D-Q175760

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Commentary

Transcript

Bericht

vom Monat Merdedmeh. 1152. J.


Media.

1.) Ich habe auf dem Konvente in Wilhelmsbad den deputierten Grafen v. K[olowrath] angeworben, und ihm den Namen Numenius gegeben. Hier ist sein Revers. Er wußte nicht nur die Existenz des □, sondern sagte mir auch, er habe gehört, S[onnenfels] sey Illuminat. Dieß hat mich betroffen. Sollte denn N[uma] geschwätzt haben? Uebrigens war er sehr übel auf S[onnenfels] zu sprechen, und bat, man möchte ihn nich[t] an denselben weisen. Ich sagte, ich wüßte nicht, was für Mitglieder in Oesterreich wären. Den Revers habe ich mir, wie sie sehen werden, äußerst vorsichtig aufsetzen lassen. Er hat den Vorbereitungsaufsatz, das Novitiat, und den Minerval-Grad nach und nach ge|lesen; mehr nicht. Er bath mich, ihm zu erlauben, die Tabellen in meiner Gegenwart zu verfertigen. Allein beyliegende beyde Billets beweisen, daß wir uns immer verfehlt haben. Jetzt ist er in Paris, [1] wird aber den 20. October wieder zu mir kommen. Indessen haben sie Zeit, sich nach ihm zu erkundigen, und mich zu instruiren, was ich mit ihm machen, und an wen ich ihn weisen soll. Mir gefällt er wohl. Er ist nicht von den allerfeinsten Köpfen, scheint aber doch aufgeklärt, und warm für das Gute. [2] Minos hält ihn für Bigott. Ich glaube aber, daß er unrecht hat. Minos unvernünftige Art, aller Orten ohne Unterschied den Deismus auszukramen, konnte wohl auf dem Convente bey Niemand gute Eindrücke machen, und es war wenigstens der Klugheit gemäß, an dem Orte nicht zu billigen, was er vorlas.


2.) Pausanias in Clandiopolis hat zweyen unserer Leute, dem Einen im Oesterreichischen als Pfarrer, [3] und dem Andern beym teutschen Orden[4] angeholfen. Dagegen bittet er, wie beyliegende Note zeigt, sich in Rom eines gewissen W - -[5] anzunehmen. Ich bitte dringend darum, diesem Wunsche, wo möglich, zu willfahren. Es ermuntert gewiß den Eifer dieses herrlichen Mannes, wenn er sieht, daß man auch ihm brüderlich zu helfen sucht. |


Graecia.

Alcibiades hat mir neue Beyträge gegen Jesuiten[6] geschickt, welche ich habe drucken lassen, und wovon ich nächstens ein Exemplar schicken werde.


Panonia.

Ich habe auf Befehl den Chrysippus sowohl, als den Canonicus St[einacher] an Mahomet weisen müßen, weiß also nicht, was weiter daraus geworden ist.


II. Inspection.


Aethiopia.


1. Macedonia.


A. Paphlagonia

Es war auf dem Convente in Wilhelmsbad ein Deputierter, der zugleich die Aufträge der ⧉ in München hatte, der Kirchenrath W[und] aus Heidelberg. Dieser Mann, den ich 12 bis 13 Jahre als einen redlichen Menschen kenne, ist geschwistert Kind mit Epictet.[7] Epictet aber wollte nicht gern, daß man ihn zum □ anwerben sollte, eigentlich wohl aus ein bischen Eitelkeit: sie spielen beyde gern eine Rolle, und sind Aemuli. [8] Indessen gab ich nach. Endlich aber plagte mich W[und], der auch die Existenz des □ wußte, so entsetzlich, daß ich den | Revers von ihm nahm, ihm aber das strengste Stillschweigen auferlegte, und ihm nichts zu lesen gab. Mein Plan war, den Epictet nach und nach zu stimmen, und jedem in der Provinz eine Laufbahn zu eröffnen, welche sich nicht kreutzen könnte. Den Hrn. W[und] zu gewinnen, war um so nöthiger, da die neue Freymäurerey die Direction der VIII. Provinz nach Heidelberg verlegt, [9] und ihm die Direction gegeben hat. Ich verlangte als erste Probe der Treue, daß er unsre Leute in der Pfalz mit zu der Sache ziehen sollte, und er folgte. Nun ereignete sich aber der Fall, daß der Graf von N[euwied] [10] den □ angieng, wir sollten ihm einen Kanzley-Director, dem er 1200 fl. Gehalt giebt, vorschlagen, und da habe ich denn gestern (den 25. Sept.) an W[und] geschrieben, der □ habe ihn zu dieser Stelle ausersehen. Dadurch, wenn er es annimmt, gewinne ich, daß der Mann einen hohen Begriff von uns bekommt, daß er uns gänzlich eigen wird, daß ich den Plan der Prinzen in Ansehung der Provincial-Direction zerstöre, und daß ich W[und] und M[ieg] auseinander bringe.


