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Gewiße Überzeugung von des andern Vollkommenheiten, edeln Gesinnungen | Gewiße Überzeugung von des andern Vollkommenheiten, edeln Gesinnungen | ||
und Handlungen, erwecket zuweilen, und dieß gebührt Freundschaft, selbst | und Handlungen, erwecket zuweilen, und dieß gebührt Freundschaft, selbst | ||
dann wenn sich zur Erhöhung ihres | dann wenn sich zur Erhöhung ihres Lichts, des Freundes Mängel als so viel | ||
dunckle Flecken erweisen. | dunckle Flecken erweisen. | ||
Doch legt man keinen, auch dem besten Freunde, nicht alles in die Hände, | Doch legt man keinen, auch dem besten Freunde, nicht alles in die Hände, | ||
weil eine traurige Möglichkeit ihn wieder von uns trennen kann. Der Vernünftige | weil eine traurige Möglichkeit ihn wieder von uns trennen kann. Der Vernünftige | ||
wird allezeit Herr seiner Geheimnisse bleiben; | wird allezeit Herr seiner Geheimnisse bleiben; sie werden ihm nie zur Last | ||
fallen, weil er weiß, daß sie gewiß über ihn tyrannisiren, so bald sie aus | fallen, weil er weiß, daß sie gewiß über ihn tyrannisiren, so bald sie aus | ||
seinem Munde sind. | seinem Munde sind. | ||
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Auf diesen ersten, allgemeinen Begriffen von Freundschaft, beruhete auch | Auf diesen ersten, allgemeinen Begriffen von Freundschaft, beruhete auch | ||
die meinige mit Diaconus <u>Wahl</u>.<ref>Anton Wahl [[Item:Q1283]]</ref> Sein munterer Geist, in die | die meinige mit Diaconus <u>Wahl</u>.<ref>Anton Wahl [[Item:Q1283]]</ref> Sein munterer Geist, in die | ||
Schrancken kluger Wohlanständigkeit | Schrancken kluger Wohlanständigkeit eingeschränckt, — sein thätiges, warmes Gefühl | ||
für iedes Gute — seine Känntniße durch Vernunft geläutert, — | für iedes Gute — seine Känntniße durch Vernunft geläutert, — sein übriger | ||
gerader Charackter, nach welchem er Wahrheit lehrt, und Wahrheit liebt, immer | gerader Charackter, nach welchem er Wahrheit lehrt, und Wahrheit liebt, immer | ||
gleich weit vom Pharisäismus wie von unphilosophischer Behandlung der | gleich weit vom Pharisäismus wie von unphilosophischer Behandlung der | ||
Menschen , entfernt; sind die Ursachen gewesen, warum ich ihn lieb gewann, | Menschen, entfernt; sind die Ursachen gewesen, warum ich ihn lieb gewann, | ||
und mich für berechtiget hielt, ihn bey dem erl. O. in Vorschlag zu bringen. | und mich für berechtiget hielt, ihn bey dem erl. O. in Vorschlag zu bringen. | ||
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1.) dadurch, daß mir bey meiner Durchreiße durch Herpolis<ref>Weimar in der Ordensgeographie.</ref> am 22<sup><u>sten</u></sup> | 1.) dadurch, daß mir bey meiner Durchreiße durch Herpolis<ref>Weimar in der Ordensgeographie.</ref> am 22<sup><u>sten</u></sup> | ||
das. von zweyen Profanen daselbst meine Verwendung für ihn|<2> | das. von zweyen Profanen daselbst meine Verwendung für ihn|<2> | ||
am höhern Orte, ins Gesicht gesagt | am höhern Orte, ins Gesicht gesagt wurde, über welche Publizität | ||
ich mich nicht wenig wundern und bitten mußte, daß man der- | ich mich nicht wenig wundern und bitten mußte, daß man der- | ||
gleichen Gedancken auslöschen möchte | gleichen Gedancken auslöschen möchte | ||
2.) weil der gewiß redliche Wahl, durch einen hiesigen Verläumder | 2.) weil der gewiß redliche Wahl, durch einen hiesigen Verläumder | ||
