D-Q2759: Difference between revisions

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(Created page with "* '''Metadata:''' Letter Johann Joachim Christoph Bode to Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr von Knigge, Weimar, 1783-10-26 (Q2759) * '''Transcript:''' ~~~~ * '''Commentary:''' ~~~~ == Commentary == == Transcript == <poem> Aemilius Philoni K. Heropol. den 26. Mermeh. 1153....")
 
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== Transcript ==
== Transcript ==
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Aemilius Philoni K.
Aemilius Philoni [***]


Heropol. den 26. Mermeh. 1153.
Heropol. den 26. Mermeh. 1153.
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Ihr Circulare beschloßen, daß die Zusammen-
Ihr Circulare beschloßen, daß die Zusammen-
kunft statt finden solle; Nunmehr aber, da
kunft statt finden solle; Nunmehr aber, da
auch der unser(?), ... vorgeschlagenen 4. Nov.
auch der [***] vorgeschlagenen 4. Nov.
zu nahe heran gerückt ist, muß ich schließen,
zu nahe heran gerückt ist, muß ich schließen,
sie sey weiter fierus(?) verschoben. Meine
sie sey weiter fierus verschoben. Meine
Hofnung und Freude, Sie zu sehen, und über  
Hofnung und Freude, Sie zu sehen, und über  
manche Dinge ganz und der tiefsten Fülle
manche Dinge ganz und der tiefsten Fülle
meines Herzens zu sprechen, sind also dahin!
meines Herzens zu sprechen, sind also dahin!
Wohlan! Klagen hilft nichts, und Fider(?) und
Wohlan! Klagen hilft nichts, und Fider und
Diete(?) bleibt uns zu einer Nothhülfe. Ich  
Diete bleibt uns zu einer Nothhülfe. Ich  
frage also von Frute(?) an, über die Punkte
frage also von Frute an, über die Punkte
zu schreiben, über die ich so gern und so  
zu schreiben, über die ich so gern und so  
viel lieber mit Ihnen gesprochen hätte.
viel lieber mit Ihnen gesprochen hätte.
Vor allen Dingen muß ich Sie bitten,
Vor allen Dingen muß ich Sie bitten,
mein ...licher Freund und sehr
mein höchstverehrlicher Freund und sehr
geliebter Br. seyn Sie in überzeugt, daß
geliebter Br. seyn Sie in überzeugt, daß
ich bey allem, was ich nöthig erachten
ich bey allem, was ich nöthig erachten
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zur Erreichung des edlen Zwecks unserer  
zur Erreichung des edlen Zwecks unserer  
Verbindung beyzutragen, vor Augen habe; |<2>
Verbindung beyzutragen, vor Augen habe; |<2>
daß ich mich genugsam kenne, um lieber
zu lernen, als zu lehren; daß ich aber
überzeugt bin, ich würde ein schlechter Br.
und ein verdächtiger Freund seyn, wenn ich
in beyden Verhältnißen nicht Vertrauen
genug besäße, das, was ich für wahr und
nüzlich halte, mit voller Offenherzigkeit
zu sagen.
Über Ihren Berathschlagungspunkte werde