Hier ist denn Epictets Bericht. Die Desiderata besorge ich. Auf meine Anfrage: warum man nichts mehr von Canon [i]n Thessalonica[11] hörte, ist mir die Antwort gegeben worden, es sey derselbe ein völlig unbrauchbarer Mensch. |


In Speyer ist nun eine vom Kaiser zu besetzende Vicariats-Stelle vacant. – Carlsruhe heißt, wie bekannt Delphis und Zweybrücken Sodom Cousel[12] habe ich Pisaurum genennt, kann aber den Ort im Büsching[13] nicht finden.


B. Albanien. Hier sind die wiederum sehr magere Berichte von daher. Indessen habe ich Nachricht eingezogen, welcher von allen ihren dortigen Leuten der beste, und thätigste ist, und da ist die Wahl auf Drusus[14] gefallen. Denselben nun werde ich befördern lassen, ihn auch allenfalls hieher bestellen, ihn gehörig unterrichten, und dann zum Local-Obern machen. Darf ich erinnern an die Addressen für Chrysippus?[15]


C. Pamphilia Unbevölkert.


D. Pisidia. [16] Roscius und Glaucus sind jetzt hier. Je mehr ich diese würdigen Männer kennen lerne, desto mehr schätze und liebe ich sie. In 5 Wochen kommen sie nach Stagyra[17] zurück, und werden dann Versammlungen eröffnen, wozu sie nun stark genug sind, da auch Chabrias dort fixirt ist. Die Q. L. sind richtig eingelaufen. Hier sind zur Probe ein Paar derselben, und ein Brief. |


2.) Thessalia.

Hier, und zwar in Clandiopolis in der Præfectur Picinum geht alles vortreflich. Theognis ist durch des Pausanias Bestreben im Oestreichischen als lutherischer Pfarrer angesetzt. Bey dieser Gelegenheit hat derselbe ohnerwartet einen Brief vom Bischofe von K[öniggrätz] erhalten. In demselben sind Grundsätze, als wenn sie aus unsern Heften abgeschrieben wären; es ist von einem geheimen Reformations-Plane geredet, und gebethen, den Brief an Niemand zu zeigen. [J]etz glauben die dortigen Mitglieder festiglich, der Bischof sey Mitglied des □, und diesem sey Theognis seine Beförderung schuldig, welches sie denn zu neuem Eyfer ermuntert hat. Uebrigens habe ich schon oben erwähnt, daß der regierende Graf uns gebothen hat, ihm einen Kanzley-Director zu geben. Verschiedene der dortigen Mitglieder sind in dieser Messe[18] hier gewesen, und einige neu Angeworbene haben die Tabellen noch nicht geliefert. Diese beyden Schwierigkeiten sind Schuld, daß ich dießmal noch nicht ein vollständiges Personale einschicken kann. Zwey unserer eifrigsten dortigen Mitglieder aber sind: der alte Graf von St[olberg], und der ehemals in Hessischen Diensten gestandene General-Lieutenant, Commandeur und Oberkämmerer von H[achenberg]. |


3.) Dacia.

Hier ist Minos Bericht, wobey ich nur folgende Anmerkungen mache:


Ich bitte gehorsamst, dem Minos zu bedeuten, daß er sich nicht so willkührlich in alle Provinzen mit Anwerben und Briefwechsel mische. Wo ich hinhöre, da haben sie Briefe von Minos Läßt er aber den Spinoza (den er für den edelsten Menschen hält, ohne je etwas anders als Briefe von ihm gesehen zu haben) Leute in Niedersachsen anwerben; so zerstört er meinen ganzen Plan, und wir verlieren Epimenides, Simonides, Accacius und besonders Marc. Aurel. welcher ohnehin auf Minos nicht gut zu sprechen ist. Wir werden jetzt in Tarsus gewiß die beßten und angesehensten Männer bekommen. Sobald aber Minos, Spinoza und der Deismus dort operiren; so ist alles verdorben. Man muß mit der Wahrheit nicht Hurrerey treiben. Sie ist ein züchtiges, schamhaftes Weib, und der Proselitengeist, und die Intolleranz eines Deisten ist eben so arg, als der eines Pfaffen.


