D-Q9997

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Commentary

14seitige Reinschrift eines Projektantrags eine Monopolgesellschaft zu gründen, die für die Freimaurer Benjamin Franklins Harmonium bauen und vertreiben wird. Die Mitglieder bilden, so die Geschäftsidee eine Kapitalgesellschaft. Erstaunliches Bekenntnis zum Kapitalismus am Ende.

Transcript

Vorschlag
zu einem Monopol für den Fond des erl.
Os. der Illuminaten

Seitdem die Gegenstände, mit denen einen
Alleinhandel zu treiben möglich und vortheilhaft
ist, selten geworden sind, so verdienen die
wenigen, die sich noch darbiethen, und die mit
der offenbarsten Ausführungs-Möglichkeit
zugleich großen Vortheil versprechen, desto mehr
Aufmerksamkeit, und wenn Schwierigkeiten
dabei zu überwinden sind, dann besonders
die Aufmerksamkeit einer gesellschaftlichen
Verbindung, wie der erl. Orden ist.

Unter andern liegt uns eine Erfindung
von Fräncklin,[1] vor Augen, die keinen von
ihren bißherigen wenigen Nachahmern unbe-
friedigt gelaßen hat, und die gleichsam
darauf zu hoffen scheint, irgend von einer
ganzen Gesellschaft ergriffen zu werden.

Nehmlich das musicalische Instrument
Harmonica[2] genannt, hat so allgemeinen
Beyfall gefunden, daß nicht nur einzelne Privat-
Personen es vor würdig hielten, große Mühe,
Zeit und Kosten auß deßen Nachahmung
zu verwenden, sondern auch alle davon
vorhandenen gedruckten Nachrichten, stimmen
über die Vortrefflichkeit dieses Instruments
überein.

Der Verfaßer des Journals von und
für Deutschland, 7den Stücks. 84.[3] wo|<2>
zugleich
[...]|<11>

11.
Auf keinen Fall kann der Ausbau oder
die Vollendung dieses Kunst-Wercks, (wenn
es Monopol für den Orden seyn soll) ie-
manden andern übertragen werden, als
einem würcklichen O. Mitgliede. Die
Ursachen hiervon sind einleuchtend, und
verspührten meine Hochwürdigsten Leser|<12>
hier abermahls eine Reflexion des Verfaßers
auf sich selbst, so werden Sie gewiß auch
die schwere Mühe nicht verkennen, die es ihm
machen muß, eine längst gebetene billige
Absicht zu erreichen, ohne Ihnen selbst dabey
ungefällig und unnützlich zu werden.
Hätte ein solches Mitglied eigene Wohnung,
um einen Schlag mit dem Hammer frey
wagen zu dürfen; wäre es mit solchen
Beschäftigungen schon bekannt, und gegen
Sorge und Kleinmuth gesichert, um für ein
mühsames Unternehmen heiter zu bleiben;
ia könnte es die Materialien an Holz,
Eisen, und Meßing, auf Tischer und Schloßer-
Lohn aus seinem Eigenen bestreiten, ohne
deshalb eines zweyten Vorschußes von den
Monopolisten benöthigt zu seyn; so wäre
dies, wie ich glaube, keine unwichtige Er-
leichterung für die Unternehmung der
Sache.

12.
Dieses bearbeitende Mitglied müßte übrigens
mit dem O. auf folgendem Fuß stehen:
a.) zu dem erssten und zweyten Instrumente
   fournirte letzterer bloß die Kosten für
   den Glas-Meister, die nach §. 11
   lit. d, durch Unterzeichnung herbey-
   geführet würden, aber auch schon von
   dem Verkaufs-Gelde des zweyten In-
   struments an die Subscribenten würde
   zurückgiengen [?], weil durch glücklichen
   Verkauf zweyer solcher Instrumente
   nunmehro schon die Anlage fürs Dritte|<13>
   gewonnen wäre;
b. für die Bemühung des Ausbauens so
   wie über die dabey bestrittenen Kosten
   an Tischer- und Schloßer-Lohn, auch
   Zuthaten, legte das bearbeitende Mit-
   glied dem O. billige Berechnung vor,
   die ebenfallß erst beym fernern
   Ergang der Sache auf ein Gewißes
   bestimmt würden;
c. besorgte es den Verkauf und decourtirte
   diese sämmtlichen Koste sogleich von
   dem Ertrage der eingegangenen Verkaufs-
   Gelder.

13.
Der Verkaufs-Preiß wäre, nach dem
Belauf der Kosten und Mühsamkeit,
von dem O. selbst mit zu bestimmen,
so wie die Käufer iedesmahl den gezahlten
Preiß zu attestiren hätten, um damit
beym O. zu belegen.

14.
Der Transport des Instruments, kann
nie auf ordinären Posten oder andern
unsanften Fuhrwercken, Statt finden,
sondern muß, wegen der Gefahr des
Zerbrechens der Glocken, vom Käufer
durch eigene Gelegenheit besorgt werden.

15.
Wie ich nun bey diesem ohnmaßgeblichen
Vorschlage meine thätige heimeignung für
die Endzwecke des erl. Os aufrichtigst
darzulegen suche; also muß ich gleichwohl|<14>
dem höhern Ermeßen deßelben überlassen
aus welchem Gesichtspunckte derselbe d[***]
meinen ohnmaßgeblichen Vorschlag zu
betrachten belieben wird

Mein Glaub ist an Philosophie
Und iede göttliche Moral;
In Cörper-Welten doch, wie die,
Glaub ich zugleich an Capital.

Syracusis den 28ten Adar, 1154.

Ali

Notes

  1. Benjamin Franklin, siehe den Wikipedia Artikel.
  2. Gemeint ist die Glasharmonika, siehe den Wikipedia-Arikel
  3. Journal von und für Deutschland, 2. Band, 7. Stück (1784). Digitale Sammlungen UB Bielefeld