D-Q77505
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- Transcript and Commentary: Stefan Sarrach (talk) 11:55, 29 July 2019 (CEST)
Commentary
Transcript
Rede
des Bruders Johann Wilhelm von Zinnendorf, gehalten den 30sten November 1769.
Wir haben uns heute allhier versamlet um in brüderlicher Vereinigung, die Wiederkunft des
dießjährigen Andreas Tages das erstemal in Form mit einander zu feyern.
Ein Namens Fest zu Ehren eines bereits verstorbenen Mannes, feyern heißt eigentlich das Andenken
der mit ihm sich zugetragenen besondern Umstände würdig begehen.
Allein welches sind die besondern Umstände, die von dem heiligen Andreas bemerkenswerth und der
feyerlichen Begehung heute und zu aller Zeiten würdig sind?
Keine anderen als der innere Ruf, oder der feste Entschluß, dem in ihm gelegten Triebe Gottes
gemäß zu leben und sich anfangs zum Schüler Johannes des Täufers annehmen zu lassen auch diesem
Johannis, nach eben demselben Rufe willige Folge zu leisten da er ihn von sich zu einem vollkommnern
Meister wies, und endlich die Wahrheit der göttlichen Religion Christi, durch seine Lehren und seinen
Lebenswandel zu bestätigen, ja sie selbst beym Schlusse seiner Arbeiten, mit seinem Tode zu besiegeln.
Aber aus welcher Ursache begehen wir diesen Tage insbesondere, als Freymaurer, feyerlich?
Ich thue diese Frage mit gutem Bedacht, damit ich Gelegenheit erhalte, Ihnen in gegenwärtiger Versamlung
diejenige Antwort darauf geben zu können welche mit dem Endzwecke dieses Ordens und der Feyer dieses
Tages, in Beziehung auf uns, völlig übereinstimmt.
Ich sage also, diese Gedächtniß-Feyer soll uns erinnern antreiben und dahinbringen uns als Frey-
maurer, unserm Stifter und Vorgänger, dem heiligen Andreas, darinnen völlig ähnlich zu bezeigen, daß wir
unsern Sinn zur Besserung ändern und, als Schottische Meister, durch Worte und Handlungen bekennen daß wir
dem ersten Apostel Christi, so wie es unser Beruf erheischt, nachfolgen, um dadurch, zur Erbauung unseren Mit-
brüdern das Zeugniß ablegen, daß wir Christo unserm Herren und Meister zugehören.
Das meine liebsten Brüder befestigen wir und, mit den sanftern Banden des Heils, an das hoffnungs-
volle Kreuz des Apostels; beweisen wir ununterbrochen, daß wir wie er es war, von dem Lichte der
Erkentniß Christi, welcher ursprünglich aus Gott abstammt, erleuchtet sind, und sterben wir, wie vormals er
an dem heutigen Tage, allen Sinnlichkeiten dieser Vergänglichen Zeit; so werden wir in einer beständigen
Ehrfurcht für Gott, in einer aufrichtigen Liebe gegen unsern Nächsten er sey Freund oder Feind, und in
einer brüderlichen Gleichheit und Stille, mit Christo, mit ihm und mit allen Märtyrern unseres verehrungs-
würdigen Ordens, als mit dem Kreuz bezeichnete Ritter siegen und in Gottleben [!] in alle Ewigkeiten
der Ewigkeiten. Es geschehe also!!!