D-Q175769

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Commentary

Der Bericht listet vor allem die Neuaufnahmen in Stolberg-Roßlas betreuten Provinzen und geht dabei kurz auf die Aktivität der jeweiligen Gruppen ein.
Charakterbeurteilungen und Beförderungen finden sich nur wenige.
In den allgemeinen Anmerkungen am Schluss des Dokumentes beschreibt er, was seiner Ansicht nach der Zweck des Ordens sei und inwiefern der jetzige davon abweiche, berichtet von
einzelnen Mitgliedern und anderen Menschen im Umfeld des Ordens, der Aktivität und Vorfällen in vereinzelten Städten und Minervalkirchen und geht auf eigene familiäre Beziehungen ein.

Transcript

Inspections-Bericht

vom Monathe Benmeh

1152 Jezdedgerd. |[1]


Vorläufig muß ich hier erklären, daß ich selbst mit keinem meiner Berichte zufrieden bin. Alles ist noch zu unvollkommen. Von keiner Stadt kan ich noch sagen: Es gehet so, wie es gehen soll. Der Arbeiter sind noch gar zu wenige. Ich schreibe, lobe, bitte, schmeichle, muntere auf. Es hilft aber nicht genug. Ich muß mich und meine Obere also damit trösten, daß die Natur selbst iedes Große durch langsame Verbreitung bewirket.

Und nun zur Sache. |


Insections-Bericht

vom Monathe Benmeh 1152 Jezdedgerd.

I Provinz Macedonia. I Praefectur Paphlagonia


Utica. Raphael[2] des wakeren Epictets[3] geheimer Secretaire ist als Lehrer der deutschen, lateinischen Sprache, und Zeichen-Kunst nach Vendome in Frankreich verreiset.

Picus Mirandolanus[4], welcher die besten Zeuignisse erhält, schlägt einen iungen Menschen, Nahmens Gaeng[5] vor, welcher 4 Jahre zu Bruchsal im Seminarium als Lehrer der Aesthetic stand, nachher aber bei der in der Geschichte des dortigen Fürsten Epoche machenden Auswanderung der besten Leute, ebenfals sein geistliches Kleid ablegte. Epictet, welcher aus vielen Berichten deßelben seinen Caracter und Kantniße hat kennen lernen, hält ihn für ein brauchbares Glied des O[rdens] und bittet, die Br[üder] in Salzburg, wo er Lehrer der Edelknaben ist, davon zubenachrichtigen.

Seneca[6] soll in seinem Q[uibus] L[icet] angefragt haben, ob der O[rden] Mittel und Wege habe, zu Rom eine Dispensation in Puncto Coelibatus für einen katholischen O[rdens] Br[uder], der noch nicht Priester ist, zuerwirken? Im Falle der Möglichkeit, glaubt Seneca, thue der O[rden] ein sehr gutes Werk an dem Bruder, indem er sich diese Sache schon so tief in sein Herz gesenkt habe, daß er ohne Lösung auf dieser Erde kaum mehr werde glücklich seyn können. Epictet empfielt diese Anfrage bestens. Es ist mir leid, daß dergleichen Foderungen nicht immer auf eine kluge Art abgelehnt werden, wie ich meine Provincialen gebeten.

Aufgenommen sind hier:

1. Johann Anton Fuchs[7], geb[oren] zu {Argenthal} im Ober-Amte Simmern im Aprill 1756. Rector der reform[ierten] lat[einischen] Schule in Alzei. Versteht Philosophie, Geschichte und Theologie, hauptsächlich Religions-Geschichte. Von Epictet ins Noviciat aufgenommen den 11ten Benmeh. Heißt im O[rden] Lucianus. Kan als Rector einer Schule dem O[rden] Zöglinge erziehen und zuführen.

2. Johann Ludwig Erb[8], geb[oren] zu Rohrbach bei Heidelberg den 13ten Octob[er] 1763. Theolog[ie] Stud[ent] in Utica. Ein ganz vortreflicher iunger Mensch. Hat den O[rdens] Nahmen Bucer.

3. Daniel Theodor Fuchs[9], geb[oren] in Montingen den 5ten Dec[ember] 1755. Reformirt. Heßen Homburgischer Titular Hofrath, wohnt in Utica, durch Epictet ins Noviziat aufgenommen den 1ten Merz 83. Heißt Plautus.


