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== Commentary ==
== Commentary ==
Mieg verwendet weder normale Orthographie der Zeit noch Philanthropin-Reformorthographie, sondern Freistil und zudem weitgehend, aber inkonsequent Kleinschreibung; viele Wortendungen und Zeilenenden sind nur angedeutet. Bei der Entzifferung seiner gewandten, aber flüchtigen Handschrift blieben daher einige „weiße Flecken“.
== Transcript ==
== Transcript ==
<poem>
<poem>
Epictet
Utica.<ref>Heidelberg.</ref> d. 3. Adar. 1154.<ref>i.e. 03.12.1784.</ref>


Henr. Stephano s. d. p. Ep.[ictetus]
ich habe dero freundschaftliches Schreiben und
die beiliegende iugendzeitung vom iahr [17]84
richtig erhalten, bin mit beiden sehr zufrieden
und danke für diesen Beweis des brüderl.
zutrauens und der freundschaft.
ich bin bei näherer Ein[-] und Durchsicht
ihrer Jugendzeitung mit titel u. plan, mit Form
und innhalt, besonders mit denen vier nüz-
lichen und sorgfältigen registern hinter iedem
quartal ungemein zufrieden; rathe ihnen daran
vor der Zeit nichts zu veränderen; bin gewiß,
daß Sie durch herbeiziehung braver und
genauer Corresp. ihren Zweck immer mehr
erreichen, ihrer Zeitung interesse verschaffen
und dem publikum nüzlich seyn werden.
Schon bei der ersten Auffo[r]derung der Erl.
oberen drang ich überall auf anschaffung
und unterstützung ihrer jugendzeitung;
an einigen orten gelang mir's, und an
manchen mag's eben so, wie hier, gegangen
seyn.|<2>
Die Anschaffung derselben für unsere Schule,
und Lesegesellschaft ward damals vorge-
schlagen, genehmiget, u. da ich am vorigen
Montag in beiden darnach frage, fehlte
dieselbe, u. war aus blossem eigensinn die
vollführung unterlassen. Nun gab's, wie
billig, eine gerechte Strafpredigt, und wurde
die anschaffung mit ernst von neuem ein-
geschärft, u. auch befolgt. ich fürchte, daß
es an mehreren orten ebenso mag gegangen
seyn. – wie man am reichstag wider
Schlötzer [A.L. Schlözer] eine partie wünschte zu erregen
und aufzuhetzen[?], wissen Sie vielleicht
schon, u. können sie aus gedrukter beilage
(NB. anonymisch, und deswegen ganz kraft-
los, u. als pasquille anzusehen) näher
ersehen. Man hat gründe zu mutmassen,
daß [der] fürstbischof von Speier u. Cardinal
Migazzi zu wien sich der Exjesuiten, als
werkzeuge des lärmens und der aufhetzung
wider Schlötzer bedienen. man muss
auf diesen punct ein sehr wachsames auge
halten um Sie in ihren geheimen gängen
aufzulauren und zu erhaschen.|<3>
– göckings Journal<ref>Journal von und für Deutschland, 1.1784-9.1792, 1.1784 hrsg. v. Leopold Friedrich Günther v. Goeckingk, 2.2785-9.1792 hrsg. v. Siegmund Frh. v. Bibra.</ref> währet fort.
ich habe vor acht täge[n] ein schreiben von
ihm erhalten. Er muß dies iahr bei
seiner unternehmung einbussen, mehr
durch die Schuld seiner collecteurs, wovon
noch nicht der 4te theil die bezalung für
die ersten sechs stück eingesandt hat, als
des publicums [fehlt: hinnehmen o.ä.]. dazu kömt, daß der buchh.
Krieger in giessen iezt ein[en] nachdruk vom
Journal veranstalten soll. das alles hat
ihn bestimmt den ganzen Debit des Journals
gegen blose vergütung der kösten dem buch-
händler Grattenauer<ref> Vom "Journal von und für Deutschland" erschienen der Jahrgang 1.1784 in Ellrich im Selbstverlag Goeckingks, die Jahrgänge 2.1785-9.1792 o.O.: O.V. [Nürnberg: Grattenauer].</ref> in Nürnberg zu übertragen.
"Dies unter uns." ich fürchte, daß es auch in
Grattenauers hände[n] schwerlich fortkommen
u. gedeihen wird. a, nach der subscr. klagen
kömt es nicht richtig [= rechtzeitig]. b, kostet [es] zu viel – c. ist
[es] nicht neu noch freimüthig genug. d, liefert
[es] mehr hist. abhandl als neuigkeiten u. nachrichten
und e, liefert [es] manches gute zu matt oder
zu spät; auch fürchte ich, kann u. mögte
Er dadurch ohne sein verschulden Corresp.
verlieren, u. also ihm mit der zeit die quelle
zufrieren; lauter umstände, die bei einer
solchen Unternehmung wol zu beherzigen
sind.|<4>
- ich bin der meinung, daß Sie, der ... <Falz>
und die ganze menschheit am meisten da... <Falz>
gewinnen, wenn sie selbst, nicht mit ande...<Falz>
sondern so viel möglich allein, nicht für ... <Falz>
pa, sondern nur für Deutschland ihre iugend... <Falz>
tung durch die unvermeidliche fließen ... <Falz>
Erfa[h]rung und der vol[l]kommenheit hin... <Falz>
arbeiten, und auf befehl der Erl. Oberen ... <Falz>
all die O[rdens]brüder das ihrige in Sammlung
und Einsendung des nüzlichsten materials
beitragen. Wollen die Erl. Oberen einigen mä.. <Falz>
den auftrag ertheilen, die ihre jugendzeitung
qualiter in rüksicht auf O[rdens]absichten beur-
theilen, u. ihnen ihre Beurtheilung zustellen ... <Falz>
so könnte dies nicht undienlich seyn.
An der ausführung eines grösseren Plans ... <Falz>
einer Zeitung auf den Fuß der besten Eng... <Falz>
für ganz Europa ist noch nicht zu denken <Falz>
teutschland ist zu heterogen gestimmt; die ... <Falz>
lung der collect. zu unordentlich; der ... <1 Wort, Falz>
zu gering, ihre fo[r]derungen zu viel u. mannig-
faltig, und das risico deswegen zu groß.
Leben Sie wol, Edler bruder! herzlich
geliebt von ihrem Ergeb.
br. Epictet."
</poem>