des Lasters der Unwahrheit und des Stolzes bezüchtiget werden soll, | des Lasters der Unwahrheit und des Stolzes bezüchtiget werden soll, | ||
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nehmen würdenm sagen sollen? Nein! es ist mir an meinen und der Meinigen | nehmen würdenm sagen sollen? Nein! es ist mir an meinen und der Meinigen | ||
Glück nichts gelegen! Hebt dieß die Wahrheit auf, die ex actis erhellet, daß | Glück nichts gelegen! Hebt dieß die Wahrheit auf, die ex actis erhellet, daß | ||
er würcklich <u>nicht</u> | er würcklich <u>nicht</u> darum nachgesuchet? oder wenn nur ein Verläumder hingehet, | ||
und vorgiebt, er habe beyde Stadtreigts-Weiber deswegen zu Gevatterinnen | |||
gebethen, damit die Nachfolge in das damahls noch nicht einmahl eledigte | |||
Superintendenten-Amt, desto weniger entgehen möchte; ist dieß unrecht? | |||
da er dem Amte gewachsen ist, und Beförderer veranlaßt seyn wollen? | |||
Auf den unmittelbahren Ruf vom Himmerl herunterm wartet kein Geistlicher | |||
und selbst kein Konsistorium mehr! Sch[äze?] und alles hilft mehr als Tugend!|<3> | |||
Auch hat der Stolz entschiedene Kennzeichen! Ein Mann, der seine Liebe | |||
Keinem Geschöpfe Gottes versagt, — der giebt, so oft er hat — sich ehedem die | |||
neuconfirmirten Kinder vom Beichtstuhle abspenstig machen ließ, und diese | |||
Ungerechtigkeit so leicht vergaß und keinen Zorn darüber hegte — — der | |||
neuerlich davor bekannt ist, daß, wenn ihn auch die Superintendenten- | |||
Stelle nicht zu Theil werden sollte, er dennoch mit seinem Stande zufrieden | |||
und in seiner Treue unverrückt bleiben würde; ein solcher Mann kann nicht | |||
stolz seyn; kann es höchstens nur denenienigen scheinen, die einen Fehler an | |||
beyden Augen haben. | |||
Ich breche hier ab, und nehme meinen ehedem gethanen Vorschlag für | |||
die Aufnahme des Diakons Wahl, förmlich zurück. | |||
Ali. | |||
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Latest revision as of 12:10, 18 June 2019
- Metadata: Item:Q4710
- Erschließung: Olaf Simons (talk) 12:50, 22 February 2019 (CET)
Commentary
Transcript
Gewiße Überzeugung von des andern Vollkommenheiten, edeln Gesinnungen
und Handlungen, erwecket zuweilen, und dieß gebührt Freundschaft, selbst
dann wenn sich zur Erhöhung ihres Lichts, des Freundes Mängel als so viel
dunckle Flecken erweisen.
Doch legt man keinen, auch dem besten Freunde, nicht alles in die Hände,
weil eine traurige Möglichkeit ihn wieder von uns trennen kann. Der Vernünftige
wird allezeit Herr seiner Geheimnisse bleiben; sie werden ihm nie zur Last
fallen, weil er weiß, daß sie gewiß über ihn tyrannisiren, so bald sie aus
seinem Munde sind.
Auf diesen ersten, allgemeinen Begriffen von Freundschaft, beruhete auch
die meinige mit Diaconus Wahl.[1] Sein munterer Geist, in die
Schrancken kluger Wohlanständigkeit eingeschränckt, — sein thätiges, warmes Gefühl
für iedes Gute — seine Känntniße durch Vernunft geläutert, — sein übriger
gerader Charackter, nach welchem er Wahrheit lehrt, und Wahrheit liebt, immer
gleich weit vom Pharisäismus wie von unphilosophischer Behandlung der
Menschen, entfernt; sind die Ursachen gewesen, warum ich ihn lieb gewann,
und mich für berechtiget hielt, ihn bey dem erl. O. in Vorschlag zu bringen.