Thessalonica. Von der Confoederations-Angelegenheit hört man nichts. Der Brief von Athen wird aber gewiß dem Paracelsus in Athen sezen. |

Crito[10], iezt in Brükenau, äußert in seinem Q[uibus] L[icet] den Wunsch, aus allerlei Ländern die Verordnungen zuhaben, welche die Viehseuche betreffen.

Massinissa[11] ist Minerval geworden. Er ist ausnehmend zufrieden und warm für den O[rden]

Aufgenommen wurden hier:

1. Carl Joseph Blessen[12], geb[oren] den 29ten Jul[i] 1757 in Thessalonica; Churfürstlicher Jagd-Rath, aufgeklärt und edel, ins Noviciat getreten im Merz 1783. Ein Mann, welcher seine Verbindung mit den meisten Familien in der Regierung dem O[rden] dienen kan. Heißt Terentius.

2. Georg Friedrich Freiherr von Kinckel[13], geb[oren] zu Trappensee bei Heilbronn den 5ten Jun[i] 1741, lutherischer Religion, nicht Maurer, Churfürstlicher Major, steht mit vielen Großen in Verbindung. Ins Noviziat getreten den 26ten Febr[uar] 1783. Heißt Eugenius.


Patara Hier ist Alfred[14] aus Liebe zur Bequemlichkeit ausgetreten. Der O[rden] hat aber nicht Ursache, Trauer anzulegen.

Constantinus Palaeologus[15] ist Illuminatus minor.

Dionysius Longinus[16] ist in den Minerval-Grad erhoben worden.


II Praefectur Albania.

Epidamnus. Leo Armenus[17] ist nunmehro hier Local-Oberer. Seine Caracter-Schilderung ist von des vorigen Obern sehr verschieden. Im Ganzen genommen scheint er weniger verschwendrisch mit Strichen.

Sextus Empiricus[18] hat als Oberer die erste Versamlung mit Beifall und gutem Erfolge gehalten.

Hegesius[19] hat das 3te Heft.

Mancocapa[20] und

Porphyrius[21] haben Notam 0.

Von Drusus[22] und Asclepiades Cynicus[23] ist in denen Berichten nichts gemeldet. Ich werde desfals anfragen.

Fox[24] und Fohi[25] sind, theils unter dem Vorwand der Geschäften, theils weil sie den O[rden] für unbeteudend halten, ausgetreten. Entweder hätte man diese Leute nicht aufnehmen sollen, oder man hat in ihrer Führung gefehlt.

Der Policei-Commissarius von Epidamnus ist unter dem Nahmen Johann Reuchlin[26] ins Noviciat getreten. Das weitere Personale fehlt noch.


III Praefectur Pamphilia. Ist noch unbesezt.


IV. Pisidia

Stagira. Hier ist aufgenommen Peter Joseph Brewer[27] Churfürstlicher Ober-Kelner im Amte Bonn pp, geb[oren] in Bonn den 9ten May 1753. Ins Noviciat getreten den 23 Febr[uar] katholisch.


II Provinz Thessalien 1. Praefectur Picinum


Clandiopolis. Hier werden die Versamlungen ordentllich und zweckmäßig gehalten. Merkwürdiges ist nichts vorgefallen, außer daß der hiesige lutherische Praeceptor Gehra[28] (seine Tabelle fehlt mir noch) in dem ersten Maurer-Grad und Noviciat aufgenommen wurde. Der große Mangel der Copisten bewog die Br[üder] hiezu.

Übrigens ist er ein guter Mann.

Der Ort hier ist klein. Kein Zuwachs ist also nicht zuerwarten. Genug, wenn immer eine kleine Zahl brauchbarer und thätiger Männer hier ist, welche die Angelegenheiten der Provinz besorgen helfen, einen Theil des Briefwechsels tragen, und die fremden besuchenden Br[üder] unterrichten.


II. Praefectur Servia.

Gaza. Sotion[29] ist krank und bettlägerig. Er hat nur einen kleinen Brief hieher geschrieben, worin er seine Unthätigkeit entschluldigt.

Noch kan ich also nichts detaillirtes von Gaza melden.


Triconium M[arcus] Antonius[30] hat den Illum[inatus] min[or] erhalten.