</poem>
== Notes ==
== Notes ==
<references/>
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Latest revision as of 22:02, 29 June 2021

Commentary

Mieg verwendet weder normale Orthographie der Zeit noch Philanthropin-Reformorthographie, sondern Freistil und zudem weitgehend, aber inkonsequent Kleinschreibung; viele Wortendungen und Zeilenenden sind nur angedeutet. Bei der Entzifferung seiner gewandten, aber flüchtigen Handschrift blieben daher einige „weiße Flecken“.

Transcript

Epictet
Utica.[1] d. 3. Adar. 1154.[2]

Henr. Stephano s. d. p. Ep.[ictetus]
ich habe dero freundschaftliches Schreiben und
die beiliegende iugendzeitung vom iahr [17]84
richtig erhalten, bin mit beiden sehr zufrieden
und danke für diesen Beweis des brüderl.
zutrauens und der freundschaft.
ich bin bei näherer Ein[-] und Durchsicht
ihrer Jugendzeitung mit titel u. plan, mit Form
und innhalt, besonders mit denen vier nüz-
lichen und sorgfältigen registern hinter iedem
quartal ungemein zufrieden; rathe ihnen daran
vor der Zeit nichts zu veränderen; bin gewiß,
daß Sie durch herbeiziehung braver und
genauer Corresp. ihren Zweck immer mehr
erreichen, ihrer Zeitung interesse verschaffen
und dem publikum nüzlich seyn werden.
Schon bei der ersten Auffo[r]derung der Erl.
oberen drang ich überall auf anschaffung
und unterstützung ihrer jugendzeitung;
an einigen orten gelang mir's, und an
manchen mag's eben so, wie hier, gegangen
seyn.|<2>
Die Anschaffung derselben für unsere Schule,
und Lesegesellschaft ward damals vorge-
schlagen, genehmiget, u. da ich am vorigen
Montag in beiden darnach frage, fehlte
dieselbe, u. war aus blossem eigensinn die
vollführung unterlassen. Nun gab's, wie
billig, eine gerechte Strafpredigt, und wurde
die anschaffung mit ernst von neuem ein-
geschärft, u. auch befolgt. ich fürchte, daß
es an mehreren orten ebenso mag gegangen
seyn. – wie man am reichstag wider
Schlötzer [A.L. Schlözer] eine partie wünschte zu erregen
und aufzuhetzen[?], wissen Sie vielleicht
schon, u. können sie aus gedrukter beilage
(NB. anonymisch, und deswegen ganz kraft-
los, u. als pasquille anzusehen) näher
ersehen. Man hat gründe zu mutmassen,
daß [der] fürstbischof von Speier u. Cardinal
Migazzi zu wien sich der Exjesuiten, als
werkzeuge des lärmens und der aufhetzung
wider Schlötzer bedienen. man muss
auf diesen punct ein sehr wachsames auge
halten um Sie in ihren geheimen gängen
aufzulauren und zu erhaschen.|<3>
– göckings Journal[3] währet fort.
ich habe vor acht täge[n] ein schreiben von
ihm erhalten. Er muß dies iahr bei
