D-Q6647

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Commentary

Der Aufsatz ist – wie bereits der Titel ankündigt – eher breit durchwirkt von parallelen Themensträngen. Aberglaube ist der übergreifende Themenstrang, ohne dass eine Definition geboten wird. Das Papsttum wird zum großen Propagator des Aberglaubens. Fanatismus erwächst aus dem Aberglauben, der von die katholische Religion mit der eigenen Macht verteidigt wird. Der Aufsatz findet damit keine klare Auseinandersetzung mit dem Aberglauben als Phänomen. Es gibt hier keinen Volksaberglauben, der sich etwa in der Hexenverfolgung manifestieren würde und von Aufklärern bekämpft würde. Stattdessen wird eine zunehmend polemische Reformationsgeschichte gegen die katholische Kirche geschrieben als der Institution, die den Glauben verfälschte – ihn an das Heidentum anschloss und machtpolitisch missbrauchte. Die Geschichte läuft über eine Brücke der Reformationsgeschichte in die Gegenwart wird dort indes als Säkularisationsgeschichte beendet, ohne dass Widersprüche, wem die Aufklärung denn nun zu verdanken sein soll, aufgelöst werden.

Die geschichtliche Darstellung, zu der Mereau ausholt, durchschreitet Epochen, für die jeweils unterschiedliche Argumentationsmuster in Anschlag gebracht werden.

Das originale Christentum wird im 3. und 4. Jahrhundert entstellt. Möglich wird das, da seine Propagandisten zunehmend eine Religion der Zeremonien, der verpflichtenden Äußerlichkeiten, aufbauen, in der das „Wahre und Wirckliche“ der weiteren Erforschung entzogen wird. Der Aberglaube selbst gelangt im selben Moment ausschließlich, „bloß“ über das Heidentum, in das Christentum:

    Blos als eine Folge des Heidenthums haben wir die Einführung des Aberglaubens in unserer Lehre anzusehen. Aus diesem wurden so viele Gebräuche und Gewohnheiten nach und nach in dieselbe übergetragen, daß man vielleicht blos durch einige kleine Veränderungen das ganze Heidenthum aus derselben hätte wieder herstellen können.

Die katholische Heiligenverehrung wird als Fortsetzung des antiken Pantheismus gedeutet und in einer Geschichte des heidnischen Priesterbetrugs, wie sie sich schon im 17. Jahrhundert bei Autoren wie Huet findet untergebracht. Hatten die heidnischen Priester ein Interesse am Aberglauben, da er ihnen erlaubte, das Volk zu lenken, setzt sich dieser „Priesterbetrug“ in der katholischen Geistlichkeit am Glaubensvolk fort – neu jedoch ist nun mit der Wende ins Mittelalter, dass hier nicht mehr der Staat den Aberglauben nutzt, um das Volk zu leiten. Die Kirche nutzt ihn vielmehr um das – deutsche – Volk und seine natürlichen Führer in Geiselhaft zu nehmen:

    und mit dem Aberglauben, mit welchem der Staat das Volck vordem leitete, wurden nun die weltlichen Regierer des Staats selbst, nicht geleitet, sondern tyrannisiert.

Gewonnen ist damit die zukunftsweisende deutschnationale wie deutschprotestantische Perspektive auf das Mittelalter als die Phase des großen Konfliktes zwischen dem Papst und den deutschen Kaisern. Karl der Große allein gewinnt die Macht, sich vom Papsttum zu entfernen und es seinen Interessen unterzuordnen. Ludwig der Fromme wird hier zur nationalen Katastrophe. Herrschsucht der Kirche siegt, der Aufsatz hat sich unmerklich vom Aberglauben zum Papsttum als Feind bewegt:

    Und was war die Ursache aller der Bedrängnisse, die schon so manche Kaiser vor Heinrich erfahren mußten? – Nichts als Herrschsucht, nichts als der Wunsch alle weltliche Macht durch schändliche Intriguen unter ihnen schweren Hirtenstab zu ersticken. – Was bewog Gregor auch jezt bei Heinriche dazu? – Nichts im Grunde, als eben dies System einer uneingeschränkten geistlichen Macht, welches er dadurch, daß er die Investitur der Bischöfe Deutschlands, dessen Oberherrn zu entziehen suchte, zur Wircklichkeit bringen wolte. Den Kaiser zu stürzen, war das nicht allein, wornach er trachtete und was ihm, gewis auch zur Schande unsers Vaterlandes, gelang; Nein, auch das Volck selbst und die wenigen tapfern und patriotischen Edeln mußte er zu vertilgen suchen.