Smyrna Hier haben wir also Wurzel gefaßt. Aufgenommen sind:

1. Anton Mathias Sprickmann[31], geb.zu Münster den 7ten Sept[ember] 1749, Doctor der Rechten, Rath und Referndarius bei der Münsterischen Regierung, Professor des deutschen Staats- und Lehn-Rechts, und der deutschen Geschichte bei der dortigen Academie. In Wetzlar hat er den 6ten Grad in der stricten Observanz erhalten, und ist in der □ in Münster deputirter Meister. Den Revers hat er unterschrieben den 12ten Febr[uar] 1783, und heißt im O[rden] Johannes Huß. Er hat den Minerval-Grad, und wird, sobald seine Fragen-Beantwortung und Abhandlung einlaufen, Illum[inatus] min[or] werden. Die ganz untern Grade haben zu wenig Nahrung für einen solchen Mann. Er steht in Briefwechsel mit Klopstock, Claudius, Gerstenberg, Boie, Overbeck, Casparson, Kleucker, Moeser, {Höpfner}, Bürger.

2. Walter Anton Schwick[32], geb. in Münster 1753 im Jenner, Doctor Juris, wohnt in Münster, katholischer Religion. Ins Noviciat getreten den 12ten Febr[uar] 1783. Nicht Maurer. Heißt Muratori. Er ist Minerval.

Diese beiden Leute glühen für den O[rden]. Huß schwärmet ordentlich, und weiß der Vorsehung nicht genug zudanken, daß sie ihn in diesen Hafen der Glükseeligkeit gebracht hat. Durch ihn können wir manchen guten Mann erhalten. |


III Praefectur Soria. Baniascum.[33]

Auf den Beitritt der hiesigen kleinen □ zur Association können wir ziemlich sicher rechnen. Lysander[34] und Philochrestes[35] sind wirklich mit Wisbaden und Friedberg in O[rdens]-Sachen beschäftiget, weswegen sie wenig hieher schreiben. Ihre Gegend ist überhaupt dürre. Wenige Beamte, die zu unsern Zweken taugen, und keine Handlung. Das einige Verdienst, das sie sich also machen können, ist, in Friedberg und Wisbaden eine O[rdens] Colonie anzulegen.


IV. Praefectur Tagana. ist noch unbesezt.

Kleucker und Sprickmann müßen uns hier helfen. Ein Unglük ist, daß die eingelaufenen Tabellen so wenig Verbindung und Briefwechsel mit Leuten aus dieser Praefectur anzeigen.


III Provinz Dacien. I. Praefectur Lydia 1

Sebaste. Molay[36], welcher mit manchen Schwachheiten doch sehr viele gute Eigenschaften verbindet, bittet um Empfelung in München. Ich lege seine Bitte und einen Brief an die Fürsten bei, und empfele diesen würklich guten Mann angelegentlichst. Die edle Art, mit der er sich um unsertwillen die Ungnade zuziehet, die seinem Beutel gewiß fühlbar werden wird, hat mich für ihn eingenommen.

Seleucus Philopator[37] und

Charondas[38] sind Minervalen geworden. Lezterer hat die 3 Maurer-Grade erhalten.

Auch die Logen werden nun in Sebaste mehr im Geiste unseres O[rdens] gehalten. Die Br[üder] lesen theils eigene, theils fremde Aufsäze vor, und diese Art von Arbeit gefält allgemein.

Ptolomaeus Lagi. 1 = 2 = 3 = 4 ≡ 5 ≡ 6 ≡ 7 ≡ 8 ≡ 9 v[acat] 10 v[acat] 11 ≡ 12 = 14 ≡.

Valerius meldet, daß sein Caracter und Denkungs-Art sich in manchen Stüken geändert habe. Er wird orthodoxer, beschüzt Pfaffen, und aergert sich über Aeußerungen, die ihm sonst Freude machten. Gewiß rührt dies von seiner großen überall sichtbahren Neigung zur Mystic her. So hatte er Anfangs auch ein ziemliches Verlangen, Starcks System kennen zulernen.

In Myriacum[39] und den übrigen Orten dieser Praefectur ist noch alles tod. Aber bald werden wir auch da Leute haben.


