D-Q6364

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Transcript

Geliebter Bruder,

Auf Ihr QL vom Adar muß ich erwidern, daß
allerdings in Chursachsen und auch in Dresden einige
aber nur sehr wenige Mitglieder unseres Ordens
sind; daß solche aber Ursachen haben, sich sehr
geheim zu halten. Wir verlangen nicht zu wissen,
was für Ursache Sie zu dieser Frage haben.

Wenn Sie aber in Leipzig oder Dresden eigne oder
anderer guter Menschen Angelegenheiten haben, bey denen
Sie meinen Hilfe von Mitgliedern haben zu können:
so sagen Sie nur unverhohlen, worauf es ankommt,
und wir wollen dann thun, was möglich ist.|<2>

Auf Din.

Ihre Mittel, den Kindermord zu verhindern,
sind ohne Widerrede heilsam. Dennoch bekenne
ich ganz frey, daß wohl noch die Zeit nicht
da sey, wo man solche alle in Vorschlag bringen
dürfte. Indessen steckt in Ihrem Aufsatze
mancher schöner Stoff, der es verdiente, so
verbreitet zu werden, daß man davon einen
Aufsatz in ein gutes Journal brächte. Den
Regierungen wäre dabey mit guten
Gründen anzurathen, langsam zu
verfahren, und ein Mittel nach dem
andern
, einzeln in Thätigkeit zu bringen,
damit sie nicht das Geschrey wider sich erführen,
als wollen sie die Hurerey befördern. Z.B.
Erst Abschaffung der Kirchenbusse. Dann
Verminderung oder gar Abschaffung der Brüche.
dann die Absondrung von den Jungfrauen,
u.s.w. und zwischen jeder Verordnun[g] etliche
wenige Jahre verstreichen lassen. Alle
langsamen Reformationen wirken sichrer, als
die Schnellen. Die Sache ist wichtig, und
des Nachsinnens der Menschenfreunde höchst
würdig. Sagen Sie mir doch nächstens, ob Sie
was dagegenhabe[n], daß Ihre Skitze unter BBrr.
zum weiteren Nachdenken zirkuliere?

Ich bin mit Achtung und Liebe
Ihr treuer
Basilius

Anmerkungen