Ob ich nicht ienen einzigen Falle seiner bißherigen Beförderungs-Sache,
in guter Absicht vielleicht zu viel für ihn empfunden haben könne, dieß wird
beynahe glaublich, weil ich implicite davor auf doppelte Art bestraft worden
bin:
1.) dadurch, daß mir bey meiner Durchreiße durch Herpolis[2] am 22sten
das. von zweyen Profanen daselbst meine Verwendung für ihn|<2>
am höhern Orte, ins Gesicht gesagt wurde, über welche Publizität
ich mich nicht wenig wundern und bitten mußte, daß man der-
gleichen Gedancken auslöschen möchte
2.) weil der gewiß redliche Wahl, durch einen hiesigen Verläumder
des Lasters der Unwahrheit und des Stolzes bezüchtiget werden soll,
mir aber unendlich viel daran gelegen seyn muß, dem erl. O.
nicht dafür zu gelten, als könne ich Ihm Subjeckte in Vorschlag
bringen, die der Unwahrheit und dem Stolze ergeben sind.
Wahl hat sein freyes persöhnliches Ansehen, und kann, wie andere Menschen, nichts
wieder seine Organisation. Wäre auch dieses Aeußere Effeckt seines edeln
Innern, was sündigt er damit, und wem mag es unleidlich scheinen, als nur
dem würcklichen Stolzen? O! man argwohne und entscheide doch nicht, als
aus Thatsachen, wo die Entscheidung auf Thatsachen beruhet! Und wo zeugen diese
wieder Wahl? Worinn besteht seine Begangene Unwahrheit, sein Stolz?
Hat er, als beyde hiesigen Stadtreigte in privatis aedibus ihm die Aeußerung gethan,
wie sie bey Besetzung der Superintendenten-Stelle auf keinen andern Rücksicht
nehmen würdenm sagen sollen? Nein! es ist mir an meinen und der Meinigen
Glück nichts gelegen! Hebt dieß die Wahrheit auf, die ex actis erhellet, daß
er würcklich nicht darum nachgesuchet? oder wenn nur ein Verläumder hingehet,
und vorgiebt, er habe beyde Stadtreigts-Weiber deswegen zu Gevatterinnen
gebethen, damit die Nachfolge in das damahls noch nicht einmahl eledigte
Superintendenten-Amt, desto weniger entgehen möchte; ist dieß unrecht?
da er dem Amte gewachsen ist, und Beförderer veranlaßt seyn wollen?
Auf den unmittelbahren Ruf vom Himmerl herunterm wartet kein Geistlicher
und selbst kein Konsistorium mehr! Sch[äze?] und alles hilft mehr als Tugend!|<3>
Auch hat der Stolz entschiedene Kennzeichen! Ein Mann, der seine Liebe
Keinem Geschöpfe Gottes versagt, — der giebt, so oft er hat — sich ehedem die
neuconfirmirten Kinder vom Beichtstuhle abspenstig machen ließ, und diese
Ungerechtigkeit so leicht vergaß und keinen Zorn darüber hegte — — der
neuerlich davor bekannt ist, daß, wenn ihn auch die Superintendenten-
Stelle nicht zu Theil werden sollte, er dennoch mit seinem Stande zufrieden
und in seiner Treue unverrückt bleiben würde; ein solcher Mann kann nicht
stolz seyn; kann es höchstens nur denenienigen scheinen, die einen Fehler an
beyden Augen haben.
Ich breche hier ab, und nehme meinen ehedem gethanen Vorschlag für
die Aufnahme des Diakons Wahl, förmlich zurück.
Ali.
Notes
- ↑ Anton Wahl Item:Q1283
- ↑ Weimar in der Ordensgeographie.