D-Q2656

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Commentary

Transcript

Herr Getr. Br. und Vater!

Ich sene mich jetzt schon recht sehr, Ihnen die zärtlichsten Nahmen,
die ich weiß, wieder mündlich geben zu können. Die beständige Zu-
stimmung, in der man auf Reisen lebt, macht zwar, daß man seinen
täglichen Kummer vergißt und stärkt Leib und Seele: aber weil
alle Freundschaften und Verbindungen, die man so flüchtig knüpft,
keinen Halt haben, so wünscht man sich bald wieder an den
Zirkel zurück, wo man mit dem ganzen Herzen zu
Hause ist, das heist, zu den Brüdern Chrysostomus[1] und Cleobulus,[2]
nebst Spanheim.[3] Die Umstände meiner Abreise, werden
mich bey Ihnen entschuldigt haben, daß ich weder Abschied genommen
noch um Urlaub gebeten: und daß ich noch nicht geschrieben, ver-
zeihen Sie mir wegen der Menge von Bekanntschaften, die ich hier
sowie in Frankft. Mannheim, Speier und wo ich fast war, gemacht
habe, und wegen der Nothwendigkeit, unterdessen mein Zeitungsge-
schäft fortzusetzen. Hier sind auf 50 Br. und darunter mehr aus-
gezeichnete brave Leute, als man von einem katholischen Lande
erwarten sollte. Mir thut man sehr schön, und sucht mich zu
bewegen, meine Boutiquen hier oder in der Nähe aufzuschlagen —
und die Gegend hat so viel Reitz für mich, daß ich den Vorschlag
nicht geradezu verwerfen mag. — In 8 Tagen hoffe ich Sie an
mein Herz drücken zu dürfen. Unterdessen küssen Sie den lieben
Guido della Torre in meinem Nahmen.

Epidamnus, den 27. Jul. 84.

Henr. Stephanus
ich

Notes

  1. Christian Georg von Helmolt Item:Q474.
  2. Christian Heinrich Wehmeyer Item:Q1298.
  3. Johann Gottfried Bohn Item:Q137.