D-Q4514

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Commentary

Transcript

Um das Ganze meiner Lage beurtheilen zu können, ist es
erforderlich eine Art von Lebensbeschreibung zu entwerfen,
in welcher ich freylich nur HauptSachen anführe, doch aber
beweisen, wie ich vom Schiksahl als ein Ball hin und her
geworfen bin.

Mein ältester, bereits verstorbner Bruder, hatte sich samt
mir, den Zahlen gewidmet und [***] genoßen das Glük in
die Hände eines Mannes zu fallen, der uns die besten Unter-
weisungen und Anleitungen gab, uns aber in denen Jahren
vom Tode entrißen wurde, als mein Bruder in eine höhere
Laufbahn [***] hiesige Collegium :| versagt wurde. Ich sezte
meine Übungen in der öfentlichen Schulen fort. Ein [***]mischer
von meinem verewigten Vater, mit unzähligen Wohlthaten
überhäufter und aus dem Staube hervorgezogner Mann, sahe
meinem Fortschritte mir neidischen Augen an, glaubte ich würde
ihm in der Folge seinen vorgesezten, schon lange angelegten Plan
in die Stelle seines Wohlthäters zu rücken, vereiteln. Und
da er einer der feinsten und ausgelerntesten Bösewichter war,
welcher jemals auf der Oberfläche des Erdbodens dagewesen seyn
mag: so hatte er sich so zu strike>anschmeicheln gewußt, daß er meine
Eltern zu allen was er wolte, zu bewegen im Stande war.

In meiner Sache schlug er vor; daß es in Hinsicht meines
künftigen Glücks und meines Vaters eignen besten, eine Stüze
im Alter zu haben, seinen Sohn entweder bey seinen Lebzeiten
versorgt, oder sich ihm gar zum Nachfolger gesezt zu sehen, am
besten gethan seyn würde, wnen ich von dem von meinen Bruder
gleichfals gewählten Fach abginge und da das jenem anvertraute
Geschäft, durchaus einen Handlungs Verständigen haben müßte,
so würde es sehr gut seyn, wenn ich selbige Ordnungsmäßig
erlernte. Man fing an mir die Vortheile dieser Sache herauszu
streichen und siegte endlich über meine Entschloßenheit, meinem Vor-
säzen getreu zu bleiben, durch die Ausstellungen der blendensten
Seiten. Ich hatte derzeit 14 Jahre erreicht, hatte also nicht Stand-
haftigkeit genug, das angefangne auszuführen. Ein Theil meiner
den Wißen Schul Wißenschaften gewidmeten Stunden, mußten zu|<2>
dem neuen Fache angewendet werden und nur mit vieler Mühe
konte ich's nur dahin bringen, den öfentlichen Lehrstunden bey
wohnen zu dürfen. Dieser mein Fleiß misfiel jenen Bösewicht
und mich dieser Laufbahn zu entreißen wuste ers wieder
so umzuleiten, daß ich um mir vorläufige Handlungskenntniße
zu beschaffen, auf ein Jahr nach Bremen, zu einen angesehenen
Kaufmann, meinen Anverwandten in die Kost gethan wurde;

weil mich jener dorthin fürhte, hatte er diesen den geheimen Auf-
trag gegeben, mich von den Büchern und Wißenschaften zu ent-
fernen, weil der Wille meines Vaters sey, mich der Handlung
zu widmen. In seinen 14tägigen Aufenthalt wurde bemühte er
sich meine Stunden zwischen dem Comtoir meines Verwandten auf den
Rechen und Schreib Meister zu vertheilen. Nach seiner Abreise
wurde dieser Plan geändert, mein Vetter ein sehr vernünftiger
Mann, an den ich ohne gefühlte Dankbarkeit nie denke, sagte mir in Vertrauen
den erhaltnen Auftrag, misbilligte ihn und behauptete ein junger
Mensch könte nicht zuviel lernen. Als 15jähriger Knabe konte
ich die Feinheit des oben erwähnten ange[***] Plans nicht ausdenken. Die
Stunden wurden geändert, die des Comtoirs, wurden die der theils
Privat Unterrichtung, theils der öfentlichen Schulen. Dieses
wurde ausgeführet, weil Schul Gelder berechnet wurden und der
Mann behauptete: ich habe keine Lust zur Handlung. Ehe das dritte
viertel Jahr geendigt war, wurde ich zurükgerufen und nun
wolte jener sich seiner Stelle versichern, und mich auf immer
entfernen. Er benuzte meinen natürlichen Trieb zur Oeconomie
triebs so weit, daß ich zur Landwirthschaft genommen wer[den]
solte. Anfangs nach meiner Zurükkunft von Bremen wuste man
mich nicht zu beschäftigen, und in die öfentl. Lehr Stunden solte [ich]
nicht gehen. Man sezte mich zum Abschreiben aufs [***] Comtoir an, sa[h]
aber entweder, daß es nicht fort wolte, oder jener fürchtete sich, [***]
gestochen und der Plan verdorben zu sehen. Jener Weg wurde
also vorgeschlagen und ich bekam für die Einwilligung, die Erlau[bnis]|<3>
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Notes