FactGrid:Schwedenkiste
Geschichte
Die sogenannte Schwedenkiste ist ein zwanzig Foliobände umfassender Dokumentenbestand, der auf den Nachlass von Johann Joachim Christoph Bode zurückgeht. Die Bände bieten Protokolle, Präfekturberichte und Logenreden aus dem Zeitraum 1757[1] bis 1805[2]. Der zehnte Band birgt Namenslisten und Beitrittserklärungen.
Bereits zu Bodes Lebzeiten (1788) durch Verkauf in den Besitz von Bodes Ordensoberen Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg gelangt, wurde der Bestand von diesem erweitert und zugleich unter strengem Verschluss gehalten. Nach dem Tode des Herzogs fiel er schließlich 1804 durch testamentarische Verfügung an die Großloge von Schweden in Stockholm.
Von dort kehrten die weitgehend losen Papiere 1881 auf Anforderung der Loge "Ernst zum Compaß, Gotha" in einem hölzernen, mit Tragbändern versehenen Schrank - daher der Name Schwedenkiste - nach Gotha zurück. Anfangs des 20. Jahrhundert wurden die einzelnen Dokumente durch den Uelleber Superintendenten Carl Lerp (1847-1922), der selbst Freimaurer war, in ihre aktuelle Ordnung gebracht und durch die Gothaer Buchbinderei "Franz Bergmann. Buchbinderei. Papier und Galanteriewaren" in 20 schwarze Foliobände eingebunden.
1934 wurde das Konvolut von der Gestapo beschlagnahmt und von Gotha zunächst nach München, 1935 dann nach Berlin verbracht. 1945 erbeuteten sowjetische Truppen das Corpus und überführten es nach Moskau. 1957 wurden neunzehn der zwanzig Bände an das Zentrale Staatsarchiv der DDR, Dienststelle Merseburg übergeben, wo sie die Signaturen 5.2. G39 Nr. 100 ff. erhielten.
Der zehnte Band mit den Namenslisten und Beitrittserklärungen verblieb im Sonderarchiv Moskau. Die nach Deutschland zurückgegangenen Materialien sind seit 1991 als Depositum der Großloge „Zu den drei Weltkugeln“ im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz der Forschung zugänglich, zunächst noch in Merseburg, seit 1993/94 in Berlin-Dahlem.
Eine grobe Bestandsübersicht bietet W. Daniel Wilson (1991), S. 363-364. Detaillierte Inhaltsverzeichnisse werden derzeit im Rahmen des Projektes "Illuminatenaufsätze der Spätaufklärung" erarbeitet und an dieser Stelle sukzessive bereitgestellt.
Die einzelnen Bände
- Band I: Fürstenbriefe (1776-1788)
- Band II: Briefe an Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1775-1800)
- Band III: Briefe an Bode, A-C (1778-1800)
- Band IV: Briefe an Bode, D-H (1776-1790)
- Band V: Briefe an Bode, J-L (1769-1789)
- Band VI: Briefe an Bode, M-R (1768-1787)
- Band VII: Briefe an Bode, S-Z (1776-1788)
- Band VIII: Rituale v.a. des Illuminatenordens (18. Jh.)
- Band IX: Instruktionen zu einzelnen Graden (1777 und o.D.)
- Band X: Reverse, Lebensläufe und Tabellen
- Band XI: Quibus Licet, A-S (1784-1787)
- Band XII: Quibus Licet, T-Z und Reprochen (1781-1788)
- Band XIII: Abhandlungen und Geschichte (1757-1787)
- Band XIV: Reden und Gedichte (1775-1787)
- Band XV: Protokolle und Berichte aus den Ordensniederlassungen (1770-1786)
- Band XVI: Ideen, Pläne und Gesichte (1750-1789)
- Band XVII: Listen, Händel und Gerichte (1760-1789)
- Band XVIII: Ordenskorrespondenz und Rechnungen (1743-1788)
- Band IXX: Rituelles und Vermischtes (1771-1784)
- Band XX: Verwandte Systeme (1762-1791)
Literatur
- Renate Endler, Zum Schicksal der Papiere von Johann Joachim Christoph Bode, in: Quatuor Coronati Jahrbuch 27 (1990), ISSN 0171-1199, S. 9–35.
- Hermann Schüttler, Die Mitglieder des Illuminatenordens, 1776–1787/93, München, 1991, ISBN 3-89391-018-2.
- Renate Endler, Band X der Schwedenkiste aufgefunden, in: Quatuor Coronati Jahrbuch 31 (1994), ISSN 0171-1199, S. 189–197.
- Reinhard Markner, Zur Überlieferungsgeschichte, in: ders., Monika Neugebauer-Wölk, Hermann Schüttler (Hg.), Die Korrespondez des Illuminatenordens, Bd. 2: Januar 1782-Juni 1783, Berlin, Boston 2013, ISBN 978-3-11-029486-6, S. XXX-XXXIV.