D-Q6811

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  • Dokument Leithandschrift: Schwedenkiste Band 14, Dokument SK14-112
  • Standort: GStA PK, Freimaurer, 5.2. G 39 JL. Ernst zum Kompaß, Gotha, Nr. 112 Schwedenkiste, Reden und Gedichte, 1775-1787
  • Titel: "Freundschaft"
  • Autor: Das nachfolgend transkribierte Dokument SK14-112 ist weder einem Autor zugewiesen noch datiert. Die Schrift (Schreiber 1 aus Bodes Mitarbeiterkreis) macht die Identifizierung unmöglich. Drei Ordensmitglieder schrieben verschollene Aufsätze zum Thema, und kommen damit als Autoren in Frage. Ein vierter ebenfalls verschollener Aufsatz bietet eine Themenvariante und scheidet hier als Kandidat aus. Ein Abgleich mit den Quibus Licet und Reprochen und ein genauer Blick auf den Inhalt im Vergleich mit Aufsätzen der in Frage kommenden Verfasser könnte die Identifizierung ermöglichen.
  • Datierung: Dokument ohne Datum, folgt man dem Kontext vermutlich Dezember 1784, Januar 1785.
  • Bearbeiter: Olaf Simons

Kommentar

Transcript

Freundschaft

Wenn keine Freundschaft bestünde, wer wol-
te uns im Unglück Muth und Trost geben,
bey wem solten wir uns in wichtigen Ange-
legenheiten Raths erholen, wer solte und
warnen, wenn wir Gefahr laufen in Laster
zu verfallen und Glück und Unglück mit uns thei-
len? Aus Eigennuz Freundschaft machen mit
iemanden, das ist keine Freundschaftm ob es gleich
sehr gewöhnlich ist im gemeinen Leben.

Wenn es wahre Freundschaft heißen soll, so
muß sie auf Tugend und Bestand und nicht
auf Eigennutz gegründet seyn. Deß-
wegen muß ich auch, wenn ich Freundschaft
mit jemanden mache, erst untersuchen wie
er denkt und handelt, ob seine Denkungs-
art mit der meinigen übereinstimme und ob er
tugendhaft und verständig sey. Für mich
ist es Pflicht gegen meinen Freund ihn wie-|<2>
der zu lieben und alle Gefälligkeiten zu erweißen,
vertraut gegen ihn zu seyn, an seinem Glück und
Unglück Theil zu nehmen, im Unglück ihm Trost
und Muth einzusprechen, und von Fehlern die
er begeht abzurathen und ihn die schrecklichen
Folgen derselben nach seinem Vermögen auch gegen
mich beobachten; sonst ist er kein rechter Freund.

Die Freundschaft nützt vorzüglich dem Jüng-
linge viel, weil er geneigt ist viele Fehler und
Thorheiten zubegehen, wovor ihn seine Freun-
de warnen und davon abrathen müßen.

Es giebt aber auch Freunde die sich so nennen
und nicht sind, weil sie uns zu bösen rathen und
es sogar selbst mit uns üben helfen. Welches
der Pflicht eines Freundes zu wieder ist.. Vor
dieser Art Freundschaft haben sich junge
Leute, besonders auf den Universitäten sehr in
Acht zunehmen, wo sonst so sehr gemißbraucht|<3>
wird, daß manche in einem Augenblicke Freun-
de sind, und im andern um einer Thorheit willen
ihr Leben in Gefahr setzen, welches doch jeder
Mensch solte so lange als möglich zuerhalten
suchen. Auch im gemeinen Leben stellen
sich auch viele freundschaftlich und im Herzen
sind sie falsch und freuen sich über des Nächsten
Unglück, wofür uns Gott behüte.

[rasches Ornament]

Anmerkungen