Die Kreuzzüge werden zum Einfallstor orientalischer Weichlichkeit in die alte Härte des Nordens. Sie dienen dem Machtausbau der Päpste.<4009> Danach versinkt Rom in Wollust und die Reformation beginnt mit all den Sekten, die den Ausweg aus der Finsternis anstreben, und von Rom aus mithilfe der weltlichen Fürsten bekämpft werden:

    Rom schlummerte im Schooße der Wollust und der Sicherheit, begnügte sich sein Anathema über verschiedene kleine Secten, die es wagten, den Weg der Finsternis zu verlassen, auszusprechen, und überlies die Ausführung desselben Fürsten, die theils aus Schwachheit, meistens aber aus unlautern Absichten fähig waren, sich zu Werkzeugen seiner Despotie brauchen zu lassen.

Luthers Siegeszug wird vorbereitet:

    Auf die Lehren eines Waldus, Wiklef, Hussens und anderer mußte Luther bauen, um Rom den schmerzlichen Todeßtoß zu geben.

Luther selbst dabei wird zum Wegbereiter der Aufklärung – das würden ihm am Ende die Gegner noch zugestehen müssen, gleichgültig, welche Motivationen sie ihm unterstellten:

    Luthers Ursachen zum Schritt den er that und den er so glücklich vollendete, mögen gewesen seyn welche sie wollen, ja ich glaube behaupten zu dürfen, daß, wenn selbst jene Ursachen gegründet wären die ihm seine unversöhnlichen Gegener fälschlich andichten, so wird er ewig in den Augen jedes Menschenfreundes gros und erhaben erscheinen. Danckbar wird dem Mann nach Jahrhunderten noch eine Zähre fliesen, der aus Liebe zur Wahrheit und von dem Wunsch angesteuert, die Aufklärung, die nur hie und da in einem Winkel zu leuchten anfieng, allgemein zu verbreiten, es wagte verlassen und allein gegen ein Heer von Feinden mit Heldenmuth aufzutreten, ohne sich durch das abschrekende Schicksal seiner Vorgänger abhalten zu lassen.

Die Reformationsgeschichte wird als Kontroverse zwischen Karl V. und Moriz von Sachsen ausgestaltet, Karl V zum religiösen Eiferer, Moriz zum Verteidiger der Reformation. Was über die machtgierigen Päpste zu sagen war, wird im Blick auf Karl wiederholt, im Übertrag gerät das Thema Aberglaube jedoch wie das Thema Papsttum und Religion aus dem Blick. Reformationsgeschichte wird stattdessen in einer polemischen Analyse der Herrschsucht geschrieben:

    In diesem allen lag blos Herrschsucht zum Grunde und so sehr es Anfangs den Schein haben mochte, als ob Fanatimus das Schwerd führe, so sahe man doch ganz deutlich wie fern Grausamkeit und Verwüstung unzertrennliche Gefährtinnen desselben, in allen diesen Kriegen waren, nur zu deutlich sah man, daß Carl blos auf Unterdrückkung der Grosen, nicht aber auf Vertilgung der Protestanten gedacht und wäre er in Ausführung seines Plans glücklich gewesen, dann hätte uns gewiß der Ausgang noch mehr von der Richtigkeit dieser Behauptung überzeugt.

Eine Charakterkunde der deutschen Kaiser ist hier angelegt und sprengt in reformationsgeschichtlicher Perspektive die Epochengeschichte als Paradigma:

    Wäre doch dies der nämliche Fall unter Ferdinand II gewesen. Hier aber war Fanatismus nicht blos der Dekmantel anderer Absichten, sondern er selbst würkte schwer und verderblich mit ein. Dieser Regent solte mit einem unversöhnlichen Partheygeist, ganz katholicke, jene despotischen Absichten Carls verbinden, an Herrschsucht solte er Carln, an Bigotterie Ludwig den Frommen oder den Einfältigen übertreffen.<4015>

Die kriegerischen Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieg folgen. Hier wird auf der einen Seite das Thema des Hasses, den Religion sät, zurückgewonnen – nun in einer These, die sich nicht so einfach zwischen Protestantismus und Katholizismus verteilen lässt:

    Ist eine solche Grausamkeit wie Tilly an Magdeburg verübte im 17ten Jahrhundert wohl denkbar, ist es wohl möglich, daß der schwedische Adam Phul sich gerühmet haben würde allein über 800 böhmische und mährische Orte mit Feuer und Schwerd heimgesuchet und verheert zu haben, wenn hier nicht eine Erbitterung zwischen beiden Partheyen obgewaltet hätte, die nur durch Religionshaß so hoch getrieben werden konnte. Wallenstein brandschatzte sogar Bundesgenossen, eine Sache von der wir weder bei Griechen und Römern ja nicht einmal bei den verrufensten Barbaren Beispiele haben.