II Praefectur Lydia II. Das wesentliche, was ich aus den Q[uibus] L[icet] aus Heßen zusagen weiß, ist:

1. Daß Caleb[40] den kleinen Illum[inaten] Grad

2. Zamolxis[41] den Illum[inatus] maj[or] und

3. Cimon[42] von Philo[43] den kleinen Priester-Grad erhalten, worüber er große Freude hat.

4. Luitprand[44] ist Illum[inatus] min[or] geworden. |

5. In Desium[45] sind alle Vorkehrungen zu einer □ und Minerval-Kirche gemacht.

6. Anselmus[46] ist zum Meister vom Stuhl bestimt, und nach Philo’s Urtheil die Krone aller herrlichen Br[üder].

7. Gideon[47] ist Minerval und Freimaurer-Gesell.

8. In Desium ist aufgenommen

Justus Hermann Seedorf[48], geb. in Hannöverisch Minden den 22ten Aprill 1741. Arzt und Hofrath, Fr[ei]m[aure]r im 2ten Grade, lutherisch. Die Zeit seiner Aufnahme ist nicht gemeldet.


III Praefectur Epirus.[49] Das alte Elend! Alles ist confus. Gott weiß woher. Aus Anlagen, womit Valerius[50] seinen lezteren bericht begleitet, habe ich einige Männer kennen lernen, welche die stärksten Gründe ihrer Kälte angeben. Ich weiß sonst keinen rath. Philo giebt sich nicht mehr mit Edessa ab.

Valerius ist sehr aufgebracht, und sieht nun, von etwas Leidenschaft geblendet, alles in schwarzem Licht.

Unser wakerer Alberoni, welcher eine seltene Gabe hat, die falschen Köpfe zu recht zubiegen, geht in einigen Wochen nach Edessa. Ich will an Valerius schreiben, daß er diesem Vollmacht gebe, alles daselbst in Ordnung zubringen. Wenn noch iemand helfen kan, so ists Alberoni. Alle Bbr. sind gegen einander, fast alle kalt, aufgebracht. Mittelmäßige Leute stehen oben, und andre, die ich aus Briefen als kluge und wohldenkende Männer habe kennen lernen, stehen unten und werden versäumt. Kurz der Geist der Verwirrung herrscht da im höchsten Grade.

Es ist sehr – sehr gefehlt worden.

Cromwell hat unklug gehandelt. Seine an mich gelaufenen Berichte enthalten warlich nicht das indeste, das Fähigkeiten, und Directions-Geist zeigt. Aristides war sein Liebling – dieser avancirt, und ein großer Bericht von ihm, den ich vor mir habe, enthält die absurdesten, unbedeutensten Kleinigkeiten – Er klagt z. E. daß in der □ zu Edessa zuviel Reformirte seyn, die darin herrschen wollen. Sehr wichtig ist ihm der große Punkt von den Ordenszeichen p – Kurz man kann es keinem Edesser übel nehmen, wenn er nicht unter einem solchen Mann stehen will. Und diesem hat Cromwell 2 Paquete mit der Überschrift: Ritter- Priester- und Regenten-Grad hinterlassen, welche zueröfnen er sehr begierig ist.

Ein Brief von Leonhardi zeigt, einen denkenden, für große Zweke fühlbaren, gesezten Mann – dieser wird aber ganz versäumt, will Rath, Aufschlüsse – verspricht Eyfer, und erhält keine Antwort. |


IV. Praefectur Peloponesus. Eudoxias

Hier ist aufgenommen der Professor der Rechte und Regierung-Rath Dr. Musaeus[51]. Er hat den O[rdens] Nahmen Dante Alighieri erhalten. Das Personale von ihm fehlt noch.

Gratianus muß ein vortreflicher Mann seyn. Ich habe von ihm einige überaus schöne Briefe in O[rdens] Sachen gelesen.


V. Praefectur Apulia. Unser guter Bruder Simias in Issus hat in seinem Q[uibus] L[icet] einen Bericht von einer daselbst unter dem Rindvieh und Hämmeln grassierenden Milz-Krankheit gegeben, auch von einer da durch veranlaßten Krankheit eines Mezgers, und erbittet sich medicinischen Rath. Epictet hat die erforderlichen Anstalten getroffen.

Simias hat seine Lebens-Geschichte von 32 Bogen an Epictet geschikt. Dieser lobt sie ausnehmend. Welch ein seltenes beispiel von einem Mezger!

_____

Hier ist also, Erlauchteste Obere, das merkwürdigste, das die Berichte enthalten, und dies ist wenig genug.

