D-Q3843

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Commentary

Transcript

Hochwohlgebohrnen,
Gnädiger Herr Cammer-Herr[1]

Wenn von den Beruhigungen unserer Herzens gesagt werden könnte,
daß sie zuweilen in fremde Gegenden verreißen und uns so ganz
ausgeleert zurück so würde ich diesen Sommer über den Fall
an mir erlebt haben; allein er war es nicht, weil ich von der
fortwährenden Gnade unseres Duchl. Verehrungswürdigsten Timoleons[2]
sowohl, als von dem hohen Wohlwollen meiner andern Gönner,
auch in Ihrer Entfernung fortrefflich versichert seyn durfte.

Eur. Hochwohlgeb. bezeige ich indeßen das reinste Vergnügen
über Dero glückliche Zurückkunft, und faße zugleich Einiges aus dem
Galimatias[3] meines Lebens da wieder an, wo es zuletzt geblieben
war.

Sie wißen, Gnädiger Herr! das S.mus Aeschilus[4] zu einer|<2>
Bitte von mir, vorbereitet und für Seine Person nicht abgeneigt <>
meine bißherigen Umstände zu verbeßern. Der Hochw. Aemilius[5]
will die Gelegenheit haben, das Memorial zu übergeben, und (wie
ich das Seiner gütigen Theilnehmung zutraue,) selbiges mündlich
mit Vorsprache zu begleiten. Herr Rath Ludecus,[6] der it um Cassen-
Colledio sitzt, als wohin meine Absicht in Ansehung einer gnädigsten
Expecktanz auf hiesige Steuer-Einnahme
, einschlägt, räth mir an,
mich in allgemeinen Terminis auszudrücken, um einen beyträglcuhen
Gehalt eibswweilen zu bitten, und hiernechst zu äußern, wie ich
wünschte, dem Publico von Buttstädt auf irgend eine Art
nützlich zu werden.

Ich muß gestehen, so gern ich bitte, und so groß meine Übung
hierinne von he her gewesen ist, daß ich gleichwohl nicht weiß,
wie ich mich hierbey gut genug zusammen nehmen soll, und daß
ich mich genöthiget sehe, noch einen dritten guten Rath von Ihnen,
mein Theuerester! hierüber gehorsamst einzuholen.

Wäre es, wie es seyn könnte, und wie es in Betracht meiner
vieljährigen Zurücksetzung seyn sollte, (weil ich mich doch warlich
eines zureichenden Bißens Brod nie unwürdig gemacht, und ihn
vielleicht bey niederer Bescheidenheit, Fleiß und Redlichkeit, schon
längst erhasscht hätte;) so würde ich weit weniger bedencklich seyn,
weniger ungleiche Bruits und andere unangenehme Erfolge
befürchten; ich würde die gar nicht übetriebenen Wünsche für die|<3>
Beglückung meiner noch übrigen Tage, mit Zuversicht vorlegen, an
Statt daß, wenn unsere unschuldigen Absichten in mehrere Köpfe
einwandern, und dann nicht selten eine ganz andre Wendung
oder iuristischen Anstrich bekommen, man nicht sicher ist, am
Ende in den Ruf eines Stöhrers des Familien-Friedens zu ge-
rathen, und nichts zu erreichen
.

Eur. Hochwohlgeb. würde sich mein Herz hierüber sehr gern
deutlicher entdecken, allein ich muß hierzu schlechterdings erst Der
Befehl erwarten.

Mit ersinnlichster Hochachtung, unter abgestattetem unterthänigem
Respeckt an Dero Frau Gemahlin, habe ich die Ehre zeitlebens zu be-
harren

Eur. Hochwohlgeb.

unterthänigster Diener
Friedrich Christian Rudorf

Buttstädt
den 4. Octob. 1785

Notes

  1. Joachim Friedrich Ernst von der Lühe Item:Q710 Cammerherr Ernsts II. Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg Item:Q978.
  2. i.e. Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg Item:Q978.
  3. "Galimatias, s.m. Discours obscur & embrouillé le style familier où l on ne comprend rien vide. où il n y a que mots sans ordre & sans liaison qui semblent quelque chose & ne disent rien Gongeries verborum indigesta, volubilitas inanis farrago sermonis obscuritas." - Dictionnaire Universel François et Latin vulgairement appele Dictionnaire de Trévoux (1771).
  4. Serenissimus Aeschilus, i.e. Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach Item:Q979.
  5. Johann Joachim Christoph Bode Item:Q133
  6. Johann August Ludecus Item:Q708.