War oben noch Luther als der Mann gepriesen worden, der die Aufklärung erfand, so wird nun jedoch der Frieden von Münster der Beginn der Aufklärung und die Legislative zur Heilsbringerin, so die Schlusszeilen in Euphorie über die Heilung der deutschen Nation, die hier einsetzte – ein Moment, in dem ein grundsätzlich antireligiöses Sentiment der säkularen Regelung über die Religion siegt. Das Motto des Aufsatzes (Lukrez’ "So viel Unheil hat die Religion anzuraten vermocht“) wird dabei zurückgewonnen:

    Nach 30 langen bittern Jahren endlich wurde es Friede und der weisen Einrichtung dieses Friedens hat es der Deutsche zu dancken, daß seit mehr als 100 Jaren und vielleicht nie wieder, der Religion wegen ein Krieg unsers Vaterlands Ruhe stören werde. Er ist der Grund auf dem der Tempel der Aufklärung errichtet wurde, der jetzt schon dem Aberglauben sein vorigen Sclaven entzieht und in seiner Halle versammelt, obgleich seine itzige Pracht nur ein schwacher Widerschein von dem Glanze ist, mit dem er in künftigen Jahrzehnten unser Vaterland erleuchten wird.

Transcript



Butus
den 11n Pharwardin
1156

Thuanus

Ueber Aberglauben, Pabstthum, Fanatis-
mus, und über die schrecklichen Folgen
derselben in verschiedenen Geschichts-
Zeiträumen.

__

Tantum religio potuit suadere malorum.[1]

__

Das Christenthum verlohr bald nach seiner Stif-
tung seine Aechtheit und ursprüngliche Gestalt;
schon im 3ten und 4ten Jahrhunderte, war
es durch heidnische Zusätze so entstellt und
verändert, daß gewiß der erhabne Stif-
ter desselben damals nicht weniger Mühe
hätte anwenden müssen, nicht weniger Ge-
fahr gelaufen wäre, als er bei der Stif-
tung desselben sich aussezte, wenn er es
von jenen Irtümern hätte säubern wol-
len, welche es jezt so sehr herabwürdig-
ten. Jene unglückliche Periode führte
schon damals den Aberglauben
ein, der die Grundlage zu allen und ie-
den Unruhen war, die die Grundpfeiler
unserer Lehre erschütterten. Er machte sie
bald dem helldenckendern aber leichtsinni-
gern Theil lächerlich; den religiösern hin-
gegen gestattete er nur bei der Oberflä-
che zu verweilen und an eiteln Ceremo-
nien haften zu bleiben, ohne je das Wahre
und Wirckliche derselben zu ergründen. Da-
her so viel Irreligionen, daher auf der
andern Seite so viel Bigotterie. Aber noch
schrecklicher solten die Folgen deßelben dieses un-|<2>
glücklichen Aberglaubens seyn, denn seine
Verehrer, welche, wie natürlich, den größ-
ten Theil ausmachten, hielten nun diejenigen,
die die Absurdität desselben einsahen, viel-
leicht auch wohl wagten, ihnen selbst den
Schleier des Irtums vom Gesichte abziehen zu
wollen, für Ketzer, verfolgten sie aufs grau-
samste und nun herschte also auch Fanatismus
um das zu vollenden, was durch seinen ältern
aber weniger schrecklichen Bruder war ange-
fangen worden.

Das Blut, das sonst durch einen falschen Religions-
Eifer von Ungläubigen vergossen wurde,
von Erbfeinden der Lehre, das floß nun un-
ter dem heiligen Vorwand, dieselbe aufrecht
zu erhalten, durch Glaubensgenossen, Lands-
leute, Freunde und Verwandten. Jede mensch-
liche Bande wurde mit Gewalt zerrissen,
und die Hand des Geretteten stählte sich wol
jezt unter den Vorwand der Irrlehre
zu steuern, um den Dolch in das Herz des
Wolthäters zu stosen.

Aber wo kam dies Grundübel so vieler andrer Uibel
der unglückliche Aberglaube her? – Mein
Wunsch wäre, so glücklich zu seyn, nicht nur sei-
nen ursprung, sondern auch die Hauptur-
sachen seines Fortgangs angeben zu können,
und dann zu zeigen, wie unschädlich er An-
fangs war und wie schädlich er nachher
durch die Mißbräuche wurde; wie nützlich
er in der heydnischen Religion war, wie
nützlich er auch noch für die damaligen An-|<3>
hänger des Christenthums hätte seyn können,
wenn er nicht von den Dienern der Religion
in der Folge so schändlich wäre gemißbraucht
worden, wenn sie, wie Römer und Griechen,
ihn zu Führung des Volcks nicht zur Befriedi-
gung der niedrigsten Absichten ange-
wandt hätten. – Blos als eine Folge des
Heidenthums haben wir die Einführung des
Aberglaubens in unserer Lehre anzusehen.
Aus diesem wurden so viele Gebräuche und
Gewohnheiten nach und nach in dieselbe überge-
tragen, daß man vielleicht blos durch ei-
nige kleine Veränderungen das ganze
Heidenthum aus derselben hätte wieder
herstellen können. Anstatt der Feste jener
kleinern Gottheiten wurden Marien- und
Aposteltage eingeführt und sie Stelle jenes
unermeßlichen Troßes von Halbgöttern ver-
tritt jezt gewis, die nicht weniger grose
Menge von Heiligen beiderley Geschlechts.
Ja selbst statt der Opfer der Heiden und
Juden wurden jezt Heiligen-Opfer eingeführt, die
noch bis auf unsere Zeiten kamen, und in
der katholischen Kirche noch immer gewöhn-
lich sind. Eben dies aber war wohl auch
die Ursache, warum in der Folge das
Christenthum so auserordentlichen Anhang
fand; das Volck das an nichts so sehr hängt
als einigen äusern Gewohnheiten und
Formalitäten, war gänzlich befriediget,
so bald es wußte, daß diese blieben,
was aber darunter verstanden wur-
de, das wußte es nicht und in der That|<4>
lag ihm auch nichts daran; Vorher war es
vor einem Götterbilde niedergefallen,
jezt fiel es vor dem Bilde einer Marie
und andern Heiligen nieder, seine Begrif-
fe waren um deswillen nicht weiter auf-
geklärt, als vorher.

