D-Q4933

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Commentary

Transcript

Wer sollte nicht dem Lande eines Fürstens wegen
Glück wünschen, welcher den Klagen seiner Un-
terthanen, die durch einen bekannten Menschen-
freund an ihn gelangten, geneigtes Gehör
gab, und sich entschliessen könnte, mit Aufopferung
seines eigenen Vortheils den Untergrückungen
abzuhelfen, worüber die Klagen erhoben wurden?
Er will es, er verlanget es, daß sein Interesse
dem Wohlseyn seiner Unterthanen nachstehen
soll; seine Wünsche sind es gewiß, daß alle sei-
ne Unterthanen ruhig und zufrieden leben
und daß durch Erpressungen und Unterdrückungen|<2>
ihnen das nicht entrissen werde, was zur
Ruhe und Zufriedenheit des Lebens iedem un-
entbehrlich ist. — Ich drängte mich zu iedem
beiahrten Manne, sey er auch vom niedrigsten
Stande, so oft es mir begegnet, und suche mit
ihm in ein vertrauliches Gespräch zu kommen,
daß er mir die Schicksale seines Lebens, und
das Gute und Böse, das er aus der Hand der Vor-
sicht[1] empfing, getreulich mittheile. Eine iede
solche Erzählung söhnt mich mit den Schicksale
aus, ist mir mehr Labung der Seele und stärcket
mich im Vertrauen auf die Vorsicht Gottes, daß|<3>
ich muthiger den Wanderstab ergreiffe und den Weg des
Lebens fortsetze. Eben so begierig eile ich hinzu, die Ent-
schliessungen eines Fürsten zu vernehmen, der
dem Wohl seiner Unterthanen seien Vortheil nach-
setzen will, und unter solchen Anordnungen
fühle ich mich schon in eine bessere Welt versetzt,
wo der Sorgen, des Jammers, und der Bedrückungen
weniger sind.

So war es mir auch, als ich hörte, daß dieser gute
Fürst die Verpachtung der Domainen und der
Justiz abzuschaffen beschlossen habe, sollte es auch
zum Schaden seiner Einkünfte gereichen! Bey solchen
edlen Gesinnungen kan er schlechterdings nicht|<4>
wollen, daß durch diese Anstalt, die [...]

den Willen des besten Fürsten ausgeübet
werden. Buttstädt d. 29sten Meher 1156

e. Fabiis

Notes

  1. Im Sinne von [göttlicher] Vorsehung