In Sebaste herrschen zu Zeiten kleine Irrungen, die dem besten Fortgang des O[rdens] hinderlich sind.

In Edessa ist alles so schoen angelegt, den O[rden] auf ewig aus dieser Stadt zuverbannen.

Lydia die 2te ist noch ganz in ihrer Kindheit.

Von Macedonien habe ich gute Hoffnungen, wenn nicht auch da ein böser Geist aufsteigt.

Thessalien ist auch noch arm. Wird aber wegen größerer Behuthsamkeit im Aufnehmen dereinst eine schöne Provinz werden – |


Nun noch einige allgemeine Anmerkungen.

1. Der wichtigste Gegenstand des O[rdens] ist Bildung künftiger Mitglieder. Dis ist aber auch der schwerste. Niemand will sich gerne diesem edeln, aber mühsamen Geschäft unterziehen. Diese Erzieher müßen selbst erstlich erzogen werden. Männer in Aemtern haben keine Zeit zu solchen Geschäften. Junge Männer, die noch in keinem Amte stehen, verwenden ihre Zeit meistens auch ungerne für andre, weil sie an ihrer eigenen Vervollkommnung arbeiten, sich selbst zu künftigen Aemtern bilden. Überall finden sich Schwierigkeiten, die Muthlosigkeit erzeugen könten. Doch ich will nicht klagen. Ich habe Muth, veste Zuversicht, daß wir über alle Hinderniße noch siegen. Ich sage dis alles {mehr, nuhr}, um den langsamen Fortgang der Sache zuentschuldigen.

2. Ich habe, glaube ich, schon angemerkt, daß der iezige Obere in Epidamnus seine Br[üder] ganz anders caracterisirt hat, als der Vorige. Eine erstaunende Verschiedenheit – Wer hat nun Recht oder Unrecht?

Von Dacien habe ich wenige Schilderungen erhalten, weil Valerius bei dem Mangel guter Praefecten, und seinem klugen Mistrauen in die Menschen-Kentniß, und Leidenschaftslosigkeit seiner Br[üder], es nicht wagen wolte, mir vieleicht ganz irrige Begriffe zugeben; so bin ich also so klug als vorher, und muß in Getuld warten, bis Zeit und günstige Umstände mich nach und nach in ieder Gegend einige ausgesuchte Menschen finden laßen, die alles in Ordnung bringen.

3. Meine Schwester hat bei der Fürstin von Hohenlohe eine gewaltige Achtung für den Hofmeister ihres armen Sohnes gefunden, und aus Klugheit noch wenig gesprochen. Es ist aber dem Schurken verboten worden, seinem Zöglinge wiedrige Begriffe gegen die Protestanten beizubringen. Sie hoft, die wirklich gute Mutter gewiß dahin zubringen, daß sie den iungen Prinzen den Klauen dieses infamen Pfaffen entreiße.

4. Von Dahlberg habe ich noch nichts weiters gehört. Er bat sich einige Tage Bedenkzeit aus. Unbegreiflich ist mir, daß dieser kluge Mann einen Hang zur Pielisterei haben soll. Wie schwer ist doch einem Genie, nicht auszuschweifen!

5. Täglich erwarte ich die Nachricht, daß in Coeln einige gute Leute angeworben sind. Ich bitte daher gehorsamst, mir zusagen, ob ich iezt diese Stadt nebst Coblenz zu Thessalien ziehen darf? Crescens wird gewiß nicht unwillig darüber, und wahrer Vortheil für den O[rden] ists! Es ist in Coeln durchaus nichts zu thun, wenn die Leute an Roscius angewiesen werden solten. Sprickmann von Münster schreibt an Agis: er kenne den Roscius als einen angenehmen Mann[52] und Bruder, allein | er habe ihn mit Bedacht in Münster vermieden, [53] weil er bei all seinem Credit in der □ ihn als eien Schauspieler niemahls hinein führen dürfte.

6. Meine Provincialen verwenden sich nach Kräften für Xenocrates. Ich hoffe die Collecte wird gut ausfallen. In ungefehr 14 Tagen hoffe ich, etwas gewißes melden zukönnen.

