D-Q6711: Difference between revisions

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Mein erster Odemzug, an diesen ersten Tagen des neuen
Mein erster Odemzug, an diesen ersten Tagen des neuen
Jahres sey Gott und Ihnen theuerste Gesellschaft.
Jahres sey Gott und ''Ihnen Theuerste Gesellschaft!'' gewidmet.


Diese Aufforderung ist zu natürlich, zu sehr die Furcht
Diese Aufforderung ist zu natürlich, zu sehr die Frucht
Ihrer Gewogenheit gegen mich, daß ich Ihnen nicht mehr das  
''Ihrer'' Gewogenheit gegen mich, daß ich ''Ihnen'' nicht mehr das  
Ihrige, als ale etwas von dem Meinigem, zu geben scheine.
''Ihrige'', als ale etwas von dem Meinigen, zu geben scheine.


Noch sind Wir, - sind was wir zu seyn Uns zur  
Noch sind Wir, — sind was Wir zu seyn Uns zur  
heiligen Pflicht machten.
heiligen Pflicht machten.


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nicht wieder Gefahren. Kein Mittel zu Erreichung guter
nicht wieder Gefahren. Kein Mittel zu Erreichung guter
Endzwecke stand ganz in unseren Kräften. Jener gelaßener
Endzwecke stand ganz in unseren Kräften. Jener gelaßener
Muth Verbundner als Fliegen im Schein der Sonne zu
Muth Verläumder als Fliegen im Schein der Sonne zu
betrachten, die ihrem Lichte nichts benehmen, und uns
betrachten, die ihrem Lichte nichts benehmen, und ''Uns''
deswegen, als zu einer nicht fehlgeschlagenen Erwartung|<2>
deswegen, als zu einer nicht fehlgeschlagenen Erwartung|<2>
Glück zu wünschen [...]
Glück zu wünsche; starcken Fußes weiter fort zu
schreiten, und da, wo ''Uns'' Hinderniße gelegt wurden,
keine Schrancken, als die einer gereinigten Vernunft,
anzuerkennen; daß ''Meine BBr.!'' dancken Wir
heute einmüthig dem Regierer der Welt und des
menschlichen Schicksals.


Ihre Portraits stehen den alle vor mir
Möchte ich indeßen das wahre Pathos deutscher
aufgestellt, von Vater Chrysostomus biß zu|<3>
Sprache verstehen, um ''Ihnen'' die Empfindungen
den iüngsten Sohn, und ich küße Sie alle;
meines Herzens ins besondere mittheilen zu können,
vergegewärtige mir ihre Schönen Charactere [...]
die entstehen, so oft ich mir den Gedancken dencke,
 
mithin unter diesen Umständen des Lebens, an
Freunde gekettet zu seyn, die ihr Band fest knüpften,
um ieden, der will, sicher zu leiten, und ihn dies
Glück der Lebensberuhigung zu ertheilen.
 
In dieser Rücksicht gewinnt auch meines Lebens
Werth. Durch ''Sie'' nur, ''Theuerste'' und ''Hochzuehrende!''
ergänze ich mein Leeres um mich her mit Bildern
der angenehmsten Genugsamkeit.
 
Ihre lieben Portraits stehen dann alle vor mir
aufgestellt, von Vater ''Chrysostomus''<ref>Christian Georg von Helmolt [[Item:Q474]].</ref> biß zu|<3>
dem iüngsten Sohn,<ref>Der jüngste der Gothaer Illuminaten war Friedrich Carl Ernst von Helmolt [[Item:Q475]], der Sohn des letzterwähnten Superiors.</ref> und ich küße Sie alle;
vergegenwärtige mir ''Ihre'' schönen Charactere; will nachahmen,
übetreffen; aber, unerreichbar für mich, bleibt mir
nur immer die süße Vorstellung übrig, Freunde an
''Ihnen'' zu haben; ''Die'' mich wenigstens nie unter ''Ihrem''
Beyfall, wie ''Ihrer'' Liebe unwürdig fanden.
 