Und war den Stiftern unsers Glaubens
zu verargen, daß sie ein solches Mittel brauch-
ten um ihrer Lehre einen desto grösern
Fortgang zu verschaffen? – Ich glaube nicht,
nur hätten sie in ihrer Nachahmung auch
der politischen Einrichtung der heidnischen
Religion treu bleiben sollen.

Jeder der bei diesen dem Staat vor-
stehen solte, mußte vorher Priester oder
wenigstens in die Heiligthümer der Re-
ligion eingedrungen seyn, um zu wissen,
wie man durch Religion das Volck am
leichtesten und gelindesten lencken kön-
ne; und so hatte jede Begünstigung des
Aberglaubens blos das zum Grunde ein
auserdem vielleicht halsstarriges Volck
blindlings und ohne daß es sich gegen
die nützlichen Einrichtungen seiner Be-
herrscher auflehne, zu regieren. Aber
dies hörte nun auf, jezt trennte sich
das Priesterthum gänzlich von allem
was weltlich hies, alles Innere der Re-
ligion wurde nun den Fürsten und de-
nen die am Ruder des Staats waren,
eben so sorgfältig verborgen, als dem|<5>
niedrigsten Pöbel, und nun sanck das weltliche
Regiment in die tiefe und grausenvolle
Finsternis hin, worin wir es in den fol-
genden Jahrhunderten eingehüllt sehen. Zwar
waren die Oberhäupter des Staats Anfangs
selbst daran Schuld, einige hielten Religion
für so unbedeutend und nichtswürdig, daß
sie dieselbe keiner Achtung, noch weniger einer
Untersuchung würdigten, andere
hatten zu wenig Einsicht, um
den Nutzen zu fühlen, den es ihnen bringen
würde, wenn sie näher mit dem Inneren
der Religion bekannt wären; waren auch
wohl zu schwach ihre Rechte geltend zu ma-
chen, und nun suchte der Clerus das Re-
giment, das ihm die Nachlässigkeit der er-
stern gestattet hatte, diesen ganz zu ent-
reissen. Alle Mittel wand er an, um
diesen Vorsatz durchzusetzen und mit dem
Aberglauben, mit welchem der Staat das
Volck vordem leitete, wurden nun die
weltlichen Regierer des Staats selbst, nicht
geleitet, sondern tyrannisirt. Dies zeigte
sich schon zu Zeiten der Unruhen im ori-
entalischen Kaisertum, wo ein Bischof,
um zu seinem Zweck zu gelangen, und von
Rachgierde gegen den, der sich ihn zu wider-
setzen wagte, entflammt, den grausamen
Mord eines Phocas,[2] den er an seinen Kai-
ser beging, gut hieß. Doch keine schreck-
lichern Beispiele haben wir von dergleich-|<6>
chen Grausamkeiten in den Geschichtsanna-
len, als die Macht der Päbste in den mittlern
Zeiten, unserer Reichsgeschichte; denn da-
mals trug der Regent wenigstens noch
den Namen eines Summi Episcopi,[3] wenn
er es auch gleich in der That nicht mehr war;
Ja kurz vor Wiedererrichtung des abend-
ländischen Kaiserthums sehen wir den Pabst
das römische Patriciat Carln[4] dem Sohne
Pipins[5] von neuem auftragen, nachdem er
sich vorher in den Schutz seines Vaters bege-
ben hatte. Carl, der wohl einsah, daß
sein Vater die Besteigung des fränkischen
Thrones, dem mächtigen Einfluß des Pab-
stes zu dancken hatte und daß er selbst
die Kaiserwürde aus seinen Händen
erhalten, Carl der vielleicht ahndete,
wie gefährlich dieser Bischof dereinst dem
kaiserlichen Thron werden könnte, suchte
seine Macht, nachdem er von ihm erreicht
hatte, was er wolte, so sehr einzuschräncken,
als ihm immer möglich war. Beweis
hiervon sey unter so vielen andern,
daß er bei der Aufnahme seines Sohns
Ludewig[6] zum Mitregenten, diesen sich
selbst die kaiserliche Krone zu Aachen auf-
setzen hies, um zu zeigen, daß der Regent
der deutschen von keinem fremden Bischofe
abhänge, sondern frey sey wie das
Volck das er regiere. – Aber Carls|<7>
heilsame Entwürfe solten bald wieder ver-
nichtet werden, ja durch diesen Sohn selbst,
dem er mit so vortrefflichen Beispielen
