D-Q10001

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Commentary

Transcript

Picentia den 27.sten Din 1155.

Der unbekannte Basilius erinnerte einstmahls (kurz, aber vortreflich), daß
„wir unsere Einsichten über irgend einen Punckt, zwar nie für untrüglich, aber
„auch nie etwas darum für unmöglich halten müßten, weil wir die Art und
„Weiße der Möglichkeit nicht übersehen könnten. Das Kind muß mehr glauben,
„als der Mann
! — dieß war in wenigen Worten unendlich viel gesagt!

Nach dem damahls geäußerten Beyfall der geliebten BBr. zu Syrakus,
über die Wahrheit und Schönheit dieser kleinen Schrift, hofte ich, daß davon
Anlaß genommen werden würde, die darinn enthaltenen Grundsätze auf
irgend einen Gegenstand anzuwenden, der noch iezt auf Aucktorität anderer
geglaubt oder bezweifelt wird, als wohin die Absicht des Basilius wahrscheinlich zielte.

Das menschliche Nachsinnen ist beyweiten noch unerschöpft, und vielleicht,
unter gehörig angewandten, theils noch zu entdeckenden Stärckungs-Mitteln,
weiß es von gar keinen Grenzen, und durch sein Irrdisches nur im
schnellern Fortgang gehindert; aber zu glauben: dieß und jenes ist möglich ,
denn ich sehe die Art und Weiße der Möglichkeit nicht ein, ist wieder die
Pflicht und Würde eines vernünftigdenckenden Wesens, welches nie blind
glauben, nie blind bezweifeln soll.

Daher hatte Basilius die Worte des Rousseau, unter seine Schrift
gesetzt: Cela ne se peut, es tun mot qui fort rarement de la bouche
des sages; ils disent plus frequemment: je ne sai.

Ich möchte wohl wünschen, daß dies den geliebten BBrn. nochmals vor-<2>
gelegt, und zugleich mit Benennung eines oder des andern Gegen-
standes, der bißher vor unmöglich gehalten wurde, anwendbar
gemacht würde, weil Wahrheit ein Geschäft ist, nicht für einzelne Kants
und Herders, sondern für gewählte, ausgesonderte, in Eins zusammenfließende
Corps.

Ali

Notes