Es freuet mich, daß sich Minos mit St[arck] [19] in einen Privat-Briefwechsel einlassen will. Da wird er erfahren, daß, um einen feinen Mann zu behandeln, man selbst ein feiner Kopf seyn muß. |


Beyliegender Briefwechsel beweiset, daß Minos sich auch mit B[ahrdt] eingelassen hat, [20] und den □ bittet, demselben eine Bedienung zu verschaffen. B[ahrdt] ist notorisch ein Mann von schlechten Sitten, und niedriger Denkungsart; aber weil er hübsche Briefe schreibt, so gilt er bey Minos viel.


Endlich füge ich noch ein Gutachten, vom Belisaire über Anlegung einer □ in Issus bey. Issus gehört eigentlich in den Oberrheinischen Kreis, wird aber von Epictet dirigiert.


III. Inspection


Abyssinia[21]


1.) Jonia. Hier habe ich den beliebtes Schriftsteller B[ode] (Uebersetzer der empfindsamen Reisen desTrystram Schandi ) zwey Bücher, die ich vielleicht 12mal gelesen habe, und immer neuen Schatz von Philosophie und Menschenkenntniß darinn finde) und verschiedener anderer Bücher, angeworben. Er wohnt jetzt in Weimar, war als Deputierter auf dem Konvente, und ist das Fac totum der stricten Observanz, und hat versprochen, thätig für uns zu seyn. Seine Tabellen habe ich noch nicht, wohl aber den Revers. So bald er zu Hause ist, werde ich mit ihm anfangen. |


2.) Aeolis. [22] Hier ist ein sehr wichtiges Paquet von daher, welches ich mir aber doch gehorsamst wieder zurück erbitte Jetzt zur Hauptsache! Als ich E. Wohlgebohrn gütige Erlaubniß erhielt, den Versuch mit Austheilung des Priester- und Regentengrads nach meiner Art zu machen, war eben Simonides bey mir. Ich habe ihm und Epimenides diese beyden Grade (um endlich einmal einen Theil der herkulischen Last los zu werden) ertheilt, und das hat sie uns denn auf ewig gewonnen wie ihre Briefe zeigen. Den Epimenides habe ich zum Inspector von Aeolis und Jonia und den Simonides zum Provincial von Aeolis gemacht. Da sind wir denn Gottlob, wenn Minos nichts dazwischen bringt, ohne alle Verwirrung, sicher etablirt. Jetzt aber werden E. Wohlgebohrn auch sehen, welche Zweifel die Leute in Andrus gegen den Schottischen Rittergrad haben; und da bitte ich nun inständigst an Epimenides (Herrn Hof- und Consistorial-Rath F[alcke] in Hanover) folgenden Brief zu schreiben:


„Man verlasse sich jetzt auf ihn, der Klugheit, Rechtschaffenheit und Gefühl von Pflicht seiner ihm von Gott anvertrauten Würde besäße, er werde das Zutrauen, so man ihm bezeigt, zum Besten der guten Sache nützen. Es hänge von ihm ab, diejenigen Leute von Ausstellung des Reverses zu dispensieren, von | denen er gewiß wisse, daß sie nicht bloße Forscher, sondern redliche Theilnehmer wären. Denen übrigen müße man einen solchen Riegel vorschieben, um ihnen den Schritt schwer zu machen, und ihre Treue zu prüfen. Vom Liebesmale könne jeder dispensiert werden, der dafür keinen Sinn hätte Geld zu bezahlen, oder nicht zu bezahlen sey ihre Sache. Es sey begreiflich, daß man sich Fonds sammeln müße, um etwas auszurichten; die Obern wären es müde, ex propriis[23] ihre untergebenen, für welche sie Tag und Nacht arbeiteten, zu unterhalten. Jede Provinz könne ihre œconomische Einrichtung nach den Local-Umständen fest setzen. Den Obern werde nichts bezahlt. Aber vernünftig seye es doch, sich Kassen zu machen, damit man Theils den nervum rerum gerendarum[24] habe, theils den Obern nicht immer mit kleinen Betteleyen zur Last falle. Endlich sey (dem Verfasser der Briefe über das Wilhelmsbad ) dem Herrn Prometheus ein Verweis über seine Witzeley zu geben, (die Stelle habe ich mit Bleystift angestrichen die in seinem Briefe steht.)“


Wollen E. Wohlgebohrn in diesem Briefe an Epimenides die Anlagen grade zu zurückschicken, so werden sie mich sehr verbinden.