7. Crescens hat sich wegen einer in Epidamnus zuerrichtenden □ nicht deutlich genug erklärt. Nun meldet er mir, daß es politischer Ursachen wegen nicht angehe, und daß er nichts wünschte, als die Ritualien, nebst der Vollmacht, heimlich Brüder aufnehmen zudürfen. Ich werde aber suchen, eine heimliche □ daselbst zuerrichten, welche doch immer unsere Liste verstärken wird.

8. Valerius schikt immer kein Q[uibus] L[icet] über mich. Meine Schuld ists nicht. Ich weiß nicht, hält er es für einen kleinen Jesuitismus, und glaubt, ich würde es doch eröfnen, oder solls ein Compliment seyn – Morgen will ich ihm noch einmahl deswegen schreiben.

9. Er meldet mir, daß ihm der Auftrag gegeben worden sey, Kortum[54] anzuwerben. Dieser ist nun Goubernial-Rath in Lemberg geworden, und von Valerius so gestimt, daß er bittet, ihm einen Bruder in der Nachbarschaft von Lemberg zunennen, an den er ihn weisen könne. Ich habe einen Brief dieses Mannes an Valerius gelesen, welcher ganz im Illuminaten-Geist geschrieben ist.

10. Wegen der Confoederation ist mit Edessa alles in Ordnung. Die dortige □ hat zugesagt, und Valerius läßt nun die Einladung druken. Er meldet mir, daß es nöthig seye, München nicht mit an die Spize zustellen, weil sonst Waldenfels aussprengen würde, die Association sey ein bloßes Werk, der Illuminaten, deren Siz er in Bayern angiebt, und was kan, sagt er, aus Bayern gutes kommen?

11. Vor kurzem habe ich einen Besuch von einem gewißen Preusischen Major, Jost Christian von Seemen[55], gehabt. Er hat wirklich das Werb-Commando in Frankfurt. Dieser Mann – ist mein Bruder. Mein seeliger Vater[56] ließ sich nach dem Tode meiner Mutter[57] ein Mädchen[58] an die linke Hand antrauen, welche von des Kaysers Maiestät nobilitirt wurde. Dieser Major ist eine Frucht dieser Ehe. Ich glaube nicht, daß ich partheiisch spreche, wenn ich versichere, daß er ein überaus rechtschaffener Mann ist. Ich habe ihn hier in den O[rden] aufgenommen, und ihm wegen seines Alters, seines Herzens, und seiner mit unsern Planen übereinstimmenden Denkungs-Art den Illum[inatus] min[or] und die 3 symbolischen Maurer-Grade ertheilt. Genie ist er nicht, | hat aber einen richtigen, geraden Bon sens, und Welt-Kentniß. Ich werde Valerius schreiben. Vieleicht kan er in Edessa als heimlicher Censor gebraucht werden. Er ist geb. in Wickerode im Stolberg-Roßlaischen den 11ten Merz 1734, lutherischer Religion, und heißt im O[rden] François de Guise.

12. Bisher habe ich meinen Wunsch nach höheren Graden zurükgehalten, so lebhaft er auch war; so halte ich es für Unbescheidenheit, in Foderungen zutringlich zuseyn. Nun hat mir, der mir unbeschreiblich theure, Spartacus einige Mahle von meiner baldigen Beförderung gesprochen. Ich halte es also für Pflicht, hier meinen herzlichen Dank dafür abzustatten, und zuversichern, daß ich dem Empfang höherer Grade mit Freude und Sehnsucht entgegen sehe; denn ich erwarte Großes!

Den Gebrechen der Menschheit abzuhelfen, dazu wird vieles erfodert! Wißenschaften voll Schlaken, die nicht wenig zum Unglük der armen Menschen beitragen, Eine Religion, die – Christus nicht so verstand, als die meisten Christen, eine Politique – die Gott sey es geklagt – der Teufel nicht verderblicher hätte einrichten können – welche traurige, tief gewurzelte, schwer zuhebende Hinderniße, die sich den göttlichen Bemühungen unseres O[rdens] entgegen sezen! Wer solte nicht Graden mit Sehnsucht entgegen sehen, welche, nach meinen iezigen Begriffen, so erhabene Gegenstände zum Inhalt haben?

13. Eucharius, Alberoni, und Agis empfele ich dem Vertrauen der Erlauchten Obern angelegentlichst. Es sind Männer, denen man alles anvertrauen kann – ganz geprüft, die unabläßig arbeiten, dem O. feurigst anhängen, und zwar nicht mit einer gefährlichen schwärmerischen Hize, sondern mit einer Wärme, die eine Frucht kalter, ruhiger Überlegung ist.

