D-Q2601

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Transcript

Wie mich jeder Beweis Ihres Vertrauens zu meiner Rechtschaf-
fenheit und meiner kindlichdankbarten Anhänglichkeit an Ihnen,
Liebster Gnädigster Herzog, so ganz unaussprechlich erfreut;
so that denn dies auch Ihr gestriges ganz Liebe und Vertrau-
en ausdrükkendes herrliches Billet. Innigst dankt Ihnen dafür
mein frohes Herz, und die unzurükhaltende Offenheit, mit
der ich es jezt beantworte, sey Ihnen, Bester Geliebtester,
ein Beweis der Wahrheit und Lebhaftigkeit dieser frohen
und dankbaren Gefühle.
  Unser armer leidender Sp. verdient unser innigstes Mitleid
und unsre möglich thätige Unterstüzzung. Darin stimmt Ihr Herz,
Ädler Vortreflichster, mit L.G. und Epictet und jedem ädlen
guten Br. ganz überein. Aber eben so lebendig fühle ichs,
daß die Ansprüche aif die Wohlthätigkeit eines Fürsten, den man
einmal als guten und liebevollen Fürsten kennt, unermeßlich
sind: daß jeder nur nehmen, jeder von ihm unterstüzt seyn
will; und daß auch die freygiebigste Wohlthätigkeit des besten Fürsten
zur Befriedigung aller Wünsche, die ihm vorgetragen werden,
nie zureichen würde. Sehr begreiflich ist mirs daher, Bester Ge-
liebtester Herzog, daß auch Ihre Liebe zum Wohlthun, besonders in
der M_y, von jehers sehr gemisbraucht seyn worden: und daß
auch jezt der gute L.G, von dieser Ihrer Liebe mehr erwarten, und|<1>


Sie zu mehrerem vielleicht auffordern werde: als er wohl selbst, bey
allem seinem guten liebevollen Herzen, wenn er ganz in Ihrer
Lage wäre
, würde thun können und wollen. Und doch weiß ich,
daß Ihr ädles liebendes Herz auch diese nicht ganz billigen und
gerechten Forderungen ihm doch gern verzeiht, und sich freut, wenn
gleich nicht so viel, als er im Augenblik des er# Mitleids
wünschte und hofte, so doch etwas zur Erleichterung und zum Trost
des unglüklichen beytragen zu können. Diese Freude aber, Bester
Theuerster Herzog, sollte, wie mich dünkt, jezt keiner von denjenigen unsrer Bb.
die den Zwek und Plan unsers Bundes ganz übersehen
, unter den
jezzigen Umständen sich versage: und mein unterthänigster Vorschlag
wäre daher dieser: ob nicht jeder Regent zu einer ganz im Stillen
zu gebenden Beysteuer zur einstweiligen Unterstüzzung der Familie des
Sp.
aufzufordern wäre und die eingegangenen Gelder ihm, ohne daß er
wüste oder je erfahre woher sie kämen
, eingehändigt werden könn-
ten. Mein Scherflein wollte ich gern dazu beytragen, und meine
Freunde in Andrus würden es auch mit Freude thun.
  Daß wir übrigens wegen seiner ferneren Aussichten erst seine
Antwort auf meinen Brief, und die Folgen die dieser bey dem
Durchl. ## der Universität haben wurd, erwarten müssen,
ehe in Andrus etwas für ihn geschehen darf, finde auch ich,
Gnädigster Herzog, sehr nothwendig: und schon die Nachricht,
daß Sie selbst noch ehe L.G. ein Wort Ihnen schrieb, auf eine
so reelle Art für sein Glül zu sorgen, geneigt sind, wird |<2>


dem lieben guten Alten gewis eine sehr empfindliche
Freude machen.
  Zugleich übergebe ich Ihnen, Bester Geliebtester Herzog,
die mir gnädigst anvertrauten Q.L. u. den Bericht des guten
Amilius mit dem innigsten herzlichen Dank; und bitte um
gnädige Nachsicht gegen die paar eingeworfenen Ideen
über die Frage unsres theuren Geliebten W.F.
  Dem guten H. Stephanus, von dessen ädlem Sinn, und
grosser Thätigkeit ich mir sehr viel verspreche, wünschte
ich wohl, daß seine Bitte wenigstens in der Ew. Durchl. un-
tergebenen Inspektion, durch ein Circular erfüllt werden könnte.
  Sein Vorschlag, mehr Magistrats Versammlungen zu halten,
gefällt mir weniger. Es würde nicht allein dies die Publi-
zität vermehren, und Aufsehen machen, sondern auch, wenn
nicht alle bb. des Stephani Thätigkeit haben, oft sehr
langweilige Zusammenkünfte veranlassen, und eben dadurch
den Enthusiasm der Bb. schwächen.
  Hirbei gehen auch zurük die mir gnädigst geliehenen 2 St.
der Berliner Monatsschrift, die mir viel Freude gemacht haben,
besonders der Aufsaz über #mahrey. Mit dem herlichs-
ten Dank für ihre ## Mittheilung bitte ich zugleich um gnädige
Nachsicht, daß ich Sie so lange behielt, und noch mehr um Nachsicht
gegen diesen Brief, und um die Erhaltung Ihrer Liebe, von der meine ganze
Zufriedenheit, mein ganzes Glük hier, so sehr abhängt. Ihr ewig dankbarer A.|<3>


Notes