie.
6) Wer ist in der Geschichte ihr
Liebling, oder welcher Schriftsteller
ihr Meister?
ad 6.
In der Geschichte Robertson.[2]
Mit Wahrheit könnte ich nicht sa-
gen, daß ich einen Schriftsteller
mir besonders zum Muster gewäh-
let hätte. Jeder gute Schriftstel-
ler ist mein Muster, alle ver-
dienen von ihrer besten Seite
Nachahmung.
7) Halten sie es nicht für Pflicht,
geprüften Freunden, so viel möglich
zu dienen, ihnen so viel äußerliche
Vortheile, als möglich zu verschaffen,
ihre Rechtschaffenheit zu belohnen,
ihnen das Leben leicht zu machen?
ad 7.
Alles dieses halte ich für
sehr theure Pflicht.
Cassiodor
Syracus
den 15ten Aban
1155.