14. Die Zwei so genanten gelehrten Grafen zu Stolberg sind meine nahe Verwandte; allein lange schon bin ich außer aller Connexion mit ihnen. Sie sind mir zu sehr Dichter. Ich liebe den Mann nicht, der statt der Welt wesentlich zunüzen, die Welt blos ergözt. Es ist um so tadelhafter an Leuten, denen es, wenn Kopf und Stand zusammen treffen, leicht wird, sich auf einen Posten zuschwingen, wo sie Werkzeuge zum Glük der Menschheit werden können. Indessen können sie vieleicht dem O[rden] nüzlich seyn. Um sie hinein zubringen, schlage ich 3 Wege vor: 1) Durch Newton in Issus. 2) Kan Huß in Smyrna den Klopstock suchen aufzunehmen; und Klopstock meine Vettern, deren Freund er ist. 3) Habe ich gehört, daß Lavater[59] in Zürich, der Theolog, einer der unsrigen ist. In diesem Fall könten sie durch ihn dem O[rden] zugeführt werden. |

15. Ich freue mich innigst, daß wir in Aeolien so trefliche Männer unter uns haben. Diese Provinz verspricht gewiß viel.

Ich werde mein möglichstes anwenden, einen O[rden] in Aufnahme zubringen, für den ich eine Ehrfurcht und Anhänglichkeit habe, die allen Ausdruk übersteigt.

Heute sind verschiedene Briefe eingelaufen, deren Inhalt folgender ist:

16. Sprickmann in Münster ist in Feuer und Flamme, und kan nicht Worte genug finden, sein Entzüken über seine Aufnahme in den O[rden] zubeschreiben. Er meldet aber, daß die Domherrn, welche den wichtigsten Theil der □ ausmachen, wahrer Chur-Adel sind, nehmlich unaussprechlich hochmüthig, und daß mit diesen Herrn wenig anzufangen.

17. Dahlberg ist unser. Crescens giebt mir die erfreuliche Nachricht, er seye ehedem in einer gewißen Art von Rosenkreuzerischer Verbindung gewesen, scheine aber Misvergnügt über diese Gesellschaft zuseyn. Ist dem also, so wird er sich vieleicht mit desto mehr Feuer an uns anschließen.

18. Crescens wünscht, daß ein wichtigerer Bruder ihm die höheren Grade ertheile. Ich habe mich dem Crescens angeboten, im Fall er glaube, daß Dahlberg sich damit begnüge. Man müßte ihm versprechen, daß außer Photius und Crescens niemand etwas von seinem Eintritt wißen solte, als die höchsten Obern. Da ich dis nun nicht bin, so wird vieleicht ein Höherer mit ihm sich einlaßen müßen. Ich erwarte Crescentis Meinung darüber.

19. Auch habe ich den Crescens gebeten, wann es ohne Beleidigung geschehen könne, ihme die Beantwortung der Frage aufzugeben, welches die höchste Bestimmung des Menschen sey, und durch welche Mittel er dieser Bestimmung am leichtesten und geschwindesten nahe gebracht werden könne?

20. Crescens fragt mich, ob er dem Dahlberg auch den kleinen Regenten-Grad geben dürfe? Ich habe ihm die Erlaubniß ertheilt, doch mit der Bedingung, wenn die Grundsäze der vorhergehenden Grade mit den seinigen übersinstimten.

21. Vergangenen Herbst war Crescens in Briefwechsel mit einem gewißen Herrn von Bibra in Meinungen. Er schrieb ihm etwas von unserer Verbindung und nun erhält er von diesem Bibra einen Brief, worin er ihm meldet, der Herzog von Gotha und Bode haben ihn getrungen, er solle doch gleich zu Crescens, welcher damahls in der Nachbarschaft war, reisen, und sich in die angetragene Verbindung aufnehmen laßen. Er habe es damahls nicht gekont. Nun fragt Crescens, ob er ihn aufnehmen dürfe? Er schildert ihn als einen der rechtschaffensten Männer | auf der Welt, der aber wenig Wißenschaft, und eine mittelmäßige Portion von Verstand hat. Er ist Obrist-Hofmeister der alten verwittibten Herzogin. Ich bitte mir Verhaltungs-Befehle aus, was ich Crescenti antworten soll?