ich so bald, als thunlich, das Gutachten der
Bbr. [***]...ten von Jonien<ref>Thüringen/ Obersachsen.</ref> einsammeln
und einsenden. Da auch der Bruder William
Pen<ref>Georg Ernst von Rüling [[Item:Q973]]</ref> mir die eventuelle Vollmacht für
Eolien<ref>Niedersachsen.</ref> zugesandt hat, und von mir die
Miththeilung meiner Meinung verlangte,
so habe ich ihm meine rohen Gedanken
in der Ebauctie(?) zugeschickt. Zu einer
Sache, die nur durch den auf Überzeu-
gung gegründeten guten Willen und
Eifer der dirigierenden Bbr. befördert
werden kann, muß man ohne Vorliebe
zu seinen eigenen Wünschen, ohne drin-
gende hitzige Eile mit Gedult u. Nachsicht
gegen einander zu Wercke gehen. |<3>
besonders müßen wir, deren natürliche
Activität unsere Lebensgeister leicht
zum Aufflammen treibt, sehr auf unserer
Hut seyn! Denn was uns bloßer löblicher
Eifer dünkt, kann andere in einem
entgegen stehenden Lichte erscheinen, und
ihren als lebhafte Herrschsucht vor-
kommen. Diese Wahrheit, die ich mir
selbst noch sehr oft nöthig finde ins Ge-
dächtniß zu rufen, weil leider! mein
halbgrauer Kopf noch oft mit dem warmen
Herzen fortläuft, oder vielmehr mein
noch ol. abgekühltes Blut mein bißgen
Verstand dahin reißt, bringt mich auf
die Lage, worinn Sie sich mit dem Br.
Spartacus<ref>Johann Adam Weishaupt [[Item:Q1308]]</ref> befinden. Ihr lezter Brief,
theuerster Freund, hat mir über ver-
schiedene Stellen deßelben wahre Freunde,
aber auch über andere, herzlichen Kummer
gemacht. Wäre das, was sich zwischen
Sie beyde gedrungen hat, im Primas-
zwist unter Freunden, so würde ich es
[***] bedauern, aber doch mit ziemlicher
Gelaßenheit den, bey lebhaften Persohnen |<4>
eben so leicht eintretenden Zeitpunkt
der Aussöhnung, als des Beleidigthaltens,
erwarten. Aber, theuerster Freund! ich
muß Sie daran erinnern, Sie sind beyde
in unserer Verbindung öffentliche Persohnen.
Sie stehen beyde, als Obere, an der Spitze
einer Gesellschaft, die es mit Vacht von
sich rühmt, Aufklärung und Bildung
des Charakters ihrer Glieder, zur Absicht,
und zur Erreichung dieser Absicht sehr
efficare Mittel zu haben. Beyde sterben
sie, mit gleicher Uneigennützigkeit dieser
Verbindung zu gründen, durch unzer-
reißbare Banden fest zu knüpfen.
Wollten Sie wohl diese Ihre bißherige
redliche Arbeiten dadurch vernichten, daß
Sie, bey der Einleitung un Ausführung
eines großen weitaus sehenden Plans,
zu leicht verkommenden kleinen Miß-
verständnißen, sich lieber der Empfind-
lichkeit überlaßen, die Mißverständ-
niße biß zur Mißfalligkeit [***]ten,
und zur lautbar werden laßen,
als zu dem, bey lautere Absichten |<5>
[...]
[...]
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== Notes ==
== Notes ==
<references/>
<references/>