vorangegangen war. – Jezt kam der schwache
Ludewig allein zur Regierung, und niemand
bediente sich seiner Schwachheit mehr als der
Clerus; unter seiner Regierung wird
von neuem die Macht des päbstlichen Stuls ge-
gründet, so gegründet, daß sie seitdem
dem Kaiserthum den Untergang mehr als
einmal drohete, und ihn durch die ewigen
innern Unruhen in die es dasselbe ver-
wickelte mehr schadete, als jeder auswär-
tige Feind. Zum Danck für seine Schwach-
heit, zum Danck für den wenigen Patriotis-
mus, den er bewies, zum Dank für die
schändlichsten Handlungen eines Regenten,
für die Nachlässigkeit die er bei der Auf-
rechthaltung nicht seiner persönlichen,
sondern der Thronrechte bewies, belegte
man ihn mit dem Namen – – des From-
men. Dieser einzige Zug, glaube ich, ist hin-
reichend die ganze schwarze Politik des
römischen Stuls zu characterisiren. Doch
dies solte nur Vorspiel schreklicher Scenen
seyn. Die Erniedrigung unserer besten
Regenten solte aufs Höchste steigen, ein
Nachfolger Carls solte das thun, womit
eben diese Päbste für seinen Urvor-
fahr sich erniedriget hatten. Heinrich
IV.[7] solte vor den Päbsten nierderfallen|<8>
und im Staube das Kreuz auf ihrem Pantoffel
küssen, das sie selbst am Hochaltar nur mit
gebeugten Haupte anbeteten. Er solte im här-
testen Winter, als büssender mit einem
härenen Hemde bekleidet, Tag und Nacht
im Vorhof von Kanossa umsonst um Be-
freyung vom Bann bitten und flehen; ja
endlich sogar mußte der bedrängte Kaiser
seinen Nacken dem übermächtigen Prie-
ster[8] zum Schemel darbieten. Unerhörte
Beispiele geistlichen Übermuths! Und was
war die Ursache aller der Bedrängnisse, die
schon so manche Kaiser vor Heinrich erfah-
ren mußten? – Nichts als Herrschsucht,
nichts als der Wunsch alle weltliche
Macht durch schändliche Intriguen unter
ihnen schweren Hirtenstab zu ersticken. –
Was bewog Gregor auch jezt bei Heinrichen
dazu? – Nichts im Grunde, als eben dies
System einer uneingeschränkten geistlichen
Macht, welches er dadurch, daß er die In-
vestitur der Bischöfe Deutschlands, dessen
Oberherrn zu entziehen suchte, zur Wirck-
lichkeit bringen wolte. Den Kaiser zu
stürzen, war das nicht allein, wornach
er trachtete und was ihm, gewis auch zur
Schande unsers Vaterlands, gelang; Nein,
auch das Volck selbst und die wenigen
tapfern und patriotischen Edeln mußte er
zu vertilgen suchen, da auch von diesen
zu befürchten war, daß sie seiner
Macht einmal Einhalt thun könnten; und|<9>
nun brütete teuflische List das schreckliche
Geheimnis aus, wodurch das abendlän-
dische Europa die Blüte seiner Macht ein-
büßte und der Sitz morgenländischer Weich-
lichckeit und Laster wurde. Ich meyne die
Kreuzzüge; Religiosität trieb das im Dun-
kel des Aberglaubens versunckene Volck an,
sich ohne Bedencken ins Verderben zu stür-
zen. Der Wunsch sich hervorzuthun munterte
die Edeln jenes Jahrhunderts auf, einen
fremden unbekannten Feind aufzusuchen
und die Sitze ihrer Vorfahren zu verlassen.
Dieser traurige Muth konnte sie bewegen
sich aus den Armen ihrer Gattinnen und
Kinder zu reissen, konnte sie bewegen offt
selbst Schuld an dem Untergang ihres Hau-
ses zu werden. – – Von nun an wurde
das Morgenland das Grab das die Kinder
des verschwisterten Abendlandes ver-
schlingen solte. Noch zweimal gelang den
Nachfolgern des arglistigen Gregors[9] dies
untrügliche Mittel ihre Macht zu erweitern
in Anwendung zu bringen, und nun solten
zwar diese Drangsale aufhören aber
nur damit schrecklichere noch an ihre
Stelle einträten, die ganze Jahrhunderte
hindurch Deutschland im Innern ver-
wüsteten, nun erst solte Aberglaube
mit Fanatismus verbunden in seinem
Eingeweide wüthen.

