D-Q4497: Difference between revisions

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mann, seine Wohnung bey ihm aufschlug, und man so unvorsichtig
mann, seine Wohnung bey ihm aufschlug, und man so unvorsichtig
war, nicht nur ihm Gespräche mit anhören zu lassen; sondern
war, nicht nur ihm Gespräche mit anhören zu lassen; sondern
sondern [sic!] si gar über die Religiosität dises Knabens zu spotten.
sondern [sic!] so gar über die Religiosität dises Knabens zu spotten.
 
Dieses, und der Umstand, daß der Pfarrer mit der Absicht hervor
Dieses, und der Umstand, daß der Pfarrer mit der Absicht hervor
ging [Der Gen. Superintendent, war gestorben] als kleinen Lacqaien
ging [Der Gen. Superintendent, war gestorben] als kleinen Lacqaien
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sich weder Neigung noch Talente zur Musik fühlte, sondern bloß
sich weder Neigung noch Talente zur Musik fühlte, sondern bloß
wünschte, seinen Aeltern aus der Unterhaltung zu kommen. Seine
wünschte, seinen Aeltern aus der Unterhaltung zu kommen. Seine
Lehrjahre, bey einem ordentlichenKunstpfeifer fingen Himmelfarth
Lehrjahre, bey einem ordentlichen Kunstpfeifer fingen Himmelfarth
1742 an. Er wart si fleißig in der Musik, als es bey den Haus-
1742 an. Er wart si fleißig in der Musik, als es bey den Haus-
arbeiten, dazu manche ihn brauchte seyn konnte, und er musicirte
arbeiten, dazu manche ihn brauchte seyn konnte, und er musicirte
so gut, als es sein Meister erlaubten. Sein herz, das leicht   
so gut, als es sein Meister erlaubten. Sein Herz, das leicht be-
weglich und sehr empfindlich war, haftete, bey der Folge von
traurigen Widerwärtigkeiten, voll Hofnung, an die Religion, und|<3>
ward er durch diesen Hang des Herzens, zur [***] eines Predigers
in Braunschweig geführt, der Privat[***]ungen, und wie man
sagte, pietistisch, für mich aber rührend predigte. Dieser Prediger war
zwar als ein gottloser Heuchler entdeckt. Aem. aber hatte durch ihn
den Vortheil, daß er allerley gute Bücher zum Lesen, und
mit besseren Leuten, als seinen  





Revision as of 13:36, 4 July 2019

Commentary

Transcript

Der Bruder Aemilius ist gebohren zu Braunschweig, d 16ten Januar
1731. Sein Vater Joh. Georg B. war ein Mann von vielem
Genie, das unterdrückt, und von grossen Anlagen, die ganz falsch
entwickelt worden; dabey besaß er viele Ambition und eine
bis zur Heftigkeit gehende Lebhafftigkeit des Charackters; dieses
alles verleitete ihn zu Unternehmungen, welche ihn in grosse
Armuth stürzten, als Aemilius kaum 9 Jahr alt war. Seine
Mutter, was eine geborne Knigge, hatte ein edles, und sanftes
Herz, weibliches Herz. Furchtsam, religirus, und im höchsten Grade
mitleidig und duldend. Die Einflüsse der Vermischung von beyden
Characktern seiner Aeltern fühlt Aemilius noch sehr lebhaft.

In der frühesten Kindheit thaten ihn seine Aeltern zu einem
lutherischen Prediger zur Erziehung auf's Land und meinten ihn
zu einen künftigen Theologen zu bestimmen. Als Anno 1740 die
Umstände seines Vaters völlig ruinirt wurden, lies ihm
sein Lehrer merken, daß er ihn nicht behalten könne. Der Mann
hatte wirklich selbst eine zahlreiche Familie und wenig Einkommen.
So viel erinnert sich Aemilius noch von ihm, daß er redlich, aber
hart und streng war. Das Latein ward dem Aem. nicht liblich ge-
macht, in der Religion aber, worin er zugleich mit ein Paar Junckern
und einem Fräulein, einen höchst orthodoxen Unterricht genoß
that er von den Uebrigen starke Schritte, und solcher gestalt ward
er durch öfters Lob darüber, schon damals intolerant gegen
alles, was sein orthodoxer Lehrer verdammte, besonders waren
dies die Juden und Menonisten; und sein meistes Bestreben, waren
[***], obgleich kindische Spekulationen über die Unterscheidungs[***]|<2>

Da ich nur einige Züge seines Lebens auszeichnen kann, die seinen
Charakter, ohne die Bescheidenheit zu verletzen, andeuten, und zugleich
darauf führen können, wie dieser sich nach und nach gebildet [mit
dem Versprechen, so bald ich Zeit habe, eine etwas ausführlichere
treue Biographie voller Vertrauen in das Os Archiv nieder zu
legen, so kann ich der Kürze der Zeit wegen nur abgebrochen
nach chronologischer Ordnung schreiben.

