D-Q4527: Difference between revisions
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2. Haben Sie auch überdacht, daß, da Sie sich neue Verbindlichkeiten auflegen, Sie ihre na- | 2. Haben Sie auch überdacht, daß, da Sie sich neue Verbindlichkeiten auflegen, Sie ihre na- | ||
türliche Freyheit einschränken? | türliche Freyheit einschränken? | ||
Allerdings; denn iedes gesellschaftliche Verhältniß bringt dieß mit sich. Aber nur Despotismus | |||
ist wahre Einschränkung. Ich hoffe von dem erlauchten Orden, daß ich <strike>von</strike> mit diesem darinn ver- | |||
schont werde. So lange ich überzeugt bin (und ich habe das volle Zutrauen zu den edlen Ob[ern] | |||
und Mitgliedern des Ordens, daß Sie mir den Irrthum dieser Ueberzeugung nie unmöglich machen | |||
sondern immer mehr <u>durch Thaten</u> bestätigen werden —) daß es bey dem Orden und allen | |||
Pflichten die er auferlegt auf Beförderung ächter Sittlichkeit lediglich abgesehen sey, so lange | |||
werde ich iede Forderung, die deshalb an mich geschieht, als Forderung meines eignen Innersten | |||
und nicht als Einschränkung sondern vielmehr als Erweiterung meines freyen Würkungskr[ei-]|<2> | |||
ses ansehen. Verbindlichkeiten von meiner Seite vermehren sich; aber ich glaube mit moralischer Zu- | |||
versicht, daß in gleichen Maaße auch die Verbindlichkeiten anderer gegen mich zunehmen | |||
werden. Kann ich also etwas dabey verlieren? | |||
Revision as of 11:45, 27 July 2019
- Metadata: Item:Q4527
- Transcript and Commentary: Christian Wirkner (talk), 27 July 2019
Commentary
Transcript
Fragen meines Recipienten, Hw. Doctor Hufeland, an mich,
nebst meinen Antworten.
I. Was für einen Begriff machen Sie sich von diesem Orden?
Daß er einen edlen Zweck habe, Menschen zu veredeln, Sittlichkeit zu erhöhen, und, so weit die Kräffte
des ORdens es zulassen, auch die Glückseligkeit in Harmonie mir der Sittlichkeit zu bringen; daß
die Obern hoffentlich solche Mittel dazu kennen und, [***] vielleicht eben doch diese Vereinigung, in ihrer
Gewalt haben, die ich nicht so genau kenne, oder allein nicht mit so guten befolgen brauchen kann.
daß Den Erfolg selbst denke ich mir als im Eintzelnen nicht immer auffallend, aber doch als merklich,
nur wohl nicht so groß, als Enthusiasten sich ihn denken könnten. Wenn, wie ich hoffe, das was
der Orden thut, nicht in Worten besteht, sondern in Kraft, so ists der Mühe werth, zu dem
Bestreben nach seinem Zwek behülflich und thätig zu seyn, wenn man dasselbe auch nicht er-
reicht. Streben, nicht Erreichen, gibt dem Menschen seinen Werth. Die Zukunft wird mich besser
und bestimmter belehren.
2. Haben Sie auch überdacht, daß, da Sie sich neue Verbindlichkeiten auflegen, Sie ihre na-
türliche Freyheit einschränken?
Allerdings; denn iedes gesellschaftliche Verhältniß bringt dieß mit sich. Aber nur Despotismus
ist wahre Einschränkung. Ich hoffe von dem erlauchten Orden, daß ich von mit diesem darinn ver-
schont werde. So lange ich überzeugt bin (und ich habe das volle Zutrauen zu den edlen Ob[ern]
und Mitgliedern des Ordens, daß Sie mir den Irrthum dieser Ueberzeugung nie unmöglich machen
sondern immer mehr durch Thaten bestätigen werden —) daß es bey dem Orden und allen
Pflichten die er auferlegt auf Beförderung ächter Sittlichkeit lediglich abgesehen sey, so lange
werde ich iede Forderung, die deshalb an mich geschieht, als Forderung meines eignen Innersten
und nicht als Einschränkung sondern vielmehr als Erweiterung meines freyen Würkungskr[ei-]|<2>
ses ansehen. Verbindlichkeiten von meiner Seite vermehren sich; aber ich glaube mit moralischer Zu-
versicht, daß in gleichen Maaße auch die Verbindlichkeiten anderer gegen mich zunehmen
werden. Kann ich also etwas dabey verlieren?