D-Q2591

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Transcript

Indem ich Ihnen, Mein gnädigster Innigstverehrtester und Geliebter Herzog, den Brief des guten
Sp. wider zurüksenden und meine herzliche dankbare Freude über dessen gnädigste Mittheilung
Ihnen zu schreiben im Begrif war, erhalte ich die in jenem Brief gedachten papiere von
Dicearch,[1] die ich so gleich, nebst des leztern Brief an mich, Ihnen Bester Einzig Geliebter
Timoleon, zur nähren Einsicht vorzulegen eile. In mir sind bey Lesung aller dieser
Schriften folgende Ideen rege gemacht worden, für die ich mir Erw. Durchl. gnädige
und nachsichtsvolle Beurtheilung erbitte und zuversichtlich verspreche.

1. Was ich als den gewissensten Erfolg Ihres Schreibens an Sp. gnädigster Bester Fürst,
voraussah, liegt nun zu unser alle Freude am Tage. Der dem guten L.G. unbiegsam scheinende
Mann ist gebeugt und ganz auf dem Punkt wo wir ihn haben wollen. Er fordert nur,
was wir ohne im höchsten Grad undankbar zu seyn, ihm nicht versagen können: achtungsvol-
le Schonung gegen dasjenige, was sein Werk ist; dessen Mängel er selbst einsieht, die
Möglichkeit eines noch bessern noch vollkommeneren Werks selbst ahndet, auch zur Aus-
führung desselben selbst thätig mitwirken will, aber unmöglich zugeben kann, daß dies
alles ohne Rüksicht auf das Gute, das seine Arbeiten bis dahin gewirkt haben, vorgenommen
und ausgeführt werden soll. Ganz unerwartet, und eben daher doppelt erfreulich war
mir sein Versprechen, selbst einen Plan des neuen höhren O. zu entwerfen, und ihn
Ew. Durchl. mitzutheilen. Diese Idee, Gnädigster Bester Herzog, suchen Sie ja in Ihrem
nächsten Briefe noch mehr in ihm anzufachen und zu erhalten: von diesem seinem Plan
verspreche ich mir sehr viel, und aus der Zusammenstellung von diesem und Dicearch seinem|<2>
wird sich leichter etwas grosses und gemeinnüzziges herausbringen
als aud den immer einseitig bleibenden einzelnen Bemerkungen und Erinnerungen
über den lezten Dicearchschen Plan allein.

2. Ihm selbst, dem Dicearch, wünsche ich von diesem Versprechen des Sp. Na[chricht]
geben zu dürfen: um ihn zu bewegen, daß er mit allen seinen Vorschlägen über [***]
Ausarbeitung der Hefte nach seinem plan
vor der Hand ganz zurükhalte, nur die z[***]
valGrad gehörige Anleitung für junge Leute fertig mache, diese dem Sp. selbst schike
und ihn bey der Gelegenheit um seine eignen Ideen wie ein höheres O. einge[***]
werden müste
, ersuche, ohne dabei der Ausbesserung seines Plans zu gedenken. [Viel-]
leicht wäre es dem guten, aber etwas stolzen und sich selbst zu sicher fühlenden Diecarch [***]
that, wenn er Spartakus Brief selbst lesen dürfte.

3. die besonders eingewikelten Papiere wurden Ew. Durchl. die Gnade haben, nach [***]
an Lud. Germ.[2] zu schiken. Einen andren Gebrauch aber davon in öffentlichen Zeitungen [zu]
machen, würde ich nie rathen. Es ist noch immer eine Frage, ob nicht die ganze [***]
von den geheimen vom Churf. selbst unterschriebenen Comissoriale des Inquisitors ei[***]
blinder, von der Besorgnis einzelner Bb. selbst erzeugter Lärm, und auf [***]
gegründetes Gerücht sey, dessen Bekanntmachung sehr gefahrlich werden könnte.


4. Dagegen aber wünschte ich, so bald der Sturm in Baiern sich gelegt ha[***]
Sp. darauf aufmerksam gemacht werden könnte: ob nicht in Athen Bb. wären, die d[***]
Unvorsichtigkeit und überalgebrachte Freygeisterey in ReligionsAusserungen, und durch|<3>
unordentliches schwelgerisches Leben Veranlassung zu jenen [***] gegeben haben;
und ob nicht, wenn dies sich so fände, diese Verfolgung selbst dazu zu nuzzen seyn
möchte, daß die ganze Verbindung in Athen aufgehoben und nur die ädelsten und rein-
sten der dortigen Bb. in geheimer Theilnehmung an den fortgehenden Arbeiten des Os. er-
halten würden.

5. Vor allen Dingen ist jezt zu überlegen, wie am schnellsten und glüklichsten das Noviziat
und der MinervalGrad nicht carhirt, aber, wie Ew. Durchl. Selbst wünschen, umgeändert, und die
übrigen Hefte von den anstössigen Stellen gereinigt werden können. Dies ist wirklich das
erste, was wir jezt zu thun haben, aber wie ich glaube auch das schwerste: so bald dies Ge-
schäfte irgend ein anderer als Spartakus selbst übernehmen soll. Sein Ideen Gang ist es ein-
mal, der in allen diesen Heften herrscht, in den kein anderer sich so hineindenken kann, daß
er nicht Veränderungen machen würde, die am Ende dem Spartakus misfielen. Ich dächte
also, das einzige was wir übrigen hirbei thun könnten, wäre: Durchsicht jedes einzelnen Heftes,
und Bemerkung dessen, was uns mangelhaft und unschiklich scheint. Diese bemerkungen schikten wir
an Sp. überlassen es aber mit unbegränztem Vertrauen ihm: in wie weit er von dersel-
ben bey der Läuterung der Hefte selbst, um die wir ihn bitten müsten, Gebrauch machen
wollte.

6. Dicearch wünscht in seinem Briefe, daß der RegierungsR. Hapel, der Minister v. Dom[***]
und der 0946

Notes

  1. Christoph Martin Meiners Item:Q754.
  2. Johann Martin Graf zu Stolberg-Roßla Item:Q1170.