D-Q3759

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Commentary

"Sully" Item:Q40463 hat ihm QQLL aus St. Petersburg zugesandt, in denen Johann Daniel Siegfried Leonhardi Item:Q140718, Meister seiner neuen Loge, ihn, Hufeland, um die Gunst einer Correspondenz bittet. Dabei behauptet Leonhardi, rückreisend aus England von Bode in Deutschland zum Illuminaten gemacht worden zu sein. Hufeland zitiert den ganzen Brief, um sich zu versichern.

Transcript

Ich danke Ihnen recht herzlich, mein theuer-
ster Freund, für Ihre Bemerkungen über Stark[1]
Sie haben mir, und was ich daraus ohne Namen und
Veranlassung
Schützen[2] mitgetheilt habe, hat auch diesem
viel Freude gemacht. Er glaubt indessen, es wäre das
beste, wenn Sie abermals von einem Ungeweihten
beurtheilt würde, weil das die meiste Unpatheylich-
keit seyn würde, und will ihn also selbst recensiren
— Sonach wären Ihre versprochenen Anmerkungen
nicht nothwendig; sollten Sie aber sie dennoch machen
wollen; so würde das für mich und andre gewiß
eine der herrlichsten Lectüren seyn, und ein
wichtiges Anehrenstück werden. In diesem Fall
bitte ich mir einen Wink, und das Büchlein|<2>
soll broschiert und durchschossen werden
die Anmerckungen folgen Ihrem Verlangen noch im Original zurück.

Hier sind 7 B.B. — St. Evr.[3] läßt sich einer Unpäß-
lichkeit wegen entschuldigen.

Ich muß Sie sehr bitten, mir den Brief von
Schl., den ich Ihnen neulich mitgab, zurückzusenden,
weil ich ihn noch nicht beantwortet habe.

Sie finden unter den Q.L. eines von Sully in St. Peters-
burg.[4] Folgende Stelle seines Briefs an mich ist von einer
Art, daß ich Belehrung (wenigsten in Rücksicht des Mannes,
der darin vorkommt) von Ihnen erwarten kann:

Leonhardi,[5] Hofmeister allhier, der sich 10 Jahre in England auf-
„gehalten, die Stelle eines königl. Notarius verwaltet, und
„auch eine Engländerin geheyrathet hat, ist mein zweyter
„Freund, in der engeren Bedeutung des Worts (Weils doch
mit zu seiner Charakteristik gehört: er ist der Übersetzer
der Lästerschule[6] und einiger anderen Tome) Außer der Gleichheit|<3>
unserer Gesinnungen und Grundsätze kettet uns
noch ein viel engeres, ein viel heiligeres Band an einander;
er ist mir und Ihnen verwandt, wie ich Ihnen verwandt
bin. Seine großen Kenntnisse in der Maurerey (er ist vor
seiner Reise nach England in Deutschl. von Bode aufge-
nommen) und sein wirklich seltener Eifer, diese zu erweitern
und zu vervollkommnen, haben ihn bewogen, Licht und Aufklä-
rung bey einer Gesellschaft von Männern zu suchen, die
beides in hohem Grade von sich erwarten liessen; Wo,
unter welchen Umständen p.[7] sich diese Begebenheit
mit ihm ereignet hat, werde ich natürlicher weise wol
noch nicht erfahren können; da er viel höher als ich zu
stehen scheint. Er war lange Zeit der Stifter und Vorste-
her der ▭ zum Pilgrim in London, die sich vor allen an-
derm rühmlich auszeichnete. Während seines bisher. Aufent-
halts hier in P. hat er ein Häuflein redlicher Wahrheits-
sucher um sich her versammelt, welches sich unlängst unter dem
Namen des Eichtals[8] zu einer [***] ▭ vereinigt hat,|<4>
und vielleicht bald unter der Constitution des Prinzen Gagarin,
Großen aller ⧉ in Rußl. öffentlich auftreten wird. Wenn je eine
Versammlung von M. eine Schule der Weiheit und Wahrheit genannt
werden könnte, so kann es diese. Entkleidet von allem Tand
und Hochmuth oder der Sinnlichkeit deas edle einfache M[***]
sen zu putzen oder zu entstellen gesucht hatten, wandeln diese
BBr. in Eichthal Hand in Hand den Weg zur Wahrheit, auß wel-
chem ihnen ihr ehrenw. Meister mit männl. Muth und mit kindlicher
Schlichtheit vorleuchtet. Ihre den besonderen Veranstaltungen
weche es getroffen hat, theils die Glieder dieser ▭ eng
mit einander zu verbindenb, theils die würdigen und gesetzt-
ren unter ihnen in einen noch engeren Kreis zusammen
zu schließen, wo aller Prunk, alle Hülle wegfällt, und
wo die Wahrheit ohne den Nimbus von S[***] erscheinen
der dem Auge des jungen Schülers vorenthält, sie in allem
ihrem Glanze zu scheinen — von allen diesen schönen, zu
genießen, und für Kopf und Herz so sehr interessante
Anstalten kan ich Ihnen freylich itzt zur Zeit noch nichts medlen.
Ich habe das beneidenswürdige Glück gehabt nicht nur unter die
kleine Zahl dieser verehrungswürdigen Menschen aufgenommen
sondern auch bis zum Meistergrad unentgeltlich befördert zu wer-|<5>
den, da die Einrichtung der ▭ Niemandem Theil an ihren
Arbeiten gestattet, der nicht diesen Grad besitze."