seiner unternehmung einbussen, mehr
durch die Schuld seiner collecteurs, wovon
noch nicht der 4te theil die bezalung für
die ersten sechs stück eingesandt hat, als
des publicums [fehlt: hinnehmen o.ä.]. dazu kömt, daß der buchh.
Krieger in giessen iezt ein[en] nachdruk vom
Journal veranstalten soll. das alles hat
ihn bestimmt den ganzen Debit des Journals
gegen blose vergütung der kösten dem buch-
händler Grattenauer[4] in Nürnberg zu übertragen.
"Dies unter uns." ich fürchte, daß es auch in
Grattenauers hände[n] schwerlich fortkommen
u. gedeihen wird. a, nach der subscr. klagen
kömt es nicht richtig [= rechtzeitig]. b, kostet [es] zu viel – c. ist
[es] nicht neu noch freimüthig genug. d, liefert
[es] mehr hist. abhandl als neuigkeiten u. nachrichten
und e, liefert [es] manches gute zu matt oder
zu spät; auch fürchte ich, kann u. mögte
Er dadurch ohne sein verschulden Corresp.
verlieren, u. also ihm mit der zeit die quelle
zufrieren; lauter umstände, die bei einer
solchen Unternehmung wol zu beherzigen
sind.|<4>
- ich bin der meinung, daß Sie, der ... <Falz>
und die ganze menschheit am meisten da... <Falz>
gewinnen, wenn sie selbst, nicht mit ande...<Falz>
sondern so viel möglich allein, nicht für ... <Falz>
pa, sondern nur für Deutschland ihre iugend... <Falz>
tung durch die unvermeidliche fließen ... <Falz>
Erfa[h]rung und der vol[l]kommenheit hin... <Falz>
arbeiten, und auf befehl der Erl. Oberen ... <Falz>
all die O[rdens]brüder das ihrige in Sammlung
und Einsendung des nüzlichsten materials
beitragen. Wollen die Erl. Oberen einigen mä.. <Falz>
den auftrag ertheilen, die ihre jugendzeitung
qualiter in rüksicht auf O[rdens]absichten beur-
theilen, u. ihnen ihre Beurtheilung zustellen ... <Falz>
so könnte dies nicht undienlich seyn.
An der ausführung eines grösseren Plans ... <Falz>
einer Zeitung auf den Fuß der besten Eng... <Falz>
für ganz Europa ist noch nicht zu denken <Falz>
teutschland ist zu heterogen gestimmt; die ... <Falz>
lung der collect. zu unordentlich; der ... <1 Wort, Falz>
zu gering, ihre fo[r]derungen zu viel u. mannig-
faltig, und das risico deswegen zu groß.
Leben Sie wol, Edler bruder! herzlich
geliebt von ihrem Ergeb.
br. Epictet."

Notes

  1. Heidelberg.
  2. i.e. 03.12.1784.
  3. Journal von und für Deutschland, 1.1784-9.1792, 1.1784 hrsg. v. Leopold Friedrich Günther v. Goeckingk, 2.2785-9.1792 hrsg. v. Siegmund Frh. v. Bibra.
  4. Vom "Journal von und für Deutschland" erschienen der Jahrgang 1.1784 in Ellrich im Selbstverlag Goeckingks, die Jahrgänge 2.1785-9.1792 o.O.: O.V. [Nürnberg: Grattenauer].