D-Q5491

From FactGrid
Jump to navigation Jump to search

Commentary

Es handelt sich hier um einen Entwurf für eine Reihe nahezu gleichlautender Reprochen, die nach Erfurt gehen sollen, und die sich nur dadurch unterscheiden, dass es sich bei vieren davon um Erstreprochen handelt, bei den anderen jedoch um Fortsetzungen. Basilius kündigt darin an, dass er nach einer Unterbrechung nunmehr (wieder) regelmäßig auf eingehende QL aus Erfurt antworten werde. Der Text weist sich mit den Durchstreichungen als Konzeptschrift aus, die wahrscheinlich von einem oder mehreren Schreibern ins Reine geschrieben werden sollte. Die Handschrift ist nicht diejenige Bodes, was darauf hindeutet, dass die Funktion des Basilius in Erfurt von einem anderen Ordensmitglied ausgefüllt wird.

Transcript

für Lycopolis R[eprochen]Z[ettel] 1156

Einleitung

Mit einigem Vergnügen berichte ich
Ihnen mein Bruder, daß die Hindernisse
welche den Anfang |die Fortsetzung bey den vier letzern aber den Anfang|[1] unserer Correspon-
denz bisher verzögert haben, nunmehr
gehoben sind, und daß Sie von nun
an auf jedes Ihrer monatlichen Quibus
Licet, die unausbleibliche, und dem In-
halt desselben gemässe Antwort des Basilius erhalten sollen.

Sie werden sich an der Personen dieses
Ihnen unbekannten Bruders am wenigsten
irren; wenn Sie sich unter derselben nicht
nur den Abgeordneten des Ordens, durch wel-
chen die Obern die gewöhnliche Erkundigung
über die bekannten Punkte einziehen, son-
dern auch einen brüderlichen Freund denken,
der Ihnen die Resultate seiner aus längerer
Erfahrung geschöpften Bekanntschaft mit dem
Geiste des Ordens anbietet.

De Orden, der Ihnen den Basilius in
dieser Eigenschaft vorstellt, hat ihn denselben
bereits hinlänglich in Stand gesetzt, Ihnen ~~~
mit denjenigen Gesinnungen entgegen zu kom-
men, die Sie von einem Bruder erwarten
können, der Sie weder von Gestern her, noch
blos unter dem Character eines Ordensgliedes kennen,
schätzen und lieben gelernt hat: Basilius
begnügt sich dafür mit jenem Zutrauen, das
Sie dem Manne nicht versagen werden, dem
der Orden das Seinige zugewendet hat, und
aus welchem dieser Bruder keinen andern
Vortheil zu ziehen verlangt, als daß Er Sie
durch dasselbe aufgemuntert, ihm in Ihren|<2>
Quibus Licet Gelegenheiten geben, den erhabenen
Zweck des Ordens mit Ihnen gemeinschaftlich zu
befördern.

Auf den Beyfall, den Sie den Antworten
des Basilius geben dürften, darf und muß s~~~
jenes Zutrauen keinen Einfluß haben. Seine
Person bleibt eben darum unbekannt, weil
seine Worte weder mehr noch weniger Ge-
wicht haben sollen, als ihnen die Wahrheit ge-
ben kann
zu geben vermag. In einer Gesell-
schaft, welche die Aufklärung des Geistes unter
ihr die wesentlichsten Mittel zu ihres Zweckes
zählt, muß blinder Beyfall eben so fremde
bleiben als blinder Gehorsam; und es ist
eine der ersten Pflichetn des Basilius, die
Zweifeln zu heben, die seinem korrespon-
dierenden Bruder im Wege seyn dürften,
wenn sie an einem oder dem andern Ges[etz]
des Ordens nicht ganz ihre eigenen Über-
zeugung
befolgen.

Übrigens bleiben die Gegenstände unserer
künftigen Correspondenz (ausser den bewußten
Punkten) Ihren Bedürfnissen, oder ihrer Wahl
überlassen. So wenig es Ihnen bey dem ~~~
umfassenden Zwecke des Ordens an solchen Ge-
genständen fehlen wird, so wenig werden ~~~
Sie durch ihre Wahl den jenen Zweck verfehlen
können; indem das eine, und von allen
persönlichen Rücksichten freye Verhältniß,
welches zwischen Ihnen und Basilius statt findet,
gegen die sonst so gewöhnliche Gefahr die
Angelegenheiten unsers Ichs mit den Ange-
legenheiten der Menschheit
zu verwechseln
so vollkommen sicher stellt.

./.

Notes

  1. Randeinfügung