"Diese Gesellschaft von Männern nun, vorzüglich
"aber meinen Freund Leonhardi, wünschten nach dem, was
ich von Ihnen erzählt habe, mit Ihnen, mein verehrungs-
würdiger Freund, in Verbindung zu treten. L. muthmaßt
Ihnen näher verwandt zu seyn, als Sie vielleicht glauben,
ich weiß, daß er sich nicht irrt. Er hoft, daß Sie bey
näherer Bekanntschaft mit ihm einige Genugthuung darinn
finden werden, ihn kennen gelernt zu haben, und wünscht
seinerseits einen Mann wie Sie zum Correspondenden
über die wichtige Angelegenheit des Wohl der Mensch-
heit in Deutschl., dem Lande der größten sittlichen
Revolutionen, zu haben. — So viel und mehr nicht mehr
zur Erledigung meines Versprechens. Ich erwarte in Ihrer
nächsten Antwort Entscheidung über die Anfrage, ob
mein B. als denn den Briefwechsel eröfnen darf.
Ist dies, so werden Sie sich beiderseits schon bald genug
kennen lernen."|<6>

Ich habe diese Stelle in voller Vollständigkeit abge-
schrieben damit Sie über meinen Freund und B. urtheilen
können; — was ist denn hier zu thun?

Ich erwarte Ihre Antwort, Ewig
Ihr
J. O.

B.[9] d. 22 Dec. 87

Könnten Sie mir nicht einen Recensenten oder auch
ein paar in Freymaurersache vorschlagen? Meine Zeit
wird mir zu kurz und des Schundes ist so viel; und dennoch
möchte ich immer es nicht gern in unrechte Hände geben.
Besonders hätte ich gern einen erfahrnen Mann im
Fache andrer, besonders alter, Mysterien. Ich habe
Becker[10] in Gotha gefragt; Sie wissen aber wohl noch
andre.

Notes

  1. Johann August von Starck Item:Q11205.
  2. Friedrich Wilhelm von Schütz Item:Q1088?
  3. Hans Ulrich von Gadow Item:Q365
  4. "Sully", Quibus Licet, St. Petersburg, 1787-12-07 Item:Q5262
  5. Johann Daniel Siegfried Leonhardi Item:Q140718
  6. Übersetzt ins Deutsche von Johann Daniel Siegfried Leonhardi: The School for Scandal (dt.; Die Lästerschule), englische Komödie von Richard Brinsley Sheridan, am 8. Mai 1777 im Theatre Royal Drury Lane uraufgeführt. https://de.wikipedia.org/wiki/The_School_for_Scandal.
  7. etc.
  8. Loge "Zum Eichthal", St. Petersburg Item:Q195196
  9. Butus, i.e. Jena
  10. Rudolph Zacharias Becker Item:Q84