22. Neuern Nachrichten zu Folge geht die Theosophie in Strasburg schlafen. Ihr Haupt-Apostel daselbst sieht sich von seinen nun durch allzulanges vergebliches Warten abgekehrten Gemeinen verlaßen.

23. So eben läuft anliegender Brief ein, auf welchen Rüksicht zunehmen, ich sehr bitte.

Ich verharre in der vollkommensten Hochachtung,

Derer Erlauchtesten Obern,

Clandiopolis

den 5ten Pharavardin getreuster

1153. Jezdedgerd. Campanella.

Notes

  1. Daneben von Schröders Hand: Februar 1782.
  2. Wilhelm Ferdinand Becker Item:Q85
  3. Johann Friedrich Mieg Item:Q779
  4. Philipp Joseph Brunner Item:Q174
  5. Johann Philipp Gäng Item:Q367
  6. Johann Escher Item:Q306
  7. Johann Anton Fuchs Item:Q360
  8. Johann Ludwig Erb Item:Q299
  9. Daniel Theodor Fuchs Item:Q358
  10. Conrad Anton Zwierlein Item:Q1376
  11. Johann Friedrich Hugo von Dalberg Item:Q227
  12. Carl Joseph Blessen Item:Q127
  13. Georg August Heinrich von Kinckel Item:Q584
  14. Ludwig Conrad Hecht Item:Q464
  15. Carl Wilhelm Rettig Item:Q928
  16. Sigmund Johann Christoph Friedrich Freiherr von Rotenhan Item:Q961
  17. Philipp Ernst Scheppler Item:Q1018
  18. Johann Stephan Maria Valentin Dominik Burkard Item:Q184
  19. Friedrich Carl Franz Xaver Valentin Maria Freiherr von Greiffenclau zu Vollrads Item:Q421
  20. N.N. Schwab Item:Q1089
  21. Nicolaus Joseph Krüger Item:Q621
  22. Johann Georg Ignatz Mansuet Rüding Item:Q968
  23. Andreas Simon Item:Q1124
  24. Anton Franz Metternich Item:Q765
  25. Johann Melchior Simmler Item:Q1123
  26. Franz Konrad Macke Item:Q713
  27. Peter Joseph Brewer Item:Q164
  28. Johann Ludwig Friedrich Heinrich Gehra Item:Q379
  29. Philipp Vinzenz Maria Freiherr de Witte von Limminghe Item:Q236
  30. Bernhard Wilhelm Hardt Item:Q454
  31. Anton Matthias Sprickmann Item:Q1148
  32. Walter Anton Schwick Item:Q1101
  33. Diez, Item:Q84154.
  34. Ludwig Ernst Marchand, Item:Q724.
  35. Johann Ernst Schmidt, Item:Q1051.
  36. Friedrich Jacob Dieterich von Bostell Item:Q143
  37. Joseph Carl Christian Theodor Freiherr von Eberstein Item:Q275
  38. Joseph Matthias Kosmann Item:Q615
  39. Myracium, Friedberg in Hessen im Illuminatenorden (Item:Q165034).
  40. Ludwig Wilhelm von Baumbach Item:Q76
  41. Friedrich Wilhelm Otto August von Baumbach Item:Q75
  42. Johann Christian Ludwig von Eschwege Item:Q309
  43. Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr von Knigge Item:Q595
  44. Heinrich Wilhelm von Eschwege Item:Q308
  45. Rotenburg an der Fulda.
  46. Christian Erich Constantin Hüpeden Item:Q543
  47. Friedrich Heinrich Gottfried Hüpeden Item:Q544
  48. Justus Hermann Seedorf Item:Q1106
  49. Frankfurt-Fulda.
  50. Franz Dietrich Freiherr von Ditfurth Item:Q248
  51. Johann Daniel Heinrich Musäus Item:Q806
  52. Mann { Nahmen
  53. Verbessert aus vermiethen
  54. Ernst Traugott von Kortum Item:Q614
  55. Christian von Seemen Item:Q1107
  56. Jost Christian Stolberg-Roßla Item:Q183803
  57. Amelie Auguste Gräfin zu Stolberg-Gedern Item:Q183804
  58. Auguste Elenore von Seemen (geb. Gebser) Item:Q184263
  59. Johann Caspar Lavater Item:Q1458