D-Q3845

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Commentary

Transcript

Picentia d. 21. Meher 1155.[1]

Hochwürdiger Herr Provincial!

Die Bitte an Smum Aeschil.[2] ist mir in mancherley Betracht zu wichtig, daß ich
sie Ihnen angeschloßen nicht noch einmahl zur Einsicht und Abänderung in
einzelnen Stellen, noc ehe sie übergeben wird, sehen laßen sollte, und der Erfolg
davon wird meine künftigen Maaßregeln um so mehr bestimmen, da meine
Hofnung für die fortwährende gnädigste Unterstützung von Syrakus[3] her,
in dem Verzug Anlaß findet, schwanckend zu werden. Geistes-Stärcke dürfte
indeßen nicht für mich sehr viele dazu gehören, in einem völlig Dienstlosen
Zustande mich so hinzubringen, daß beyde Theile meines Ichs noch eine
Zeotlang aufrecht erhalten werden.

Gelegentlich laße ich wegen des Rezept Wahls[4] mit beyfließen: daß ich
einen mir vorher unbekannten Zug in deßen Charackter bemercke, welcher ihn
für die fernere Aufnahme vielleicht bedencklich machen könnte, und diesen
Zug werde ich genannt haben, wenn ich sage, und sagen muß, daß er die
kleine Instrucktion für die Rezepten,[5] damahls, als er Revers und Tabellen
ausstellte, zum Abschreibe mit sich genommen, und sie biß iezt (der
wiederholten Erinnerung ungeachtet, die ich mit dem Anerbitten begleitete,
daß ich ihm lieber selbst eine Abschrift davon verfertigen wolle,) keines-
weges an mich retardiret habe.

Dieß, und daß er durch seine öfteren Vormittags-Besuche, mir
ohne Rücksicht auf die mir vor andern nöthige Arbeitsamkeit, hinderlich wird,
dabey er eine Menge Schnupftaback in der Stube verstreuet, ohne ein Loch in|<2>
den Strümpfen zu bemercken, verräth, nach meiner Vorstellung, eone
durch alles zu befürchtende Nachläßigkeit.

Lauhn[6] ist püncktlich, besorgt, strebend nach ieder Art von
Lob und Menschen-Anständigkeit.

Faßen Sie mein Hochwürdigster, Theuerster! über
alles solche Entschließungen, die meiner Gemüths-Ruhe und <>
Absichten entsprechen. Philosophiren Sie ohnmaßgeblich, (ich <>
nichts über mich selbst, nachdem meine Grundsätze durch Erfahrung
bestätiget sind, und überzeugen Sie mich von Ihrer brüderlichen
Gerechtigkeit dadurch, daß Sie bald einmahl in Picenz einsprechen
mir den Tag dieses angenehmen Zuspruchs vorher bestimmen, da<>
weil auf eine Bewirthung in hiesigen Gasthöfen, für Sie nicht <zu>
rechnen ist, ich im Stande bin Ihnen von guter freundschaftlicher
Hand eine ländliche Mahlzeit zu besorgen, und zwey oder mehr
Bauteilen Vini Rhenani vetusti,[7] bereit zu stellen. Vielleicht
daß Sie mir sodann erlauben, Ihnen das Ein- und Andere aus <der>
Tiefe meines Herzens zu sagen, das dem Hochwürd. C. de Utica[8]
vorbehalten war, und welches ich gleichwohl für Briefe zu groß
finde. Sollte der vortrefliche Br. C. nich schon wieder von Jena
zurück seyn, so füge ich hier meine unterthänige Empfehlung an <>
bey, und wage es so gar, mein ietziges monatliches Q.l. durch
Denselben mit nach Syrakuß zu bringen.

Mein schönstes Wißen ist übrigens, mit wahrster Hochachtung
und Liebe seyn zu dürfen

Eur. Hochwürd.

ergebenster Ali.

Notes

  1. Buttstädt, den 21. Oktober 1785
  2. Serenissimus Aeschilus, i.e. Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach Item:Q979.
  3. Gotha in der Geographie des Illuminatenordens
  4. Anton Wahl Item:Q1283.
  5. recherchieren
  6. Johann Carl Christian Lauhn Item:Q649
  7. lat. alten Rhein-Weins
  8. Cato Uticensis, der Ordensname von Joachim Friedrich Ernst von der Lühe Item:Q710, den Rudorf am 4.10.1785 (Item:Q3843) um Rat fragte.