D-Q2604

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Transcript

Wie Sie, Mein Gnädigster vortreflichster Herzog, durch Ihr Billet
voll Gnade und Liebe mich aufs neue so innigst erfreut, aber
auch eben so herzlichst beschämt haben! Ich muß es Ihnen gestehen,
ich war, ehe ich es erhielt, oft traurig; ich machte mir selbst
Vorwürfe über mein leztes Billet, fand viele Stellen desselben
viel zu unbescheiden und zu vorlaut, als daß ich nicht hätte fürchten
sollen, daß ungeachtete des gnädigsten Vertrauens, daß Sie, Bester Innigstge-
liebtester Herzog, in die #lichkeit und weichheit meiner Gesinnungs-
sezze, doch die Art wie ich sie dort geäussert hatte, Ihnen
misfällig gewesen seyn könnte. Und wie der Gedanke, Ihr Misfallen
mir zugezogen zu haben, mich traurig machen müste, darf und kann
ich Ihnen so wahr und lebhaft, als ichs fühle, nicht schreiben. Jezt
sind sie nun auf einmal verschwunden, alle diese traurigen
Ahndungen durch die mich so ausaussprechlich erfreuende Versicherung;
daß Sie auch jenes Billet gnädig und gut aufnehmen, weil Sie mehr es
auf mein Herz und meine Gesinnungen, als auf den Ausdruk der-
selben zu achten so sehr geneigt sind. Den innigsten wärmsten Dank
reicht Ihnen denn, Lieber vortreflicher Herzog, dies gute und Ihnen
so ganz und treu ergebene Herzg, auch für diesen rührenden Be-
weis Ihrer Liebe, und bittet Sie vertrauensvoll um deren Erhaltung.
  Sollte es nicht gut und möglich seyn, Bester Gnädigster Herzog, die
erhaltenen gedrukten Papiere sämtlicher Regenten aller Inspektionen|<1>


mitzutheilen, und ihnen bey dieser Gelegenheit ein Wort der
Warnung zu schreiben: wie so sehr dringende Ursache wir besonders
jezt haben, selbst gut, und in der Wahr der Männer, die wir mit
uns verbinden, äusserst vorsichtig zu seyn, um jene fürchterliche
Anklage, die unsre Feinde gegen uns erheben, durch unser eigne
Beipsiel entkräften und widerlegen zu können? Das. dünkt mich,
wäre der einzige Gebrauch, den wir von dieser traurigen Ge-
schichte machen dürften: sonst finde ich es, wie Sie, gnädigster Herzog,
durchaus nothwendig, und ganz still und leise zu verhalten, und auch
nicht den geringsten Schritt dagegen zu versuchen. Die Schriften
selbst habe ich gestern (gewis doch mit Ihrer Genehmigung, Bester Ge-
liebtester Herzog) unserm theuren Walther Fürst, der mir einen Brief
von Amilius über Garve geschikt hatte, zum durchlesen mitge-
theilt. Dann wünschte ich sehr, sie mit dem heute nach Andrus gehen-
den Boten dorthin schiken zu dürfen. Nur um diese Erlaubnis
bitte ich noch inständigst, und sobald sie von dort zurükkommen,
übergebe ich sie so gleich Ew. Durch. ganz: denn nur für Sie, Bester
theuerster Herzog, gar nicht für mich selbst, hatte ich sie verschrieben:
es ist Ihr Eigenthum, von dem ich mir eignen Gebrauch machen
zu dürfen, mir die gnädige Erlaubnis erbitten muß.
  Daß Sp. mir nicht geschrieben hat, ist mir unerklärlich. Ich wür-
de glauben, der Brief wäre aus Versehen in der Eile des Ver-
siegelns zurükgeblieben. Aber das ganze Pakket hatte weder sein
Siegel, noch war es von seiner Hand überschrieben. Die Ad-|<2>


drese war von einer ganz fremden Hand: und drinnen kei-
ne Zeile; woher und von wem ich die Sachen erhielte.
  Die beyden Abdrukke der nöthigen Beylage sind, so viel
ich verglichen habe, einander völlig gleich. Der Anfang aber,
der das Schreiben des misvergnügten Bb., nebst einem gewis
ächten Briefe des Diomedes
, enthält; und dann die 2te Bey-
lage
, sind nach meiner Empfindung die allerschlimmsten und für
uns nachtheiligsten Aufsäzze in der ganzen Samlung. Die leztere
ist gewis von einem recht ächtem R.+, und einem unversöhnlichen
Feind der J.
der mit teuflischer Bosheit, alles, was uns dem Fürsten
wie dem Volk verhaßt und abscheulich machen kann, hervorzusuchen
gewußt hat. Ich kenne, Bester Herzog, aus eigener Erfahrung den
Ton dieser Leute ziemlich genau: und bey einer zweyten Durch-
suchung werden Sie Selbst diese meine Versicherung gewis gegründet finden.
  Und nun noch einmal, Mein Guter Unaussprechlich Geliebter
Herzog Dank innigsten Dank für die Freude, die Ihr gnädiges
Billet meinem Herzen gemacht hat, einem Herzen, das seine
Verehrung und Liebe für Sie, uns seinen Wunsch, Ihnen wohlzu-
gefallen, schlechterdings durch Worte nicht ausdrükken kann.
             d. 10ten März 85. Acacius.

Notes