Daß die Kreuzzüge aufhörten
war nichts anders als die Folge von
dem Lichte das sich nach und nach in|<10>
Deutschland ausbreitete – dieses lehrte es den
Pfaffentrug erkennen, lehrte es aber
auch sich ihm mit Entschlossenheit entgegen zu
setzen. –

Rom schlummerte im Schooße der Wollust
und der Sicherheit, begnügte sich sein Anathe-
ma[10] über verschiedene kleine Secten, die es
wagten, den Weg der Finsternis zu verlas-
sen, auszusprechen, und überlies die Aus-
führung desselben Fürsten, die theils aus
Schwachheit, meistens aber aus unlautern
Absichten fähig waren, sich zu Werkzeu-
gen seiner Despotie brauchen zu lassen; die
nicht um die reine Lehre aufrecht zu halten,
ihr Schwerd mit dem Blute so vieler
Unglücklicher rötheten und ihre Regierung
mit dem Tode der Unschuld befleckten,
sondern gleich Philipp den VI. von Franck-
reich aus Geitz, Herrschsucht oder Rachgier
dazu bewogen würden.

Durch jenes leztern Beispiel, wo ein deutscher
Regente sein Wort brach, wo Unschuld auf
den Scheiterhaufen loderte, wo sich Rom
noch durch seine ewigen Cabalen auf den
Gipfel seiner Hoheit zu erhalten, ja von
neuen sich darauf befestigt zu haben glaub-
te, sicher gemacht; scheint es, schlief den
lezten ruhigen Schlaf vor seinem Unter-
gang, der ihn um desto schrecklicher dün-
ken mußte, je schneller er auf sein Er-
wachen folgte.

Es giebt nur einen gewissen Grad
wo sich Unschuld unterdrücken läst, wir|<11>
sehen dies in so vielen Fällen der politi-
schen, gewis aber nicht weniger in der
Religionsgeschichte, ja hier finden wir, was
für eine glückliche Wendung oft Verzweiflung
der mißlichsten Lage gab. – Die Anhänger
Hussens[11] die sich kein besseres Schicksal ver-
sprechen konnten als ihr unglücklicher Lehrer
gehabt hatte, wenn sie anders seinen Lehren
treu bleiben, greifen zu den Waffen und
nun bricht unter Anführung eines Ziska[12] der
schreckliche Religionskrieg aus, der Kaiser und
Reich das Verderben drohet. Nicht um Reiche
zu erobern, und die Unterthanen derselben
eben so und vielleicht noch beglückter un-
ter dieser neuen Regierung zu machen, als
sie unter der vorigen waren; nicht um
Bedrängte von der Tyranney unter der sie
schmachten, zu befreyen, sondern um un-
schuldig vergoßnes Menschenblut durch Ver-
gießung neuer Ströme desselben zu
versöhnen, ergreifen jetzt die Böhmen die
Waffen. Grausamkeit lenckte die Fackel des
Verderbens und nichts entging ihrer Wuth. –
Für den Tod zweier Unschuldigen mußten
so viele Tausende büssen, die nichts gethan
hatten, als daß sie für ihren Fürsten der
hier, wir wollen sagen aus Schwachheit
gesündigt hatte, treu blieben. Doch auch
diese Unfälle solten der Weg seyn auf
den 100 Jahre nachher ein groser Theil un-
sers Vaterlandes zu mehrerem Lichte
und Erleuchtung wandeln solte. Auf die
Lehren eines Waldus,[13] Wiklef, [14] Hussens|<12>
und anderer mußte Luther bauen, um
Rom den schmerzlichen Todeßtoß zu geben.
Die Fürsten die ihn unterstüzten, mußten
das glükliche Beispiel der Hussiten vor sich
haben, um angefeuert von denselben, nach
neuen und grösern Freiheiten als jene
jetzt genossen, zu streben.

Luthers Ursachen zum Schritt den er that
und den er so glücklich vollendete, mögen
gewesen seyn welche sie wollen, ja ich
glaube behaupten zu dürfen, daß, wenn
selbst jene Ursachen gegründet wären
die ihm seine unversöhnlichen Gegener fälsch-
lich andichten, so wird er ewig in den
Augen jedes Menschenfreundes gros und
erhaben erscheinen. Danckbar wird dem
Mann nach Jahrhunderten noch eine Zähre
fliesen, der aus Liebe zur Wahrheit und
von dem Wunsch angesteuert, die Aufklä-
rung, die nur hie und da in einem Win-
kel zu leuchten anfieng, allgemein zu ver-
breiten, es wagte verlassen und allein
gegen ein Heer von Feinden mit Hel-
denmuth aufzutreten, ohne sich durch
das abschrekende Schicksal seiner Vorgän-
ger abhalten zu lassen.

