D-Q175764

From FactGrid
Jump to navigation Jump to search

Commentary

Spittler und Trebra wurden in den Orden aufgenommen. Zudem wurden Spittler und Feder das erste Mal öffentlich freimaurerisch tätig.
Schäfer erhielt den kleinen Priestergrad. Koppe betonte besonders seine Freude über diese Beförderung in Anbetracht der vorangegangen Verfolgungen Schäfers.
Moldenhawer bekam von den Oberen den Befehl, während seiner Spanien- und Italienreisen nicht im Sinne des Ordens Erkundungen anzustellen oder neue Gruppen zu gründen.
Dennoch bestehe er darauf, zumindest gewisse Gesichtspunkte von Klöstern und Bibliotheken, die vorteilhaft für den Orden seien können, zu recherchieren.

Transcript

Andrus am 11. 1152 Jezdedgerd.

Bericht vom Monat Adarmeh 1152. an die Provincial Obern nach

Der entwichne Monat hat uns in dem Pr[ofessor] Spittler[1] einen Br. geschenkt, von dessen Einsichten, philosophischen Scharfsinn, und unverstellter Rechtschaffenheit der Erl. Orden gewis sehr grosse Erwartungen sich zu machen berechtigt ist. Er hat den Revers geschrieben und die Tabellen ausgefüllt. [2] Beydes leg’ ich bey. Vor einigen Tagen ward derselbe auch durch öffentliche Einweihung Freymaurer,[3] und unser bester Marc Aurel[4] nahm an demselben Tage zum ersten Male an unsren Maurerischen Arbeiten öffentlich theil.

Br. Prometheus[5] hat den kleinen Priestergrad erhalten, und wird hoffentlich seinen herzlichen Dank dafür den Erl. Obern selbst bezeigt haben.[6] Mir ists doppelte Freude, da ich den lieben Br. aus eigenem Umgange von Seiten seines Kopfs und Herzens als einen sehr aufgeklärten und edel denkenden, nur durch mannigfaltige Leiden mistrauisch und furchtsam gemachten Mann kenne, auch dasselbe Urtheil über ihn von Männern, die ihn vor der Epoche seines Unglücks in seinem Vaterlande gekannt haben, zu meiner innigsten Freude erfahren habe.[7] Er hielt in unsrer gestrigen □ eine Rede über den Eifer in der M–y, so im Geist unsres Systems, wie ich mich nicht leicht erinnere, einen M–ischen Aufsaz gelesen zu haben.

Die im lezten Provincial Beschluß den Presbytern empfohlnen Bücher werden von denselben gelesen und ihr Urtheil darüber den E. Obern frey|müthig mitgetheilt werden.

Das erhaltene Impressum ist an alle BB. unsrer Direction ausgetheilt worden.

Dem Br. Godeskalkus[8] werde ich die Befehle der Erl. Obern, sich auf seinen Reisen in keine Erkundigungen, unsren erhabenen O. betreffend, einzulassen, noch weniger neue Etablissements desselben zu stiften, mitzutheilen nicht ermangeln.[9] Einer seiner Hauptwünsche aber war, auf gewisse GesichtsPunkte aufmerksam gemacht zu werden, die er, besonders in Italien und Spanien, in dasigen Klöstern und Bibliotheken weiter, zum Vortheil des O. verfolgen könnte.[10] Recherchen aller Art zu machen, ist gerade die Hauptfalte seines Geistes; daher ich ihn in dieser Art von Wirksamkeit für uns gern gesezt sehen möchte.

10 Q. L. füge ich angeschlossen bey. Dem Br. v. Trebra,[11] den ich Galenus genannt habe, ist das Noviziat von mir mitgetheilt worden; sein Q. L. aber nicht eingegangen. Ich gedenke ihn mit nächster Post den MinervalGrad zu schicken und hoffe daß die Erl. Obern es nicht misbilligen werden, wenn ich ihn so wohl als Br. Spittler (Pierre Bayle) – zwey gewis nicht unbedeutende Männer – von der Probeabhandlung[12] zu dispensiren mir die | Erlaubnis gehorsamst erbitte.

Der väterlichen Huld und Güte der hohen Obern empfehle ich mich angelegentlichst gehorsamst, und erwarte Ihre fernern Befehle mit ehrfurchtsvoller Ergebung.

Acacius

Notes

  1. Ludwig Timotheus (Freiherr von) Spittler (1752–1810), 1778–97 Professor für Geschichte in Göttingen, 1797 württ. Geh. Rat, 1806 Staatsminister und Kurator der Universität Tübingen; Mitglied der Göttinger Loge „Augusta zu den drei Flammen“, Jan. 1783 Illuminat („Pierre Bayle“). Vgl. Joist Grolle: Landesgeschichte in der Zeit der deutschen Spätaufklärung. Ludwig Timotheus Spittler (1752–1810) Göttingen 1963. Item:Q1144
  2. Rülings Bericht zufolge wurde Spittler am 4.1.1783 aufgenommen (StA Hamburg, 614-1/72 Gr. Loge, Nr. 1275).
  3. Spittler war am 27.12.1782 Mitglied der Loge „Augusta zu den drei Flammen“ geworden. Vgl. Grolle, a. a. O., 33.
  4. Johann Georg Heinrich Feder Item:Q325
  5. Andreas Gottfried Schäfer Item:Q1003
  6. Vgl. Schäfer, Quibus licet, 31. 12. 1781 (StA Hamburg, 614-1/72 Gr. Loge, Nr. 1274).
  7. Schäfer stammte aus Regensburg und lebte bis 1781 in Hanau, nachdem eine „unglückliche Liebschaft mit einer jungen siebenbürgischen Gräfin, deren Familie sehr angesehen, und in deren Haus er Hofmeister war, […] ihm gefährliche Verfolgungen“ eingebracht hatte (Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe IV.2: Briefe an Jean Paul, 1794–1797 Hg. Dorothea Böck u. Jörg Paulus, Berlin 2004, 537).
  8. Daniel Gotthilf Moldenhawer Item:Q785
  9. Vgl. Koppe, Quibus licet, 31.10.1782.
  10. Zu Moldenhawers Aufenthalt in Spanien vgl. Émile Gigas: “Un voyageur allemand-danois en Espagne sous le règne de Charles III”, in: Revue hispanique Bd. 69, 1927, 341–519.
  11. Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra (1740–1819), 1773 Vizeberghauptmann in Marienberg, 1779 in Zellerfeld, 1791 Berghauptmann, 1795 Erb-, Lehn- und Gerichtsherr in Bretleben bei Gotha, 1801 kursächs. Oberberghauptmann in Freiberg; 1762 Mitglied der halleschen Loge „Philadelphia“, 1772 der Dresdner Loge „Zu den drei Schwertern“. Vgl. Koppe, Bericht vom Nov. 1782: „Wie ich über diese Aquisition den Beyfall unsrer Erl. Obern zuversichtlich zu erhalten hoffe, so kann ich denselben zugleich die frohe Versicherung geben, daß er, obgleich er alter Freymaurer ist, doch mit einem Enthousiasm in die ganze Sache eingegangen, und […] seine Freude über die Vortreflichkeit des Systems auf eine solche Art bezeugt hat, daß ich gewis hoffe, gerade in diesem Manne ein recht thätiges Werkzeug zur Beförderung unsrer guten Absichten gefunden zu haben.“ (StA Hamburg, 614-1/72 Gr. Loge, Nr. 1274) Item:Q1229
  12. Vgl. ÄI 23.