Revision as of 22:49, 30 March 2021

Commentary

Transcript

Aemilius Philoni [***]

Heropol. den 26. Mermeh. 1153.

Biß heute habe ich noch immer auf Nachricht
von Ihnen geharret, ob die Stimmen über
Ihr Circulare beschloßen, daß die Zusammen-
kunft statt finden solle; Nunmehr aber, da
auch der [***] vorgeschlagenen 4. Nov.
zu nahe heran gerückt ist, muß ich schließen,
sie sey weiter fierus verschoben. Meine
Hofnung und Freude, Sie zu sehen, und über
manche Dinge ganz und der tiefsten Fülle
meines Herzens zu sprechen, sind also dahin!
Wohlan! Klagen hilft nichts, und Fider und
Diete bleibt uns zu einer Nothhülfe. Ich
frage also von Frute an, über die Punkte
zu schreiben, über die ich so gern und so
viel lieber mit Ihnen gesprochen hätte.
Vor allen Dingen muß ich Sie bitten,
mein höchstverehrlicher Freund und sehr
geliebter Br. seyn Sie in überzeugt, daß
ich bey allem, was ich nöthig erachten
möchte zu sagen, hauptsächlich meiner
Pflicht, das Meinige nach Vermögen,
zur Erreichung des edlen Zwecks unserer
Verbindung beyzutragen, vor Augen habe; |<2>
daß ich mich genugsam kenne, um lieber
zu lernen, als zu lehren; daß ich aber
überzeugt bin, ich würde ein schlechter Br.
und ein verdächtiger Freund seyn, wenn ich
in beyden Verhältnißen nicht Vertrauen
genug besäße, das, was ich für wahr und
nüzlich halte, mit voller Offenherzigkeit
zu sagen.
Über Ihren Berathschlagungspunkte werde
ich so bald, als thunlich, das Gutachten der
Bbr. [***]...ten von Jonien[1] einsammeln
und einsenden. Da auch der Bruder William
Pen[2] mir die eventuelle Vollmacht für
Eolien[3] zugesandt hat, und von mir die
Miththeilung meiner Meinung verlangte,
so habe ich ihm meine rohen Gedanken
in der Ebauctie(?) zugeschickt. Zu einer
Sache, die nur durch den auf Überzeu-
gung gegründeten guten Willen und
Eifer der dirigierenden Bbr. befördert
werden kann, muß man ohne Vorliebe
zu seinen eigenen Wünschen, ohne drin-
gende hitzige Eile mit Gedult u. Nachsicht
gegen einander zu Wercke gehen. |<3>
besonders müßen wir, deren natürliche
Activität unsere Lebensgeister leicht
zum Aufflammen treibt, sehr auf unserer
Hut seyn! Denn was uns bloßer löblicher
Eifer dünkt, kann andere in einem
entgegen stehenden Lichte erscheinen, und
ihren als lebhafte Herrschsucht vor-
kommen. Diese Wahrheit, die ich mir
selbst noch sehr oft nöthig finde ins Ge-
dächtniß zu rufen, weil leider! mein
halbgrauer Kopf noch oft mit dem warmen
Herzen fortläuft, oder vielmehr mein
noch ol. abgekühltes Blut mein bißgen
Verstand dahin reißt, bringt mich auf
die Lage, worinn Sie sich mit dem Br.
Spartacus[4] befinden. Ihr lezter Brief,
theuerster Freund, hat mir über ver-
schiedene Stellen deßelben wahre Freunde,
aber auch über andere, herzlichen Kummer
gemacht. Wäre das, was sich zwischen
Sie beyde gedrungen hat, im Primas-
zwist unter Freunden, so würde ich es
[***] bedauern, aber doch mit ziemlicher
Gelaßenheit den, bey lebhaften Persohnen |<4>
eben so leicht eintretenden Zeitpunkt
der Aussöhnung, als des Beleidigthaltens,
erwarten. Aber, theuerster Freund! ich
muß Sie daran erinnern, Sie sind beyde
in unserer Verbindung öffentliche Persohnen.
Sie stehen beyde, als Obere, an der Spitze
einer Gesellschaft, die es mit Vacht von
sich rühmt, Aufklärung und Bildung
des Charakters ihrer Glieder, zur Absicht,
und zur Erreichung dieser Absicht sehr
efficare Mittel zu haben. Beyde sterben
sie, mit gleicher Uneigennützigkeit dieser
Verbindung zu gründen, durch unzer-
reißbare Banden fest zu knüpfen.
Wollten Sie wohl diese Ihre bißherige
redliche Arbeiten dadurch vernichten, daß
Sie, bey der Einleitung un Ausführung
eines großen weitaus sehenden Plans,
zu leicht verkommenden kleinen Miß-
verständnißen, sich lieber der Empfind-
lichkeit überlaßen, die Mißverständ-
niße biß zur Mißfalligkeit [***]ten,
und zur lautbar werden laßen,
als zu dem, bey lautere Absichten |<5>
[...]

Notes

  1. Thüringen/ Obersachsen.
  2. Georg Ernst von Rüling Item:Q973
  3. Niedersachsen.
  4. Johann Adam Weishaupt Item:Q1308