Doch bald sah er sich belohnt, indem er
Fürsten, die mächtigsten Fürsten Deutsch-
lands so in sein Interesse zu ziehen
wußte, daß sie nicht anstanden ihn
nach allen ihren Kräften zu unterstützen. –
Hätte Deutschland damals einen andern
Regenten gehabt, so wäre vielleicht alles|<13>
ohne Schwerdstreich beigelegt worden und
Rom hätte noch eher unterliegen müssen, hätte
den entnervten Körper seiner vorigen Macht
nicht einmal bis auf unsere Zeiten fortschlep-
pen können. Aber Carl[15] dachte auf nichts, als
seiner unersättlichen Herrschbegierde ein
Genüge zu leisten und Deutschland ganz sich
unterwürfig zu machen. Was begünstigte
seine Wünsche mehr als eben diese Streitigkeiten;
nicht also als Vater des Vaterlandes, sondern
als Unterdrücker desselben beschloß er, eher
den Namen des Grossen, als des Geliebten
sich zu erwerben. Er ergreift die Parthey
des Fanatismus und bekämpft mit ihr den
aufgeklärten Theil des Reichs, dessen
Regierung ihm anvertraut war. Bald
sieht er alle seine Wünsche erfüllt, die klei-
nere aber fürchterlichere Hälfte Deutsch-
lands unterliegt, und Carl sieht im Geiste
schon auch die andern seinen unumschränck-
ten Befehlen gehorchen. Aber vom Glück ver-
blendet wurde er jetzt selbst die Ursache
seines nachherigen Mißgeschicks. Schon glaubt
er in Morizen von Sachsen[16] den Niederträch-
tigen gefunden zu haben der ohne Bedencken
die Hände zum Untergang der deutschen Frei-
heit eben so willig bieten werde, als er
sie jetzt geboten hatte, um die Parthey zu
unterdrücken, der er vordem selbst bei-
stand und von der er durch List war abge-
zogen worden, er macht ihn also, nicht durch
einen Reichsmäsigen, sondern Tyrannen
Ausspruch, zum Churfürsten oder vielmehr wie
er hofte zu seinem ersten Vasallen.|<14>

Moriz sah in allen die Absichten des Kaisers
und von nun an beschloß der scheinbare
Unterdrücker der Lehre welche er vorher
selbst zu begünstigen schien, der Meineidige
des protestantischen Bundes, der würckliche
Retter der Freiheit Deutschlands und der
Schutz Gott der Protestanten zu werden.

Mit einem auserlesenen Heere bricht
er auf, siegreich und glücklich dringt er in
das Herz der kaiserlichen Staaten ein u[nd]
vernichtet nun mit einemmale alle eiteln
Plane Carls. Zwar ist er nicht glücklich
genug selbst den Ausgang seines Unterneh-
mens durch den passauischen Vertrag[17] ge-
krönt zu sehen, aber die Protestanten seeg-
neten deswegen nicht minder sein Anden-
ken und ganz Deutschland verehrte in ihm
nicht minder den Retter seiner Freiheit.

Carl zeigte sich jetzt wenngleich nicht in einer
vortheilhaften doch in seiner
eigenthümlichen Gestalt – – übermüthig
im Glücke, kleinmüthig hingegen so bald
es sich von ihm wegwandte. Niederge-
schlagen und Verdrußvoll über die
Fehlschlagung seines Plans danckte er ab
und wurde – Mönch.

In diesem allen lag blos Herrschsucht
zum Grunde und so sehr es Anfangs den
Schein haben mochte, als ob Fanatismus
das Schwerd führe, so sahe man doch
ganz deutlich wie fern Grausamkeit
und Verwüstung unzertrennliche Ge-
fährtinnen desselben, in allen diesen|<15>
Kriegen entfernt waren, nur zu deutlich
sah man, daß Carl blos auf Unterdrück-
kung der Grosen, nicht aber auf Vertilgung
der Protestanten gedacht und wäre er in
Ausführung seines Plans glücklich gewesen,
dann hätte uns gewiß der Ausgang noch
mehr von der Richtigkeit dieser Behauptung
überzeugt.

Wäre doch dies der nämliche Fall unter
Ferdinand II[18] gewesen. Hier aber war
Fanatismus nicht blos der Deckmantel an-
derer Absichten, sondern er selbst würkte
schwer und verderblich mit ein. Dieser
Regent solte mit einem unversöhnlichen
Partheygeist, ganz katholicke, jene despoti-
schen Absichten Carls verbinden, an Herrsch-
sucht solte er Carln, an Bigotterie Lud-
wig den Frommen oder den Einfältigen
übertreffen. Was konnten die Prote-
stanten von einem solchen Fürsten er-
warten? Kaum hatten sie unter Ferdi-
nand I. und Maximilian II. einige Jahre
hindurch des Glücks genossen von ge-
mässigten Fürsten regiert zu werden,
als plötzlich alle Hoffnung schwand und
ihrem trüben Auge nichts als ein ver-
heerender Krieg vorschwebte. Aber
schrecklicher war der Ausgang, als es
damals denckbar war. Deutschland
solte fast ganz in seine alte Unwissenheit
und Barbarei zurücksinken, – solte zur
Wüste werden – solte das werden,
was es noch nie, ja in seiner unglück-|<16>
lichsten Lage nie war. Ist eine solche
Grausamkeit wie Tilly[19] an Magdeburg[20]
verübte im 17ten Jahrhunderte wohl denk-
bar, ist es wohl möglich, daß der schwedi-
sche Adam Phul[21] sich gerühmet haben würde
allein über 800 böhmische und mährische
Orte mit Feuer und Schwerd heimgesu-
chet und verheert zu haben, wenn hier
nicht eine Erbitterung zwischen beiden
Partheyen obgewaltet hätte, die nur
durch Religionshaß so hoch getrieben
werden konnte. Wallenstein brand-
schatzte sogar Bundesgenossen, eine Sache
von der wir weder bei Griechen und
Römern ja nicht einmal bei den ver-
rufensten Barbaren Beispiele haben.
Nach 30 langen bittern Jahren endlich
wurde es Friede und der weisen Einrich-
tung dieses Friedens hat es der Deutsche
zu dancken, daß seit mehr als 100 Jaren
und vielleicht nie wieder, der Religion wegen ein
Krieg unsers Vaterlands Ruhe stören
werde.