Der Minister von H[ardenberg] ist eine sehr große Acquisition |


L[ocke] ist nach Liefland[25] abgereiset, wird mir wohl schwerlich jeden Monat sein Q.o L. schicken können, da ich ohnehin jahrlich ohngefahr 250. fl. Porto bezahle. Aber er wird würken wie noch keiner gewürkt hat.


Philo.


Die Osnabrückischen Acten bitte ich nicht an Epimenides sondern an mich selbst zurückzuschicken.

Notes

  1. Le Forestier
  2. Vgl. Bode, Tagebuch, 4. 9. 1787: „Numenius, Graf Kollowrath ist nichts als ein eitler neugieriger und eigennütziger Mann. Er taugt in gar keiner Verbindung. Philo’s Urtheil von ihm, verräth gewiß keine Menschenkenntniß.“
  3. Johann Gottlieb Tritschler (1757–1821), nach Studium in Tübingen und Vikariat in Neuwied 1782 Pfarrer in Rutzenmoos (Oberösterreich), 1786 in Vaihingen, 1803 Stiftsprediger in Oberstenfeld; Mitglied der Neuwieder Loge „Caroline zu den drei Pfauen“; Jan. 1782 Illuminat („Theognis“).
  4. Nicht ermittelt.
  5. Nicht ermittelt. (Wescher?)
  6. [Knigge (Hg.):] Maria zu Dorfen, eine Zuflucht der Sünder. Authentische Nachrichten von dem neuesten Noviziate der Jesuiten zu Dorfen in Baiern aus Original-Briefen [Frankfurt a. M.] 1782.
  7. Wundts Mutter Maria Modesta (1714–65) war die Schwester von Miegs Vater Johann Casimir (1712–64).
  8. Lat. Neider.
  9. Vgl. Bode, Tagebuch, 4. 9. 1787: „Plan der Prinzen war es nicht das Directorium der VIII Provinz nach Heidelberg zu verlegen, sondern mein Plan war es, ganz simpel und einfach mit Herrn von Dalberg verabredet, und in dessen Vollmacht von mir selbst im Sept 1782 auszuführen angefangen.“
  10. Johann Friedrich Alexander von Wied (1706–91), 1737 regierender Graf zu Neuwied, 1784 Fürst zu Wied. Vgl. Karl Bierbrauer: Johann Friedrich Alexander von Wied. Ein deutscher Reichsgraf in der Politik des 18. Jahrhunderts Diss. Marburg 1927.
  11. Franz Graf von Colloredo (1756–1831), 1778 Oberlieutenant beim Regiment Hohenhausen und kurpfälz. Kammerherr in Mannheim, 1783 Hauptmann beim Leibregiment in München, später kgl. bayer. General; Okt. 1779 Mitglied der Mannheimer Loge „St. Charles de l’Union“, 1780/81 deren Zeremonienmeister.
  12. Kusel.
  13. Anton Friderich Büsching: Neue Erdbeschreibung Hamburg 1754 ff.
  14. Johann Georg Ignatz Mansuet Rüding (1749–1809), nach Studium der Rechte in Gießen 1773 Lic. jur., dann Reichskammergerichtsnotar, 1790 kurmainzischer Regierungsrat und Amtsverweser in Gernsheim.
  15. Vgl. Weishaupt an Knigge, 2. 9. 1782.
  16. Köln, Arensburg und Isenburg.
  17. Bonn.
  18. Clemens Ferdinand von Hachenberg (1720–93), hessen-kasselscher Generallieutenant und Oberschenk in Kassel, seit 1782 Privatier in Neuwied; 1783 Deput. Meister der dortigen Loge „Caroline zu den drei Pfauen“, später deren Ehrenmitglied; Jan. 1782 Illuminat („Quintus Sextius“).
  19. Johann August (Freiherr von) Starck, vgl. I0253.
  20. Vgl. Bahrdt an Ditfurth, 2. 9. 1782, StA Hamburg, 614-1/72 Gr. Loge, Nr. 1303.
  21. Deutschland.
  22. Niedersachsen.
  23. Lat. Aus eigenen Mitteln.
  24. Lat. Der Hauptbeweggrund aller Unternehmungen (d. i. das Geld).
  25. Irrtümlich für Estland.