D-Q5326

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Inhalt

Haun berichtet von seiner Beobachtung, dass gerade wohlhabende Bauern nur noch ein, höchstens zwei Kinder bekämen, und bittet um Orientierung, wie er mit diesem Problem umzugehen habe, auf das er bei seinen Reisen des Öfteren angesprochen werde.

Transcript


Q.L.

In vielen hiesigen und fast nochmehr in benach-
barten Erfurtischen Dorfschaften ist die Ge-
wohnheit eingerißen, daß begüterte Bauern
nicht mehr als eins höchstens zwey Kinder haben.
Es ereignet sich dieses vorsätzlich; denn kaum, daß
ein Kind stirbt, als gewiß binnen Jahres-
frist ein anderes gebohren wird. Da aber nun
diese Unart durch sündliche Mittel beobachtet
wird, und der Volksvermehrung so nachtheilig ist,
viele Prediger auch schon vergebens darwider
geeifert haben: so möchte es wohl eine nicht un-
wichtige Frage veranlaßen, wie diesem Uebel <2>
auf die wirksamste und schiklichste Art abgeholfen
werden könnte. Ich besonders wünsche eine befrie-
diegende Antwort dieser Aufgabe, da ich so öfters
bey meinem ländlichen Reisen darüber befraget
werde. Vielleicht findet diese üble Gewohnheit
auch an andern Oertern statt, und wird des-
halb übersehen, weil man die geringere Frucht-
barkeit begüterter Personen nur als eine Wir-
kung des größern Luxus und der aus dem
selben entspringenden Ohnmacht ansiehet.
Syrakus. Jezdedgerd 1155. Mordad
Jacob Thomasius