Dieser ''Ihrer'' Liebe, empfehle ich mich heute von
Neuen, und haben menschliche Herzen gewöhnlich ein
Hauptpüncktchen, das sie vorzüglich fühlen, so ist
der treue Wunsch für ''Ihr'' ferneres, beständiges
Wohlergehen, gewiß das meinige.
 
Ich verharre mit ausnehmendster Hochachtung
und Ergebenheit
 
''Hoch- und Verehrungswürdige''
''Ihr''
 
treuverbundenster
Ali.
 
Pic. d. 1. Din
1157.
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== Notes ==
<references/>

Latest revision as of 21:59, 27 June 2019

Commentary

Transcript

Hoch- und Verehrungswürdige BBr.

Mein erster Odemzug, an diesen ersten Tagen des neuen
Jahres sey Gott und Ihnen Theuerste Gesellschaft! gewidmet.

Diese Aufforderung ist zu natürlich, zu sehr die Frucht
Ihrer Gewogenheit gegen mich, daß ich Ihnen nicht mehr das
Ihrige, als ale etwas von dem Meinigen, zu geben scheine.

Noch sind Wir, — sind was Wir zu seyn Uns zur
heiligen Pflicht machten.

Es war in keinem Betracht Unser Werck, die Bahn zu
richten, auf der wir gehen wollten. Wir schützen Uns
nicht wieder Gefahren. Kein Mittel zu Erreichung guter
Endzwecke stand ganz in unseren Kräften. Jener gelaßener
Muth Verläumder als Fliegen im Schein der Sonne zu
betrachten, die ihrem Lichte nichts benehmen, und Uns
deswegen, als zu einer nicht fehlgeschlagenen Erwartung|<2>
Glück zu wünsche; starcken Fußes weiter fort zu
schreiten, und da, wo Uns Hinderniße gelegt wurden,
keine Schrancken, als die einer gereinigten Vernunft,
anzuerkennen; daß Meine BBr.! dancken Wir
heute einmüthig dem Regierer der Welt und des
menschlichen Schicksals.

Möchte ich indeßen das wahre Pathos deutscher
Sprache verstehen, um Ihnen die Empfindungen
meines Herzens ins besondere mittheilen zu können,
die entstehen, so oft ich mir den Gedancken dencke,
mithin unter diesen Umständen des Lebens, an
Freunde gekettet zu seyn, die ihr Band fest knüpften,
um ieden, der will, sicher zu leiten, und ihn dies
Glück der Lebensberuhigung zu ertheilen.

In dieser Rücksicht gewinnt auch meines Lebens
Werth. Durch Sie nur, Theuerste und Hochzuehrende!
ergänze ich mein Leeres um mich her mit Bildern
der angenehmsten Genugsamkeit.

Ihre lieben Portraits stehen dann alle vor mir
aufgestellt, von Vater Chrysostomus[1] biß zu|<3>
dem iüngsten Sohn,[2] und ich küße Sie alle;
vergegenwärtige mir Ihre schönen Charactere; will nachahmen,
übetreffen; aber, unerreichbar für mich, bleibt mir
nur immer die süße Vorstellung übrig, Freunde an
Ihnen zu haben; Die mich wenigstens nie unter Ihrem
Beyfall, wie Ihrer Liebe unwürdig fanden.

Dieser Ihrer Liebe, empfehle ich mich heute von
Neuen, und haben menschliche Herzen gewöhnlich ein
Hauptpüncktchen, das sie vorzüglich fühlen, so ist
der treue Wunsch für Ihr ferneres, beständiges
Wohlergehen, gewiß das meinige.

Ich verharre mit ausnehmendster Hochachtung
und Ergebenheit

Hoch- und Verehrungswürdige
Ihr

treuverbundenster
Ali.

Pic. d. 1. Din
1157.

Notes

  1. Christian Georg von Helmolt Item:Q474.
  2. Der jüngste der Gothaer Illuminaten war Friedrich Carl Ernst von Helmolt Item:Q475, der Sohn des letzterwähnten Superiors.