Als Aemilius 1740 zu von seinem alten Plane weg mußte, führte
ihn sein Weg über Wolfenbüttel, woselbst er eine ziemlich wohlhabende
Tante besuchte, die ihn einige Wochen bey sich behalten wollte. Aemil
ohne Bücher und andre Beschäftigung, erkundigte sich in aller Stille nach
der lateinischen Schule und ihren Lectionen in den Klassen. Was
wußte er andres, als man dürfe nur hingehen um zu lernen.

Das that er, bald nach seiner Ankunft in Wolfenb. Er ging hin in
die 4 Classe deren Lectionen er sich gewachsen meinte, und setzte
sich unten hin, noch ehe der Lehrer kam. Dieser verbarg seine
Verwunderung, während der ordentlichen 2 Stunden, und als die
PrivatStunde anging, und Aem. nicht weggehen, sondern auch da
lernen wollte, gings an ein Examen über meine Umstände, wohin
woher? u.s.w. Er antwortete wahr. — Die Sache ward den Vorge-
setzten gemeldet, und der Herr Gen Superintend, sah den Knaben
aus Neugierde, ward ihm ziemlich gewogen, und wollte ihn in
seinen Studiis unterstützen. Es ward für sein kümmerligen
Unterhalt gesorgt. Einst kam ein Landprediger nach W. [***] bey
dem Gen. Superintedent, der ihm vom Aem. erzählte. Der Prediger
hatte keine Kinder und dabey eine einträgliche Stelle. Er machte es
mit dem gen. Sup. aus, daß er mich an Kindesstatt annehmen
wolle. Mein Glück schien gemacht. Mein Prediger war ein|<2>
übergetretener Mönch und hatte einen übergetretenen Namen die er
vom Braunschweigischen Hofe mit diser Pfarre dotirt, gefr[***]tet. Aem. zog
im Herbste zu ihm. Er hatte versprochen mich zu unterrichten,
das [***]sirte ihn aber nicht. Bey den Examen der Kinder, die er zur
Confirmation nach AmtsPflicht, bereitete, war Aem zugegen, und
bald der Unterlehrer. Im Jahr 1741, Ostern, also im 11. Jahre, nahm
er ihm zum Abendmahl an; und bis dahin hatte Aem ihn für einen
recht guten Christen, der Lehre nach, gehalten. Den Sommer darauf
ward Er in diesem Glauben irre, als der bekannte het[***] Edel-
mann, seine Wohnung bey ihm aufschlug, und man so unvorsichtig
war, nicht nur ihm Gespräche mit anhören zu lassen; sondern
sondern [sic!] so gar über die Religiosität dises Knabens zu spotten.

Dieses, und der Umstand, daß der Pfarrer mit der Absicht hervor
ging [Der Gen. Superintendent, war gestorben] als kleinen Lacqaien
zu brauchen, und zu kleiden. Dis machte, daß Aem. nach
Rücksprache mit seinem Vater, [***] jedes Handwerk, die ihm alle
gleich waren, zu lernen, und den Pfarrer verlies. Aemilius ver-
suchte es bey einem Kunstdrechsler, konnte es aber, weil er bis in
sein 14tes Jahr sehr klein und schwach war, nicht aushalten. Ein
Freund des Vaters Aemils rieth ihm, die Musik zu lernen. Der
Rath ward angenommen, obgleich Aem. noch keine Note kannte, und
sich weder Neigung noch Talente zur Musik fühlte, sondern bloß
wünschte, seinen Aeltern aus der Unterhaltung zu kommen. Seine
Lehrjahre, bey einem ordentlichen Kunstpfeifer fingen Himmelfarth
1742 an. Er wart si fleißig in der Musik, als es bey den Haus-
arbeiten, dazu manche ihn brauchte seyn konnte, und er musicirte
so gut, als es sein Meister erlaubten. Sein Herz, das leicht be-
weglich und sehr empfindlich war, haftete, bey der Folge von
traurigen Widerwärtigkeiten, voll Hofnung, an die Religion, und|<3>
ward er durch diesen Hang des Herzens, zur [***] eines Predigers
in Braunschweig geführt, der Privat[***]ungen, und wie man
sagte, pietistisch, für mich aber rührend predigte. Dieser Prediger war
zwar als ein gottloser Heuchler entdeckt. Aem. aber hatte durch ihn
den Vortheil, daß er allerley gute Bücher zum Lesen, und
mit besseren Leuten, als seinen



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