Er ist der Grund auf dem der Tempel
der Aufklärung errichtet wurde, der
jetzt schon dem Aberglauben seine vori-
gen Sclaven entzieht und in seiner Halle
versammelt, obgleich seine itzige Pracht
nur ein schwacher Widerschein von dem
Glanze ist, mit dem er in künftigen
Jahrzehnten unser Vaterland erleuch-
ten wird.

Notes

  1. Lukrez De Rerum Natura, Buch 1, 101: „So viel Unheil hat die Religion anzuraten vermocht“.
  2. Phokas (mittelgriechisch Φωκάς, lateinisch Focas oder Phocas; geb. nach 547 in Thrakien; gest. 5. Oktober 610 in Konstantinopel) war von 602 bis 610 Kaiser des Oströmischen bzw. Byzantinischen Reiches. Der erste erfolgreiche Usurpator der byzantinischen Geschichte gilt traditionell als ein despotischer Herrscher, dessen Regierung das Oströmische Reich erschüttert haben soll. . Phokas ließ, nachdem er sich durch Akklamation selbst als Kaiser hatte bestätigen lassen, seinen Vorgänger Maurikios und dessen Söhne ergreifen und auf ausgesprochen brutale Art umbringen, um seine Macht zu festigen.
  3. Lat. den Namen eines „höchsten Bischof“.
  4. Jan Žižka von Trocnov (geb. um 1360 in Trocnov, Südböhmen; gest. 11. Oktober 1424 bei Schönfeld; auch Žižka der Einäugige, Jan Žižka vom Kelch, tschechisch: Jan Žižka z Trocnova, Jan Žižka z Kalicha) war der bedeutendste Heerführer der Hussiten.
  5. Karl V. geb. 24. Februar 1500 in Gent; gest. 21. September 1558 im Kloster San Jerónimo de Yuste, Extremadura, aus dem Hause Habsburg, von 1516 an König Karl I. von Spanien; wurde im Jahre 1519 zum römisch-deutschen König gewählt; nach seiner Krönung im Jahre 1520 nannte er sich „erwählter“ Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Im Jahre 1530 wurde er offiziell, als letzter römisch-deutscher Herrscher, durch Papst Clemens VII. in Bologna zum Kaiser gekrönt. Am 23. August 1556 verzichtete er zugunsten seines Sohnes Philipp II. auf den spanischen Thron und zugunsten seines Bruders Ferdinand I. auf die Kaiserwürde.
  6. Moritz von Sachsen, geb. 21. März 1521 in Freiberg, gestorben 11. Juli 1553 bei Sievershausen. Aus dem Hause der albertinischen Wettiner stammender Fürst, ab 1541 Herzog des albertinischen Sachsens sowie 1541–1549 Herzog von Sagan und ab 1547 auch Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches. War einer der wichtigsten Gegenspieler Kaiser Karls V. bei der Reformierung des Reiches.
  7. Johann ’t Serclaes Graf von Tilly geb. Februar 1559 auf Schloss Tilly, Gemeinde Villers-la-Ville im Herzogtum Brabant; gest. 30. April 1632 in Ingolstadt, war Heerführer der Katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg.
  8. Die Magdeburger Hochzeit (auch: Magdeburgs Opfergang oder danach ganz allgemein: Magdeburgisieren) bezeichnet die Verwüstung der Stadt Magdeburg am 10. Mai (jul.)/ 20. Mai 1631 (greg.) durch kaiserliche Truppen unter Tilly und Pappenheim im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges.
  9. Pfuel [Pfull, Pfuhls, Phuell, Pfuell] Adam von; Generalleutnant geb. 1604, gest. 5.Feb. 1659 Helfta] stand als Obrist, Generalmajor, dann als Generalfeldzeugmeister bzw. Generalleutnant in schwedischen Diensten. Das Geschlecht besaß ausgedehnte Besitzungen an der Grenze von Barnim und Lebus, das nach ihm sogenannte „Pfuelenland“.