D-Q2592

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Transcript

Wie ich bekümmert dasizze, Bester Gnädigster Herzog, im bitteren herzlichen Gram über eine
Unbesonnenheit, die ich diesen Vormittag begangen, und durch die ich Sie, Ädelster Gelieb-
tester Fürst, zwar, wie Sie mir's gewis zutraun, wider meinen Willen, aber doch darum
nicht weniger empfindlich gekränkt habe. Das eine Blatt, das Ew. Durchl. heute früh er-
hielten, war eine blosse Beylage, in der der heftige durch Sp. sich beleidigt fühlende Mann
seine verdriesliche und unmuthsvolle Laune gegen mich allein noch freyer und ausgelassener
geäusert hatte. Diese verwechselte ich in der Eile des Versiegelns mit dem Anfange
des eigentlichen Briefes, den ich jezt beylege; und verursache Ihnen dadurch einen
Verdrus, vor dem ich Sie hätte bewahren sollen und können. Innigst kränkt mich dies:
das weiß Gott, und nur Ihr einzig gnädiger und vortreflicher Brief konnte mich beruhigen:
ein Brief, der mir, so lange ich lebe, als rührendes Denkmal Ihrer guten und grossen
Seele heilig seyn soll: nicht blos wegen der Milde, mit der Sie, Gnädigster Herzog,
über mein eigen Versehen, als wenn sie es gar nicht bemerkt hätten, wegeilen;
sondern noch unendlich mehr wegen der erhabnen und ädlen Gesinnung gegen den
Mann selbst, der im Augenblik des Unmuths gegen Sp. auch so gar gegen Sie, Lieber
guter Fürst, ungerecht werden konnte. Mit herzlicher Beschämung fühle ichs, daß
eines so ädlen Betragens unter gleichen Umständen ich nicht fähig gewesen
wäre; und so bitte ich nun auch nicht mehr un Vergebung für mein Versehen,|<1>


das mir einen so erhabenen und wahrhaft göttlichen Zug Ihrer vor#
Seele entdekken muste.
  Und nun auch für alles, Gnädigster Herr, was Sie in diesem selb#
lichen Schreiben über Dic. und Sp. gegenseitige Gesinnungen, und wie w#
des ganzen bevorstehenden Gährung zu betragen haben, um ohne P#
als Wahrheit und Tugend liebende Männer überall empfunden zu werden; so D# Weise und liebevoll emp-
fangen Sie meinen innigst gerührtesten Dank und die treue Versicherung
bey dieser Gelegenheit wider sehr lebendig in mir gewordenen Empfindung
des Glük, von ihnen, Bester theuerster Timoleon, geliebt zu seyn und i#
lichen Verhältnis auf Ihre weise Belehrung, und die liebevolle Mitth#
herrlichen Empfundungen zu meiner eigenen Bildung und Verädl[ung]
Anspruch machen zu dürfen daß ich dies Glük als eine der grösten ##
thaten, die mein Leben auszeichen, täglich mit herzlich frohem Dank
daß ich dessen nie unwürdig werden möge, innigst und angelegentlich
                                         Ew. Durchl
       d. 27ten Jan. 85. so lange ich bin, denkbar[treuster] |<2>

Notes